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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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keine festen Häuser, keine Türme. Die Türken würden keine Mühe haben, ihn einzunehmen und mit seinen Bewohnern nach Belieben zu verfahren. Andrej konnte nur hoffen, das die vermeintlichen Heiden barmherziger waren als der Mann, der angeblich im Namen Christi kämpfte. Tepesch überließ sie einfach ihrem Schicksal - aber das war vielleicht nicht das Schlimmste, was ihnen durch diesen Mann widerfahren konnte.
    »Spar dir deinen Atem«, sagte Dracul.
    »Ich könnte nichts für sie tun, selbst wenn ich es wollte.«
    »Du könntest sie mitnehmen«, sagte Andrej.
    »Und mich von diesem Bauernpack aufhalten lassen?« Dracul lachte.
    »Sie sind nur Ballast. Vlad - sein Pferd.« Vlad zerschnitt mit seinem Messer Andrejs Handfesseln, entfernte sich und kam kurz darauf mit zwei Pferden zurück. Andrej stieg in den Sattel und streckte die aneinander gelegten Handgelenke aus, aber Dracul schüttelte nur den Kopf.
    »Ich bitte dich, lieber Freund«, sagte er hämisch.
    »So viel Vertrauen muss doch sein, oder? Ich meine, wo wir doch Freunde werden wollen.«
    »Wo ist Frederic?«, fragte Andrej. Tepesch sah ihn einen Moment nachdenklich an und gab dann das Zeichen zum Aufbruch. Erst als sie sich in Bewegung gesetzt hatten, antwortete er auf Andrejs Frage.
    »An einem sicheren Ort.«
    »Sicher vor dir?«

    »Auch«, bestätigte Tepesch ungerührt.
    »Jedenfalls hoffe ich es.«
    »Was soll das heißen?« Tepesch lachte.
    »Das ich nicht genau weiß, wo er sich im Moment aufhält«, sagte er.
    »Ich bin nicht dumm. Und ich begehe nicht den Fehler, dich zu unterschätzen. Mein treuester Diener hat ihn weggebracht - an einen Ort, den selbst ich nicht kenne. «
    »Burg Waichs?«, vermutete Andrej. Tepesch seufzte.
    »Vlad redet zu viel«, sagte er.
    »Er ist ein zuverlässiger Diener, aber seine Zunge sitzt zu locker.
    Vielleicht sollte ich sie ihm an den Gaumen nageln lassen … nein, ich weiß nicht, wo er ist. Er wird zu mir gebracht, sobald ich Burg Waichs unbeschadet erreiche. Sollte mir hingegen etwas zustoßen
    …«
    »Ich verstehe«, sagte Andrej düster.
    »Du musst große Angst vor mir haben.«
    »Verwechsle Respekt nicht mit Angst«, sagte Tepesch.
    »Ich habe gesehen, wozu du fähig bist.«
    »Und wenn wir in einen Hinterhalt geraten?«.
    »Dann wäre es um deinen jungen Freund geschehen, fürchte ich«, sagte Tepesch gleichmütig.
    »Das Leben ist voller Risiken.« Andrej sagte nichts mehr. Er hatte nicht vor, sich von Tepesch in ein Gespräch verwickeln zu lassen, dessen Verlauf nicht er bestimmte. Der Mann war gefährlich. In jeder Beziehung. Trotzdem war er es, der das Schweigen wieder brach, nachdem sie eine Weile nebeneinanderher geritten waren.
    »Es gibt da etwas, das du tun könntest, um mein Vertrauen zu gewinnen.«
    »So? Und was?« Tepesch klang nicht sonderlich interessiert. Er drehte nicht einmal den Kopf.
    »Abu Dun.« Andrej deutete auf den Piraten, der mit einem Ausdruck leiser Überraschung den Blick hob, als er seinen Namen hör-te.
    »Lass ihn frei.«
    »Und warum sollte ich das tun?«
    »Er ist dir nicht von Nutzen«, sagte Andrej.
    »Nur ein Gefangener mehr, auf den du Acht geben musst.«
    »Das stimmt«, sagte Tepesch.
    »Vielleicht sollte ich ihn töten lassen.«
    »Lass ihn frei«, beharrte Andrej.
    »Lass ihn gehen und wir reden.«
    »Du meinst das ernst«, sagte Tepesch in erstauntem Ton.
    »Ich hätte nicht gedacht, das du so billig zu haben bist.«
    »Du weißt nicht, wovon du sprichst«, sagte Andrej.
    »Selbst wenn ich dir gebe, was du von mir erwartest, wäre der Preis höher, als du dir auch nur vorstellen kannst.«

    »Ich kann mir eine Menge vorstellen«, sagte Dracul.
    »Aber gut, ich bin heute großzügig. Der Heide kann gehen: Früher oder später schneidet ihm sowieso jemand die Kehle durch.«
    »Dann mach ihn los«, verlangte Andrej.
    »Jetzt?« Tepesch schüttelte den Kopf.
    »Mit dem türkischen Heer auf den Fersen? Das wäre nicht klug. Er wird freigelassen, sobald wir Petershausen erreichen. Darauf hast du mein Wort.«
    »Und was ist dein Wort wert?«, fragte Andrej. Tepesch lachte böse.
    »Ich würde sagen: Mindestens so viel wie deines. Nicht weniger.
    Aber auch nicht mehr.« Sie ritten bis spät in die Nacht hinein und machten. auch dann nur eine kurze Rast, gerade ausreichend um die Pferde zu tränken und den Männern Gelegen heit zu geben, sich die Beine zu vertreten und ihre steig gesessenen Glieder zu recken, dann ritten sie weiter Andrej war sicher, das sie ohne

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