Der Venuspakt
auch in Zukunft nicht tun», fügte sie drohend hinzu.
Plötzlich stand sie dicht hinter Kieran, griff blitzschnell nach seinem
Schwert und hielt es an seinen Hals. Der Vampir erstarrte. Außer ihm hatte
bisher niemand die Waffe berühren können, ohne Schaden zu nehmen. Und
nun hielt diese grüne Hexe die tödliche Klinge in eindeutiger Absicht an seine
Kehle.
«Wo hast du das gestohlen?», fragte die Fee.
«Es gehört mir!» Kieran wagte kaum zu schlucken. Jede Verletzung mit die-
sem Schwert bedeutete das Ende. Wann immer es Blut zu schmecken bekam,
hatte es zielsicher jeden von Kierans Gegnern vernichtet. Das war auch der
Grund, warum er die tödliche Waffe nur verwendete, wenn der Rat ihm den
Auftrag zur Exekution erteilte.
«Das kann nicht sein! Es sei denn ...» Die Fee verstummte einen Moment,
dann presste sie die Klinge noch fester an seine Kehle. Jeden Augenblick konn-
te der kalte Stahl seine Haut verletzen. «Woher stammt dieses Schwert?»
Erik wollte Kieran zur Hilfe eilen, doch der Vengador stoppte ihn mit einem
einzigen Blick. Er hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging.
«Ich wiederhole mich ungern.» Sofern möglich, wurde Kierans Gesichts-
ausdruck noch eisiger. «Es war meine Mutter, die das Schwert einundzwanzig
Sommer verborgen hielt, bevor sie es mir überreichte.»
Die Feenkönigin wedelte mit ihrer freien Hand in der Luft, als wollte sie
lästige Insekten vertreiben. «Vergiss die Sterblichen!»
Kieran schwieg.
Unglauben schwang in ihrer Stimme mit, als sie einen Moment später hei-
ser flüsterte: «Du hast tatsächlich keine Ahnung, woher es stammt und was es
bedeutet, nicht wahr?» Mit diesen Worten senkte sie die tödliche Klinge und
trat einen Schritt zurück.
Er streckte seine Hand aus, und behutsam, fast so, als fürchtete sie, sich
selbst daran zu verletzen, gab die mächtige Feenkönigin ihm sein Schwert
zurück. Dabei zischte sie: «Genug davon. Das ist dein Problem! Du hast sie
transformiert, nicht wahr? Ich kann ihren Duft an dir riechen. Nuriya ist et-
was Besonderes und du hättest sie niemals ohne ihre Zustimmung transfor-
mieren dürfen!»
«Wäre es dir lieber gewesen, sie stirbt?», Kieran funkelte sie wütend an,
während er das Schwert betont langsam unter seinem Mantel verschwinden
ließ.
Der Blick der mächtigen Fee wurde weicher, als sie flüsterte: «Aber dann
wäre sie zu uns zurückgekehrt!»
Dieser Moment der Schwäche währte nur kurz, dann lachte sie so schrill,
dass sogar ihr Hofstaat erschrak und dichter zusammenrückte. «Wie dem
auch sei, der Rat hat entschieden, dass wir in dieser außergewöhnlichen Si-
tuation neutral bleiben müssen, aber niemand kann uns verbieten, euch die
geheimnisvolle unterirdische Welt unseres Reiches zu zeigen, nicht wahr?» –
«Sieh selbst, Vampir!» Und mit einer ungeduldigen Handbewegung schuf sie
ein Fenster im Felsen. Dahinter erstreckte sich eine wundersame Landschaft.
Sanfte Hügel in sattem Grün, Wälder und glitzernde Seen lagen vor ihnen
und schienen in das sanfte Licht der untergehenden Sonne getaucht zu sein.
Am Horizont erkannte Kieran die dunkle Silhouette einer Burg. Die Königin
zeigte darauf: «In dieser Festung hält Senthil die Auserwählte gefangen.» Sie
winkte eine dunkelhaarige Fee herbei und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Fee
nickte und bedeutete den beiden, ihr zu folgen.
«Belinda wird euch dorthin begleiten. Danach seid ihr auf euch selbst ge-
stellt.»
Die beiden Krieger waren nicht wenig erstaunt über die Wendung der Ereig-
nisse, aber bereitwillig verließen sie den Thronsaal. Als Kieran und Erik sich
umwandten, flüsterte die Feenkönigin lautlos: Zu lange habe ich den Geschicken der magischen Welt den Rücken gekehrt – mögen die Götter nicht euch für meine Ig-
noranz bestrafen!
Sie folgten Belinda durch einen schwach beleuchteten Gang, bis die Fee
plötzlich stehen blieb und einen ärgerlichen Blick auf Erik warf. «Selena
dürfte wenig Verständnis für diesen provokanten Auftritt vor dem gesamten
Hofstaat haben.» Damit griff sie in den Felsen und zog eine schwarze Jeans,
Stiefel und ein T-Shirt mit dem Aufdruck ›Feen haben doofe Ohren!‹ hervor,
die sie dem verblüfften Werwolf zuwarf. «Zieh dich an!», forderte sie ihn auf
und wandte höflich ihren Blick ab.
Kieran lachte laut auf. «Ich finde deine Ohren sehr süß!»
Das Eis war gebrochen. Belindas Miene hellte sich auf und sie führte die bei-
den auf verschlungenen Pfaden
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