Der Venuspakt
aus-
geschlossen!», fügte sie hastig hinzu, als sie sich etwas spät daran erinnerte,
dass auch Nik und Donates einst gewöhnliche Sterbliche gewesen waren.
«Also sind die geborenen Vampire so etwas wie eine aussterbende Gat-
tung?», überlegte Nik. «Man sollte sie unter Artenschutz stellen!»
Donates lachte: «Lass das bloß Kieran nicht hören!»
Während die Freunde Spekulationen über seine Zeugungskraft anstellten,
griff der geschwächte Vampir in den kleinen Kühlschrank, der sich direkt ne-
ben seinem Bett befand. Er nahm eine Blutkonserve heraus, ging in das ange-
schlossene, großzügige Bad und erwärmte das Blut unter einem Strahl heißen
Wassers. Kieran hielt sich nicht damit auf, den nahrhaften Saft in ein Glas zu
gießen, sondern schlug gierig seine Zähne in die feste Verpackung. Anschlie-
ßend warf er den leeren Beutel in den Abfalleimer und stellte sich unter die
Dusche. Während heißes Wasser über seinen athletischen Körper strömte, in-
spizierte er seine verletzte Schulter. Die Wunde hatte sich bereits geschlossen
und das verschlungene Tattoo, das durch den Wurfstern unschön zerschnitten
worden war, erschien wieder so klar und intakt wie seit über tausend Jahren.
Er hatte es von dem Mann erhalten, der ihn nach seiner endgültigen Wand-
lung zum Vampir gefunden und mit seinem neuen Dasein vertraut gemacht
hatte. Das Muster erstreckte sich über die gesamte Schulter und große Teile
seines muskulösen Oberarms. Es erinnerte an einen komplizierten keltischen
Knoten, in dessen Zentrum sich ein liegender Halbmond befand, der, betrach-
tete man es aus dem Augenwinkel, in ständiger Bewegung zu sein schien.
Mit leichtem Bedauern drehte er schließlich den heißen Strahl ab, der die
Verspannung in seinen Muskeln etwas gelöst hatte, fasste die schulterlangen,
schwarzen Haare mit einem Lederband zusammen und streifte eine abgetra-
gene Lederhose und ein schwarzes Leinenhemd über. Dann lief er mit ausla-
denden Schritten die Treppe ins Erdgeschoss hinauf.
Oben angekommen, begrüßte ihn seine Haushälterin.
«Wie schön, dass Sie wieder hier sind. Werden Sie länger bleiben?»
«Hallo Sandra! Ich hoffe, Ihnen geht es gut?» Sie nickte zurückhaltend.
Kieran war das Wohlbefinden seiner Angestellten sehr wichtig. Seit Genera-
tionen war diese Familie für ihn tätig gewesen und zu einer Ersatzfamilie ge-
worden. Zumindest waren sie die Einzigen, die sich aufrichtig freuten, wenn
sie ihn sahen, dachte er zynisch.
Besorgt beobachtete er seit einiger Zeit die tiefer werdenden Linien in ih-
rem freundlichen Gesicht. Ein paar Tropfen seines mächtigen Blutes in ihren
Adern schützte sie zwar vor allen gefährlichen Krankheiten, die das zerbrech-
liche Dasein der Sterblichen bedrohten, und garantierte ein langes Leben; un-
sterblich machte es jedoch nicht und bald würde er wieder einen vertrauten
Menschen zu Grabe tragen müssen.
Er befreite sich von seinen trüben Gedanken und beantwortete ihre Frage:
«Ja, ich habe vor, diesmal etwas länger zu bleiben.»
Sandra lebte mit ihrem Mann, der den Garten betreute und gelegentlich
auch als Chauffeur zur Verfügung stand, und der 16-jährigen Tochter hier auf
Kierans Anwesen. Das Ehepaar wusste von seinen besonderen Lebensum-
ständen und war absolut loyal. Die Tochter war noch zu jung, um vor die Ent-
scheidung gestellt zu werden, ob sie in Zukunft für ihn arbeiten wollte oder
nicht. Zu ihrer eigenen Sicherheit hatte Kieran eine kleine, aber wirksame
Manipulation an ihrem Gedächtnis vorgenommen, seither nahm das Mäd-
chen überhaupt nicht wahr, dass sie unter ungewöhnlichen Bedingungen
lebte. Ihre Freundinnen durfte sie natürlich nicht mit nach Hause bringen,
zum Ausgleich übernahm Kieran jedoch großzügig die Kosten für Ausflüge
in Freizeitparks und andere Vergnügen. Außerdem lebten die Großeltern ganz
in der Nähe.
«Ihre Tochter sollte in der nächsten Zeit nicht hier wohnen»
«Ich verstehe. Mein Mann wird sie umgehend in die Stadt zu meiner Mutter
bringen.»
Kieran war überzeugt, dass das Attentat auf ihn kein Zufall gewesen war,
und wollte jedes Risiko vermeiden. Er nickte Sandra zu und verschwand in
seiner Bibliothek. Dort schaltete er sein Laptop ein, um nachzuschauen, ob
Nachrichten für ihn eingegangen waren. Er plante, so diskret wie möglich
Erkundigungen einzuholen, deshalb wollte er erst einmal erfahren, ob sich
andere Agenten des Rats in offizieller Mission in der Stadt
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