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Der Vater des Attentäters (German Edition)

Der Vater des Attentäters (German Edition)

Titel: Der Vater des Attentäters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Hawley
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der Duft des Lavendel-Schaumbads.
    «Was bedeutet das alles?», fragte ich.
    «Entweder fährt dieser Bursche einfach nur gern Zug», sagte Murray, «oder es gibt da einen tieferen Zusammenhang. Wurde Danny womöglich von KBR angestiftet? Haben sie ihn einer Gehirnwäsche unterzogen? Und wenn ja, zu welchem Zweck?»
    «Das ist ja verrückt», sagte ich. «Ich fühle mich wie in einem Spionagethriller.»
    «Erinnern Sie sich an JFK ?», sagte Murray. «Dallas, Texas? Die Polizei nimmt drei Tramps fest, die sie nach dem Attentat aus einem Güterzug geholt haben. Einer von ihnen wird später als Charles Rogers identifiziert, der auf dem Grashügel der Dealey Plaza gestanden haben soll. Die anderen beiden sollen Verbindungen zum organisierten Verbrechen und zur CIA gehabt haben.»
    Ich stand auf und betrachtete mich im Spiegel. Das Ganze nahm Ausmaße an, von denen ich nicht wusste, ob sie für mich zu groß waren. Da tat sich ein Abgrund auf, unübersichtlich und düster. Fran hatte Recht. Ich konnte mich darin verlieren, konnte von meiner Besessenheit verschlungen werden. Drei Männer fuhren mit dem Zug durch das Sacramento-Delta, darunter mein Sohn. Die anderen beiden waren im Krieg gewesen, und einer von ihnen arbeitete für eine Firma, die Millionen verloren hätte, wenn Seagram seinen Gesetzentwurf durchgebracht hätte. Stimmte das so? Und selbst, wenn es stimmte, was bedeutete es? Es war nur allzu verlockend, da einen Zusammenhang zu sehen, eine Verbindung, aber es war auch der erste Schritt in etwas noch Tieferes, Dunkleres. Ein Schritt in etwas, woraus man womöglich nicht mehr zurückkam.
    «Ich muss jetzt Schluss machen», sagte Murray. «Mein FBI -Mann soll mir noch die Protokolle der Festnahmen faxen.»
    «Hören Sie», sagte ich. «Es ist wichtig, dass wir nicht verrückt klingen. Selbst wenn wir Belege haben. In dem Moment, in dem die Leute uns für ein paar abgedrehte Verschwörungstheoretiker halten, haben wir verloren.»
    Ich konnte Murray am anderen Ende kauen hören. «Sprechen Sie Danny darauf an», sagte er. «Sie werden ihn ja morgen sehen. Nennen Sie ihre Namen: Frederick Cobb, Marvin Hoopler. Vielleicht haben die beiden auch Decknamen benutzt. Sagen Sie ihm, Sie wissen von den Männern im Zug. Schauen Sie, wie er reagiert.»
    «Ich hätte öfter zusammen mit ihm Weihnachten feiern sollen. Ich hätte härter um das Sorgerecht kämpfen sollen.»
    «Fragen Sie ihn, ob es irgendwelche Zeitabschnitte gibt, an die er sich nicht erinnern kann. Ob es vorgekommen ist, dass er an einem Ort einschläft und an einem anderen wieder aufwacht.»
    «Ich hätte es viel früher merken müssen, dass er Probleme hat. Ich hätte hellhörig werden müssen, als er jeden Körperkontakt verweigerte. Als er die ganze Pubertät lang nur mit Kopfhörern herumlief.»
    «Das ist bei allen Teenagern so. Ich rede von einer Manipulation seines Denkens. Einer Gehirnwäsche. Wir müssen herausfinden, wo Danny während jener Tage war, die wir bisher nicht rekonstruieren können. Vom 14. November bis zum 1. Dezember, und vom 2. bis zum 8. Februar. Da sind Lücken in den FBI -Berichten. Ob KBR ihn da am Wickel hatte?»
    «Ich weiß Ihre Arbeit zu schätzen», sagte ich. «Verstehen Sie mich nicht falsch, aber das hat alles nichts mit meinem Sohn zu tun. Ich denke, er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.»
    «Doc», sagte Murray. «Ich hab Sie so gern wie ein Indianercasino, aber Sie müssen begreifen, wir haben nichts mehr zu verlieren.»

 
     
    Daniel kam am 15. August in Austin an, nachdem er ziellos durch Kansas und Missouri gefahren war. Er war dem NAFTA -Highway gefolgt, wo er Sattelzügen ausweichen musste, deren Fahrer mit Aufputschmitteln zugedröhnt waren. Zur Abwechslung hatte er Nebenstraßen gewählt und Städte durchquert. In Oklahoma übernachtete er in einer Fernfahrerabsteige. Auf der Toilette fand er eine Pistolenkugel, und auf dem Teppich glaubte er die Abdrücke eines auf dem Boden liegenden menschlichen Körpers zu erkennen. Später, im körnigen Licht der Augustdämmerung, war er zu dem Schluss gekommen, dass Sex mit Fernfahrer-Prostituierten nur eine andere Form von Beten war, wenn denn die Schreie, die er durch die Wand hörte, etwas zu besagen hatten.
    In Austin saß er zunächst in einem Pub und suchte nach einer Bleibe. Über das Internet stieß er auf das Haus einer Studentenverbindung nicht weit von der Universität. Jemand hatte das Logo der Texas Longhorns dick mit Farbe auf den Rasen gemalt,

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