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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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– eine gute
Voraussetzung dafür, dass er irgendwann einen Fehler begehen würde.
Hoffentlich verstärkte ihr bescheidener Zauber auch den Duft der Badezu-
sätze. Sie plante, damit weiter die empfindlichen Nasen der Entführer zu ir-
ritieren und so die Macht ihres Blutes zu verschleiern. Wenn ihr dies gelang,
hatte sie im entscheidenden Augenblick zusätzlich das Element der Überra-
schung auf ihrer Seite.
Während Nuriya in der Wanne lag und unter dem prüfenden Blick einer
vampirischen Bademeisterin versuchte, unauffällig nach möglichen Flucht-
wegen zu spähen, tasteten sich Kieran und Erik durch einen finsteren Stollen
im Felsen tief unter ihr.
Rasch hatten beide die natürlichen Höhlen durchquert und beim Schein
von Kierans Taschenlampe sofort den Gang entdeckt, der, offensichtlich von
Menschenhand in den Berg geschlagen und mit flachen Stufen versehen, zur
Burg hinaufführte.
«Da seid ihr ja endlich – ich dachte schon, ihr würdet überhaupt nicht mehr
kommen!» Tesfaya klang ungeduldig.
«Wir hörten ein Geräusch und wollten der Sache nachgehen», erklärte
Kieran, der beschlossen hatte, Tesfaya die Unterstützung der Feenkönigin zu
verschweigen.
Erik murmelte etwas von Hasenjagd und die Vampirin warf ihm einen ver-
ächtlichen Blick zu. Anscheinend waren nur wenige Minuten vergangen, seit
sie das vereinbarte Zeichen gegeben hatte, und deshalb ließ sie die Sache auf
sich beruhen.
«Ab hier dürfen wir kein Licht mehr machen», flüsterte sie. «Oben gelan-
gen wir durch eine Tür in den geheimen Gang, der die Schlafzimmer im Turm
miteinander verbindet. Senthil wohnt dort und er hat seine Gefangenen im-
    mer gerne in seiner Nähe – besonders die weiblichen.»
In Kierans Kehle stieg ein gefährliches Knurren auf. Er wäre am liebsten
losgestürmt, um den verhassten Gegner auf der Stelle zu töten. Beruhigend
legte Erik ihm seine Hand auf den Arm und wunderte sich nicht zum ersten
Mal über Kierans heftige Reaktion, die ihn alles um sich herum vergessen zu
lassen schien, wann immer er eine akute Bedrohung seiner geliebten Nuri-
ya vermutete. Offenbar reichte schon der Blick eines anderen Mannes in ihre
Richtung und er verlor die Fassung. Keine ideale Situation für einen Vampir
und ganz gewiss eine völlig neue Erfahrung für den Vengador. Erik warf Tesfa-
ya einen vernichtenden Blick zu.
Kieran bezwang seine innere Unruhe und dachte an den Geheimgang. Er
wusste, dass im Falle einer Belagerung die Familie des Burgherrn in der Regel
in Turmzimmern untergebracht wurde, wo sie am sichersten war. Sollte aber
die Festung eingenommen werden, so konnten die Bewohner über eine zwei-
te Treppe in einer Art Zwischengeschoss entkommen. Die Zugänge befanden
sich oftmals im Kamin oder waren hinter Wandvorhängen verborgen. Letzte-
res war besonders beliebt und wurde nicht selten auch in Friedenszeiten zu
heimlichen Treffen oder Schäferstündchen genutzt. Kieran erinnerte sich an
die eine oder andere Gelegenheit, bei der er selbst diesen Weg gewählt hat-
te, um eine Dame in ihren Gemächern aufzusuchen. Natürlich hätte er auch
durch die Zwischenwelt reisen können, aber dies barg ein nicht geringes Risi-
ko, der Magie beschuldigt zu werden. Einige Sterbliche wurden misstrauisch
– und im Übrigen liebte Kieran die Herausforderung, seine Ziele auch ohne
Einsatz der besonderen Fähigkeiten eines Vampirs zu erreichen.
Selbstverständlich nicht in der jetzigen Situation. Er war keineswegs glück-
lich, auf die Hilfe einer ehemaligen Vertrauten Senthils angewiesen zu sein,
und je näher sie der Burg kamen, desto stärker wurde seine Befürchtung, dass
sie geradewegs in eine Falle liefen. Dieser sechste Sinn für Gefahren hatte ihn
noch nie getrogen. Aber Kieran sah keine andere Möglichkeit unbemerkt an
Nuriya heranzukommen, ohne das Leben der Geliebten zu gefährden. Ihr Ent-
führer, das wusste Kieran aus früheren Begegnungen, würde nicht zögern sie
zu töten.
Tesfaya dreht sich noch einmal um: «Erik, links von dir ist ein Seil gespannt,
daran kannst du dich vorantasten.»
«Vielen Dank!» In der absoluten Finsternis konnte sie sein abfälliges Lä-
cheln nicht erkennen. Erik wusste sehr wohl, dass Vampire beim Fehlen jeg-
    licher Lichtquelle nichts sehen konnten und auf ihre anderen Sinne zurück-
greifen mussten. Der Geruchssinn eines Werwolfs war dem ihren jedoch weit
überlegen. Er konnte das Wasser, das rechts und links von ihnen die Felswän-
de

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