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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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Aber er müsse ihm versprechen anzurufen, falls er etwas brauche. Danny war der Sohn, den die Kirklands nie bekommen hatten. Cora war ihr einziges Kind geblieben, Bonnie hatte noch sechs Fehlgeburten gehabt und schließlich einen toten Jungen auf die Welt gebracht. Ted legte die Arme um Danny. Er roch nach Motoröl und Zigaretten, seine Brust und seine Arme waren fest. So sollte sich ein Vater anfühlen, solide und standhaft.
    Nach dem Essen ging Danny noch mit den Mexikanern trinken. Sie hatten zusammengelegt und ihm zum Abschied ein Klappmesser gekauft. Jorge empfahl ihm, es in seinem Stiefel aufzubewahren. Im Übrigen solle er sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, und wenn ihn ein Bulle stoppe, immer nur «Ja, Sir» und «Nein, Sir» sagen. «Nenn ihn bloß keinen taconera oder einen zurramato .»
    Sie zeigten ihm, wie er die Klinge zu halten hatte, falls es zum Kampf käme. Hab keine Angst zuzustechen, sagten sie. Dann schnitten sie sich in die Handflächen und schüttelten sich die Hände, mit glitschigem, aber festem Griff. Jorge sagte, er habe Cousins in Texas und Los Angeles. Wenn Danny etwas brauche, solle er sie ausfindig machen.
    Am nächsten Morgen nahm Danny seine Truhe und seine Schuhschachtel voller Geld und packte beides in den Wagen. Das Klappmesser kam in den Stiefel. Ted und Bonnie standen neben dem Auto und guckten verlegen drein. Bonnie hatte ihm eine Unmenge von Cookies gebacken und sie in vier Gefrierbeutel gefüllt. Danny hatte keine Ahnung, wie er die alle essen sollte, aber er würde es schon schaffen.
    «Wohin fährst du?», fragte Ted.
    Danny sagte, er wisse es noch nicht, aber er denke, nach Süden. Er habe immer schon den Südwesten kennenlernen wollen.
    Sie umarmten sich schnell und unbeholfen. Im hellen Tageslicht begriffen sie, wie fremd sie einander immer noch waren. Trotzdem wussten Ted und Bonnie, dass man sich als Familie hin und wieder auch einem Fremden öffnen musste.
    Daniel sah sie im Rückspiegel kleiner werden und spürte die Energie in seinem Bauch, das Kribbeln des Ungewissen. Schließlich war die Welt ein Ort, den es zu erkunden galt. Zu seiner Linken ging gerade die Sonne auf. Daniel fuhr Richtung Süden.

 
     
    Nach meinem Ausflug mit Murray fuhren Fran und ich mit den Jungs zum Abendessen nach Beverly Hills, wo wir im «Mr. Chow» aßen. Die Kinder nahmen Moo-Shu und Dumplings, Fran Peking-Ente. Ich stocherte in meinem Huhn in Orangensoße herum. Alex und Wally sprachen über Baseball. Ich hatte die beiden bei einer Fantasy-Liga im Internet angemeldet, und sie sahen jeden Morgen nach den Ergebnissen. Fran sah dabei zu, wie ich mein Huhn hin- und herschob.
    «Jetzt ist es so weit», sagte sie.
    Ich sah sie an.
    «Du drängst uns zur Seite. Du schließt mich aus.»
    Ich schüttelte den Kopf. Ich war vor allem müde.
    «Wo warst du heute?»
    «Wir haben diesen Carlos Peña besucht, und dann waren wir in Royce Hall.»
    «Und?»
    «In Peñas Sofa steckt ein Messer, er bewahrt die Asche seines Bruders in einer Pappschachtel auf, und er hat uns mit einer Pistole bedroht.»
    «Mein Gott, Paul.»
    «Also, um fair zu sein: Er hat damit gedroht, uns mit einer Pistole zu bedrohen. Tatsächlich gesehen haben wir sie nicht.»
    «Habt ihr die Polizei gerufen?»
    «Um ihr was zu sagen? Dass er in einem Saustall lebt? Dass er Abschürfungen an der Hüfte hat?»
    «Aber wenn du wirklich denkst, dass er mit dem Fall zu tun hat …»
    «Ich glaube allmählich, dass es nichts zur Sache tut, was ich denke.»
    Die Kinder bestellten ein Karamelldessert, das flambiert ankam. Sie spielten Schere-Stein-Papier, um zu sehen, wer es ausblasen durfte, doch da verlosch es schon von selbst.
    Im Hotel dann waren die Jungen so müde, dass sie in ihren Kleidern einschliefen. Wir zogen ihnen Schuhe und Strümpfe aus und steckten sie unter die Decke. Fran und ich gingen ins Bad, und Fran holte die Kerzen heraus, die sie mit in ihren Kulturbeutel gepackt hatte. Baden ist eine ernste Sache für sie, und sie mag das Wasser gerade ein paar Grad unter kochend heiß. Ich witzle gern, dass sie in ihrem letzten Leben ein Hummer gewesen sein muss. Es war eine kleine Wanne, aber wir richteten uns darin ein. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das runde Ende und sie sich an mich, die Füße gegen den Rand über dem Abfluss gedrückt. Das Licht war aus, nur die Kerzen flackerten.
    «Ich muss wissen», sagte sie, «wie weit dieser Kampf noch gehen soll.»
    Ihr Haar roch nach Lavendel, mit einem Anflug

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