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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ihr standen zwei riesige Männer, die in ihrer schwar-
zen Kampfkleidung sehr bedrohlich wirkten. Mit ausdrucksloser Miene pack-
ten sie Nuriya an den Oberarmen und zogen sie auf die Beine. Das Feenkind
konnte kaum Schritt mit ihnen halten und jedes Mal, wenn sie auf den endlo-
sen, glitschigen Stufen strauchelte, dann hoben ihre beiden Begleiter sie ein-
fach in die Höhe, um sie auf dem nächsten Absatz wieder auf ihre bloßen Füße
zu stellen. Über ihren Kopf hinweg unterhielten sie sich, als existiere Nuriya
überhaupt nicht: «Keine Ahnung, warum der Master so einen Aufwand um
diesen Blutsack macht», grollte der eine ärgerlich.
«Er hat mir mit dem Sonnentod gedroht, sollte jemand Hand an sie legen»,
bestätigte der andere verwundert.
«Als würde sich jemand an so einer vergreifen!» Der Vampir schüttelte
sich angeekelt. Nuriya erhaschte einen Blick auf den Mann rechts von ihr, der
gerade gesprochen hatte. Unter dem weit in sein Gesicht gezogenen Turban
lugten ein paar lange, rotblonde Strähnen hervor und hätte er seine Mund-
winkel nicht so missbilligend herabgezogen, man hätte ihn als gut aussehend
bezeichnen können.
    «Verrückt, dass sie die Auserwählte sein soll! Wenn ich nur an das letzte
Mädel denke, da hätte ich auch schwach werden können. Was für ein Weib!»
«Stimmt. Aber was willst du mit einer Seelengefährtin, wenn es so viele wil-
lige Sterbliche gibt? Zugegeben, die halten nicht lange, aber ich habe gehört,
Seelenpartner sollen ungeheuer eifersüchtig und treu bis in den Tod sein. Das
klingt nicht sehr verlockend.» Der rotblonde Vampir lachte und beide Män-
ner machten ein paar derbe Bemerkungen über ihre sexuellen Vorlieben.
«Es heißt, der Vengador habe ein besonderes Interesse an ihr.» Die Stimme
des Vampirs klang hasserfüllt. «Mit dem habe ich noch eine Rechnung offen!»
Unbewusst berührte er mit einer fahrigen Handbewegung sein Gesicht. Nu-
riya sah erst jetzt, dass ihm sein linkes Auge fehlte. Eine hässliche blutrote
Narbe entstellte das ansonsten attraktive Gesicht.
In diesem Moment blieben ihre beiden Begleiter vor einer eisenbeschlage-
nen Tür stehen, die der Blonde aufstieß. Er gab ein paar Anweisungen in einer
für Nuriya völlig unverständlichen Sprache, bevor er sie in den Raum schob
und die Tür hinter ihr zuschlug.
Die Frau, die Senthil Alida genannt hatte, war gerade noch rechtzeitig auf-
getaucht, um Nuriya im Verlies vor weiteren Zudringlichkeiten zu bewahren.
Nun schaute sie sie durchdringend an, kräuselte kurz ihre Nase und bedeutete
ihr mit einer eindeutigen Geste, Abstand zu halten. Während Alida wortlos
Wasser einließ, einen Stapel schwarzer Kleidung und sogar Handtücher be-
reitlegte, beobachtete Nuriya ihre Bewegungen. Kein Zweifel, auch sie war
eine Vampirin und trug, wie ihre Kollegen, weite Hosen, ein schlichtes Hemd
und einen Turban. Offenbar war das ihre Uniform und sie erinnerte sich plötz-
lich, dass die Vampire, gegen die Kieran gemeinsam mit der dunklen Amazo-
ne gekämpft hatte, ähnlich ausgesehen hatten.
«Zieh dich aus!», riss die Vampirin sie aus ihren Gedanken.
Nuriya gehorchte und stand kurz darauf nackt vor einer antiken Badewan-
ne, in der heißes Wasser dampfte und duftende Essenzen lockten. Die Fremde
musterte sie abschätzig und lachte dann zufrieden: «Du bist fett! Senthil mag
seine Frauen schlank und langbeinig!»
Nuriya bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen, wie sie diese Bemer-
kung verletzt hatte, und starrte in den Badezuber. Die alten Zweifel nagten
wieder an ihrem Selbstbewusstsein und erschütterten für einen Augenblick
die neu gewonnene Sicherheit. Aber ihr Spiegelbild hatte bewiesen, dass sie
sich ihrer Figur nicht zu schämen brauchte, und das begehrliche Leuchten
    in Kierans Augen, als er sie in den Wiesen seiner Heimat verführt hatte, war
doch ein eindeutiger Beweis dafür! Oder bevorzugte auch er magersüchtige
Models und hatte sich nur aus taktischen Gründen mit ihr eingelassen? Nein.
Kieran liebte sie vielleicht nicht, aber dass er sie begehrte, das konnte der Ven-
gador nicht leugnen. Und wenn Senthil andere Vorlieben hatte, dann konnte
ihr das nur recht sein. Lächelnd prüfte sie mit dem großen Zeh die Temperatur
des Badewassers und ließ sich schließlich erleichtert hineingleiten. Wenn sie
ihre Augen offen hielt, fand sie möglicherweise schon bald eine Gelegenheit
zur Flucht. Senthil war ihr ungeheuer selbstgefällig erschienen

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