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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hätte Tepesch nicht im letzten Moment eingegriffen Nun aber hatte sich Körbers Kraft zu seiner eigenen gesellt.

    Die Krieger, die Tepesch hinter ihm hergeschickt hatte, würden möglicherweise eine tödliche Überraschung erleben. Aber zuerst brauchte er eine Waffe. Sein Pferd trabte über einen letzten, flachen Hügel, dann lag das Schlachtfeld unter ihm. Der Gestank war grässlich, aber der Anblick war nicht einmal so schlimm, wie er erwartet hatte. Überall lagen Leichen, Menschen und Pferde, in einem wirren Durcheinander, Tausende, wie es schien. Doch nirgends bemerkte er eine Bewegung, abgesehen von einigen Krähen, die sich an dem Fleisch gütlich taten. Es gab keine Soldaten, die auf ihn warteten, und auch keine Plünderer. Er ritt noch ein kurzes Stück weiter, dann stieg er ab und begann die Toten zu durchsuchen.
    Während er es tat, kam ihm zu Bewusstsein, das er sich nicht anders benahm als die Plündere, für die er nur Verachtung übrig hatte. Aber er hatte keine andere Wahl. Obwohl Tepeschs Soldaten reichlich Zeit gehabt hatten, alles Brauchbare an sich zu nehmen, fand er eine reiche Auswahl an Waffen. Er wählte ein Schwert, das perfekt in der Hand lag und sich fast wie eine natürliche Verlänge-rung seines Armes anfühlte, dazu einen runden, sehr leichten Schild und, nach kurzem Zögern, auch Helm und Harnisch eines Toten, der ungefähr seine Größe gehabt hatte. Normalerweise bevorzugte es Andrej, ohne Rüstung zu kämpfen. Durch ihr Gewicht behinder-te sie mehr, als sie schützte, und nahm ihm viel von seiner Schnelligkeit, die vielleicht seine größte Waffe war. Aber dieser Kampf würde nicht nur mit Schwert und Schild ausgefochten werden. Zuvor bedeutete selbst ein Pfeil oder ein Armbrustbolzen für ihn keine ernsthafte Gefahr, aber Korbers Schicksal hatte auf dramatische Weis, bewiesen, das selbst für ihn Angriffe tödlich sein konnten.
    Nachdem Andrej seine Ausrüstung noch mit zwei Dolchen vervoll-ständigt hatte, von denen er einen in seinen Gürtel und den anderen in den rechten Stiefel schob, wandte er sich der Mitte des Heerlagers zu. Bisher hatte er es vermieden, in diese Richtung zu sehen, aber nun mußte er es. Obwohl er gewusst hatte, was ihn erwartete, war er vor Grauen wie gelähmt. Wo Selics Zelt gestanden hatte, erhob sielt nun ein wahrer Wald von Pfählen. Dreißig, fünfzig, vielleicht hundert oder mehr. Tepesch hatte den Schmerz bis in nie gekannte Tiefen erforscht, nachdem die Schlacht vorüber gewesen war. Es kostete Andrej unendliche Überwindung, weiterzugehen.
    Aber er mußte es. Es gab noch, etwas, was getan werden mußte.
    Andrej schritt methodisch Pfahl für Pfahl ab. Die meisten Opfer waren längst tot, während der grausamen Prozedur oder gleich danach gestorben, aber einige wenige Unglückliche lebten tatsächlich noch. Andrej erlöste sie mit einem raschen Stich ins Herz von ihren Qualen, und bei jedem Einzelnen hasste er sich mehr dafür, Tepesch nicht getötet zu haben, als er die Gelegenheit dazu hatte, ganz gleich, was danach mit ihm geschehen wäre. Er war vollkommen erschöpft, als er seine Aufgabe beendet hatte. Er war Krieger.

    Sein Handwerk war der Tod und er hatte geglaubt, das es nichts mehr geben würde was ihn noch entsetzen konnte, aber das stimmte nicht. Es gab immer eine Steigerung. Unweit der Stelle, an der Selics Zelt gestanden hatte, ließ er sich zu Boden sinken und lehnte Rücken und Kopf an einen der schrecklichen Pfähle. Er schloss die Augen. Das Schwert in seiner Hand schien von unglaublichem Gewicht zu sein. Wären seine Verfolger in diesem Moment aufgetaucht, er hätte sich wahrscheinlich nicht einmal gewehrt. Stattdessen hörte er Schritte, und noch bevor er die Stimme hörte, wußte er, das es Abu Dun war, der auf leisen Sohlen hinter ihm erschien.
    Ach wußte, das du hierher kommen würdest, Hexenmeister Ohne die Augen zu öffnen, antwortete Andrej: >,Neun mich nicht so, Pirat.” Abu Dun lachte leise, kam näher und ließ sich mit untergeschlagenen Beinen neben ihn sinken. Erst dann öffnete Andrej die Augen und drehte den Kopf, um den Sklavenhändler anzusehen.
    Abu Dun wirkte erschöpft, aber er sah überraschend sauber aus, bedachte man, was er hinter sich hatte. Erst danach fiel Andrej auf, das er auch andere Kleider trug: Einen schwarzen Kaftan unter einem gleichfarbenen Mantel und einem ebensolchen Turban. Das Einzige, was nicht schwarz an ihm war, waren seine Zähne und das Weiß seiner Augen. Andrej drehte den Kopf ein

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