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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es dich?«, fragte Mehmed.
    »Jeder Krieger, der heute fällt, wird in den nächsten Schlachten gegen euch verdammte Christenbrut fehlen. Du solltest dich freuen.«
    »Der Tod von Menschen freut mich nie«, antwortete Andrej. Er sah in Mehmeds Gesicht, das das nicht die Antwort war, die er hatte hören wollen. Nach kurzem Schweigen fuhr er fort:
    »Es ist nicht mein Krieg. Und es ist auch nicht mein Land. Dieses Land hat meine ganze Familie ausgelöscht. Brenne es nieder, wenn du willst. Mich interessieren nur der junge und die Frau. « Mehmed dachte eine ganze Weile über diese Antwort nach.
    »Und die beiden Teufel?«, fragte er schließlich.
    »Sie sind bereits tot«, antwortete Andrej.
    »Einen habe ich getötet. Den anderen hat Tepesch selbst hinrichten lassen.« Abu Dun warf ihm einen überraschten Blick zu und Andrej fügte hinzu:
    »Er hat sie selbst gefürchtet. Wer einen Pakt mit dem Teufel ein-geht, der muss damit rechnen, das schlechtere Geschäft zu machen.«
    »Und womit muss ich rechnen?«, fragte Mehmed.
    »Sag den Angriff auf Waichs ab und du bekommst Tepesch«, antwortete Andrej. Mehmed verzog die Lippen zu einem dünnen Lä-
    cheln.
    »Das ist ein schlechtes Angebot«, sagte er.
    »Ich müsste dir trauen, und warum sollte ich das? Nur weil du es sagst? Oder auf das Wort eines Piraten hin, der selbst in seiner Heimat mehr Feinde als Freunde hat?«
    »Was hast du zu verlieren?«, fragte Andrej.
    »Gib mir einen Tag. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin und dir Tepeschs Kopf liefere, kannst du Waichs meinetwegen bis auf die Grundmauern niederbrennen.«.
    »Was für ein großzügiges Angebot«, sagte Mehmed spöttisch. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Meine Männer würden mir den Gehorsam verweigern. Sie schreien nach Rache. Diese Bluttat muss gerächt werden.«
    »Aber …«
    »Ich gebe dir zwanzig von meinen Männern mit«, fuhr Mehmed fort.
    »Das Heer wird weiter ziehen. Wir werden unseren Vormarsch nicht verlangsamen, aber auch nicht beschleunigen. Ihr allein seid schneller als wir. Du hast einen guten Vorsprung. Übergibst du mir Tepesch, lasse ich Petershausen ungeschoren und auch Burg Waichs -vorausgesetzt, seine Bewohner liefern alle ihre Waffen ab.
    Wenn nicht, brenne ich beides nieder.«
    »Ich reite allein«, sagte Andrej.
    »Deine Männer würden mich nur behindern.«

    »Wir reiten allein«, verbesserte ihn Abu Dun. Mehmed schüttelte den Kopf.
    »Stell meine Geduld nicht auf die Probe, Ungläubiger«, sagte er.
    »Ich könnte auf den Gedanken kommen, das der Drachenritter dich geschickt hat, um meine Truppen abzulenken oder gleich in eine Falle zu locken.«
    »Ich kann nur allein in die Burg kommen«, gab Andrej zu beden-ken.
    »Meine Männer werden euch begleiten«, sagte Mehmed bestimmt.
    »Bringst du Tepesch heraus, lasse ich Stadt und Burg unversehrt.
    Kommst du ohne ihn, stirbst du.« Er sah erst Abu Dun, dann Andrej ernst und durchdringend an.
    »Morgen bei Sonnenaufgang wird ein abgeschlagener Kopf meine Zeltstange zieren. Es liegt bei dir, ob es der des Drachenritters oder dein eigener ist.« Er wartete auf eine Antwort, dann wandte er sich, ohne Andrejs Blick loszulassen, an einen der Männer in seiner Begleitung.
    »Gebt diesen beiden frische Pferde. Und du, Pirat …« Er sah Abu Dun an.
    »Bist du sicher, das du ihn begleiten willst? Noch bist du ein freier Mann, aber wenn du mit ihm davonreitest, dann gehst du dasselbe Risiko ein wie er. Es könnte sein, das dein Kopf morgen früh neben seinem auf einem Speer steckt.«
    »Ich habe nichts zu verlieren«, sagte Abu Dun.
    »Außer deinem Kopf.« Mehmed seufzte.
    »Gut, es ist deine Entscheidung. Also geht. Und … Deläny.«
    »Ja?«, fragte Andrej.
    »Tepesch«, sagte Mehmed.
    »Ich will ihn lebend.« Obwohl der Weg zurück nach Waichs nicht lang war, kam er Andrej weit und anstrengend vor. Sie hatten die Pferde geschunden, bis sie beinahe zusammenbrachen, und drei der zwanzig Männer, die Mehmed ihnen mitgegeben hatte, fielen unterwegs zurück und verloren schließlich ganz den Anschluss. Der Rest folgte ihnen in geringem Abstand; nicht nahe genug, um ihnen das Gefühl zu geben, Gefangene zu sein, aber auch nicht weit genug, um den Gedanken an eine Flucht aufkommen zu lassen. Andrej mußte gestehen, das er ihm mehr als einmal gekommen war.
    Seine Aussichten, unbemerkt in die Burg einzudringen, Frederic und Maria zu befreien und Tepesch nicht nur zu überwältigen, sondern ihn auch noch lebend aus der Burg und in Mehmeds

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