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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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zu
sein. Dabei waren die Schmerzen nicht einmal das Schlimmste. Niemals hätte
Alida mit dem Hass und der Verachtung gerechnet, mit der Senthil sie strafte,
nachdem er schließlich in ihr gekommen war. Auch die folgenden Begegnun-
gen waren stets von seinem absoluten Anspruch auf Dominanz geprägt.
Doch welche Wahl hatte sie schon? Als kleines Mädchen von der eigenen
Mutter an einen mächtigen Magier als Sklavin verkauft, hatte sie, ebenso wie
die anderen Dienstboten, den Kuss der Unsterblichkeit von ihrem Herrn er-
halten. Als dieser einen unseligen Pakt mit der dunklen Welt brach und dafür
hingerichtet wurde, gelangten sie und Tesfaya in Senthils Besitz. Anfangs war
ihnen dies als göttliche Fügung erschienen. Doch Tess hatte bald begriffen,
dass sie in eine noch fürchterlichere Sklaverei gelangt war, und die Flucht ge-
wagt. Dafür würde sie heute endgültig vernichtet werden.
Während Alida wenig später das erbärmliche Feenkind frisch gebadet unter
Senthils strengem Blick in die prächtige Halle führte, fragte sie sich nicht zum
ersten Mal, ob Tesfayas Schicksal nicht einem Dasein an der Seite des ehrgeizi-
gen Vampirs vorzuziehen war.
Nuriya hatte kurz überlegt, ob sie Widerstand gegen Alida leisten sollte, die
nach dem Bad schroff auf das bereitliegende Kleid gewiesen und sie anschlie-
    ßend durch dunkle Gänge gezerrt hatte. Doch ihre Sinne verrieten ihr, dass in
der Dunkelheit vampirische Wächter lauerten, die sofort eingegriffen hätten.
So beschloss sie, einen günstigeren Augenblick zur Flucht abzuwarten. Au-
ßerdem schien die Vampirin eifersüchtig auf sie zu sein, warum auch immer.
Senthil war gewiss kein Mann, der sie in Versuchung führen konnte. Schon
bei dem Gedanken an seine Hände auf ihrem Körper wurde ihr übel.
Merkwürdigerweise empfand sie Neugier, gepaart mit einem wachsenden
Selbstvertrauen und nur wenig Furcht. Kieran, da war sie ganz sicher, befand
sich bereits in der Nähe und würde sie bald befreien.
«Ich weiß zwar nicht, warum wir uns überhaupt diese Mühe mit dir ma-
chen, aber glaube mir, Herzchen, hier entkommst du nicht!» Ihre Wächterin
schlang ein Seil um Nuriyas Handgelenke, hielt kurz inne und zog die Schlin-
ge dann noch ein wenig fester. Nuriya spürte den kalten Granit eines Pfeilers
im Rücken und nahm mit zusammengebissenen Zähnen wahr, wie Alida den
Sitz ihrer Fesseln noch einmal genau prüfte. Endlich zog die Vampirin sich
böse lächelnd zurück.
Nuriyas Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt. Sie
wusste, ein normaler Sterblicher hätte in diesem Licht nicht viel sehen kön-
nen. Möglichst unauffällig blickte sie sich um.
In der Mitte des Raumes, direkt unter der hohen Kuppel, zeichneten sich die
Konturen eines Pentagramms ab. Darin stand, hoch aufgerichtet, ein eisernes
Kreuz. An den Spitzen des magischen Zeichens wuchsen fünf riesige Leuch-
ter aus dem Boden. Dunkel gekleidete Gestalten traten hervor, um die Kerzen
zu entzünden. Sie glaubte, darunter auch ihre beiden Wächter zu erkennen,
doch die Männer zogen sich in die Schatten zurück, und während ihre Augen
ihnen noch folgten, stand plötzlich Senthil direkt vor ihr.
Ein einziger Blick in sein Gesicht genügte, um Schauer des Unbehagens über
Nuriyas Körper zu jagen. Was immer er plante, es war offensichtlich nichts
Gutes. Lächelnd strich er über ihr tiefes Dekollete: «Wie schade, dass ich keine
Zeit habe, mich sofort um dich zu kümmern», flüsterte ihr Entführer heiser
und wandte sich dem Eingang zu, durch den eine Frau hereingeführt wurde,
die Nuriya bekannt vorkam. War dies die dunkelhäutige Kämpferin, die sie in
der Nacht ihres heimlichen Jagdausflugs in Kierans Gesellschaft beobachtet
hatte?
Senthil ging der Gefangenen entgegen und entband die beiden Wachleute,
die sie begleitet hatten, ihrer Aufgabe. Die Bewegungen der Frau waren lang-
    sam, beinahe, als wäre sie in Trance. Widerstandslos folgte sie dem Vampir in
die Mitte des Raumes und blieb auf sein Zeichen hin stehen. Jetzt sah Nuriya,
dass ihre Augen geschlossen waren, und ein Laut des Erschreckens entwich
ihren Lippen, als sie die tiefen Wunden auf dem schlanken Körper entdeckte,
der nur unzureichend von einem zerfetzten Hemd bedeckt war.
Senthil hat sie offenbar gehört, denn er lachte: «Schau sie dir gut an, Fee!
Das passiert, wenn man mir nicht gehorcht! Alida hier hat ihre Lektion schon
vor langer Zeit gelernt, nicht wahr?» Und damit

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