Der Venuspakt
durch ihre geheimnisvolle Welt bis zum Fuße
der Burg, die sich dunkel und drohend vor ihnen auftürmte. Dort zeichnete sie
mit ihrer linken Hand einen Kreis in die Luft und ein dunkler Gang erschien,
aus dem ihnen der moderige Geruch alter Gemäuer entgegenschlug.
«Weiter darf ich euch leider nicht begleiten!» Sie umarmte Erik hastig und
flüsterte: «In deiner Tasche ist ein Amulett. Wenn du es umlegst, dann bist du
unsichtbar, solange du dich nicht von der Stelle rührst. Viel Glück!» Damit
drehte sie sich um und lief geschwind zurück in den schützenden Wald.
Während Erik sich beeilte, Kieran zu folgen, der bereits in der Dunkelheit
des Ganges verschwunden war, umschlossen seine Finger kurz das unge-
wöhnliche Geschenk der Fee. Es schien die vertraute Wärme und den erdigen
Duft seiner geliebten Selena auszustrahlen und Erik war auf einmal sehr zu-
versichtlich, dass es ihnen gelingen würde, Nuriya zu befreien.
Kapitel
In ihrem Verlies war Nuriya auf der Hut. Die Sonne stand längst schon nicht
mehr am Himmel, das spürte sie trotz der dicken Wände, die sie umgaben,
und Senthil konnte jeden Moment zurückkehren. Als er dann aber, wie aus
dem Nichts, vor ihr auftauchte, erschrak sie dennoch.
Der Vampir entzündete mit einem Fingerschnippen einige Fackeln und sie
sah, dass ihre Vermutungen, was die Beschaffenheit ihres Gefängnisses betraf,
richtig waren.
Er lächelte kalt und blieb viel zu nahe vor ihr stehen. «Himmel, du stinkst!
Könnt ihr Sterblichen eure Körperfunktionen überhaupt nicht kontrollie-
ren?» Angeekelt trat er einen Schritt zurück.
Nuriya bemühte sich, ihren Triumph zu verbergen. Sie hatte sich in dem
fauligen Stroh gewälzt und anschließend darauf konzentriert, den Gestank
zu verstärken. Die Nasen von Vampiren funktionierten ausgezeichnet, wenn
auch nicht ganz so gut wie die der Werwölfe. Sie hoffte, sich mit ihrem stren-
gen Geruch den Entführer besser von Leibe halten zu können. Prüfend schau-
te sie ihn an. Würde er die Magie spüren?
«Wartest du schon auf deinen strahlenden Helden? Keine Sorge, er wird kom-
men, und ich bin bestens darauf vorbereitet.» Sein Atem streifte ihren Hals und
sie musste sich mit aller Kraft beherrschen, um nicht zu erschaudern.
«Wie meinst du das?» Ihr Versuch, unauffällig etwas mehr Distanz zwischen
sich und den Entführer zu bringen, wurde vom kalten Felsen in ihrem Rücken
abrupt gestoppt. Zu ihrem großen Unbehagen schien er sich nun nicht weiter
an ihrem Geruch zu stören.
«Wenn der Kelte in diese Burg kommt, um dich zu befreien, erwartet ihn
eine nette kleine Überraschung. Ein Zauber, den manche Feen anwenden, um
ihre vampirischen Gefangenen zu lähmen und ihre Foltermethoden so effek-
tiv wie möglich zu gestalten. Kieran wird zusehen dürfen, wie wir zwei ein
bisschen Spaß miteinander haben, bevor ich ihn töte.» Senthil strich ihr mit
beiden Händen über die Brüste und grunzte dabei wollüstig.
Zwischen zusammengebissenen Zähnen zischte Nuriya: «Warum sollten
Feen so etwas tun?»
«Sie wissen gar nichts davon. Der Zauber ist ihnen – wie soll ich sagen? –
abhanden gekommen!»
«Aber was willst du von Kieran?»
«Das wirst du schon noch sehen», lachte Senthil, sichtlich erfreut über ih-
ren vergeblichen Versuch, sich seinem festen Griff zu entziehen.
«Hölle, wie sie stinkt! Nimm die Finger von ihr!» Abscheu schwang in der
eisigen Frauenstimme mit und doch war Nuriya dankbar sie zu hören. Senthil
ließ sofort von ihr ab und fuhr herum: «Was geht dich das an, Alida?»
«Eine ganze Menge, würde ich denken», entgegnete die Vampirin wütend.
«Du vergeudest hier deine Zeit mit einer Sterblichen und inzwischen dringen
drei Fremde unbemerkt in die Burg ein!»
Grob griff Senthil noch einmal nach Nuriya und lächelte zufrieden. «Ah,
wunderbar. Dein Vengador geruht endlich, doch auf der Bildfläche zu erschei-
nen!» Damit stieß er sie durch die Tür ihres Gefängnisses. «Bringt sie in den
Turm und sorgt dafür, dass sie für die Zeremonie sauber ist! Diesen Gestank
kann ja niemand ertragen.»
Nuriya stürzte und schlug sich beim Aufprall auf einen Felsvorsprung die
Lippe auf. Hastig fuhr sie mit ihrer Zunge über die Verletzung und hoffte, dass
Senthil zu beschäftigt war, um das Besondere ihres Blutes zu riechen. Glück-
licherweise schloss sich die Wunde sofort. Nuriya schluckte den winzigen
Blutstropfen rasch hinunter und blickte auf.
Rechts und links von
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