Der Venuspakt
Seelenpartner sind?»
«Sie könnten es miteinander nicht aushalten. Ohne einander auch nicht.
Irgendwann würden sie versuchen, sich gegenseitig umzubringen.»
Angelina lachte bitter auf: «Oder ihre Familie schickt jemanden, der das
vorher schon erledigt. Nicht auszudenken, welche Auswirkungen dies auf
den sensiblen Frieden zwischen den Feen und der Vampirwelt hätte!»
«Drei Siegel ... und wer das letzte bricht, dem gehört sie? Das ist ja krank!»
«So könnte es einem erscheinen», nickte Donates. «Gedacht sind diese drei
Siegel als Schutz vor einer gewaltsamen Transformation. Einige Vampire er-
hoffen sich von der Verbindung Macht und Einfluss im Rat und versuchen, die
Auserwählte für sich zu gewinnen. Gelegentlich sogar mit Gewalt. Normaler-
weise werden die Auserwählten sorgfältig im Geheimen auf ihre Aufgabe vor-
bereitet und können sich unwillkommener Avancen von machtgierigen Vam-
piren durchaus erwehren. Ich fürchte, dies gilt nicht für Nuriya. Sie scheint
kaum einen Funken Magie in sich zu haben.»
«Ich glaube, da irrst du dich!», lächelte Angelina vielsagend.
Donates schaute seine Gefährtin eine Augenblick nachdenklich an, bevor
er vorschlug: «Ich meine, wir sollten Erik alles sagen. – Was weißt du über
Vampire?»
Alarmiert schaute ihn der Werwolf an. «Offenbar nicht genug, will mir
scheinen.» Donates nickte. «Die meisten Vampire sind Einzelgänger und an
einer längeren Partnerschaft nicht interessiert.»
Erik grinste: «Das ist mir schon aufgefallen!»
«Ein Master- oder Alpha-Vampir kann mit Zustimmung des Rates in einem
angemessenen zeitlichen Abstand Sterbliche transformieren, um eine Fami-
lie, einen Clan zu gründen.»
«Das gilt auch für weibliche Vampire», warf Angelina ein.
«Natürlich! Wichtig ist nur, dass sie mächtig genug sind, ihre Familie zu-
sammenhalten und schützen zu können. Geborene Vampire dagegen sehnen
sich offensichtlich nach Gesellschaft und sind voller Hoffnung, eines Tages
ihren Seelenpartner zu finden. Ihre einzige Chance übrigens, Nachwuchs zu
produzieren.»
«Vorausgesetzt, die Gefährtin trägt das Feen-Gen in sich. Tut sie das nicht,
bleibt die Verbindung kinderlos», warf Angelina ein.
Erik riss seine Augen vor Erstaunen weit auf: «Du meinst Nachwuchs, Ba-
bys, mit Windeln wechseln ...?»
Donates fiel ihm ins Wort: «Genau so. Und wenn Nuriya und Kieran nicht
zufällig vom Schicksal füreinander bestimmt sind, dann wird das für ihn
nichts mehr mit der Familiengründung.»
«Könnte er nicht mit einer anderen ...?»
Donates schüttelte bedauernd den Kopf. «Jeder geborene Vampir darf in sei-
nem Dasein nur ein Mal jemanden transformieren. Das sind die Regeln.»
«Das ist bitter! Und warum, glaubt ihr, hat Kieran sein Lebensglück für Nu-
riya aufs Spiel gesetzt?»
«Weil sie ihn um Hilfe gerufen hat», sagte Angelina, «und wenn ich mich
nicht sehr irre, weil sie seine Seelenpartnerin ist.»
«Dann ist doch alles perfekt!»
«Das wird es sein», flüsterte Angel, «das wird es hoffentlich bald sein!»
Wie aus einem tiefen Schlaf erwachte sie ganz allmählich. Bis sich ihre
sensiblen Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten, verging eine gewisse
Zeit. Als Nuriya ihren Kopf hob, um sich umzublicken, war sie überrascht, wie
schwer ihr das fiel. Sie holte einmal tief Luft, so, als wollte sie sich wappnen
gegen das, was da draußen auf sie wartete. Sie stützte sich auf ihren Ellenbo-
gen, damit sie eine bessere Übersicht bekam.
«Au!» Irgendetwas hielt sie fest. Es fühlte sich an wie eine Infusionsnadel.
Sie schaute zur Seite und ihre Befürchtung wurde bestätigt. Ihr Blick folgte
dem Verlauf des dünnen Schlauches, der von der mit Klebeband in ihrer Arm-
beuge befestigten Nadel zu einer fast leeren Blutkonserve führte. Nichts hatte
sie in ihrem bisherigen Leben fürchterlicher gefunden als Nadeln – und jetzt
steckte so ein Ding in ihrem Arm!
Ein Unfall. Sie hatte einen Unfall gehabt und lag nun im Krankenhaus.
Und das Blut? Nuriya schloss erneut ihre Augen und da kamen die Bilder
zurück. Das Messer, der Schmerz und dann das Blut, so viel Blut, das warm und
ungehindert hervorsprudelte. Von ihrem angstvollen, ums Überleben kämp-
fenden Herzen immer schneller herausgepumpt aus dem sterbenden Körper,
bis mit der Dunkelheit auch der Frieden gekommen war.
Und doch lag sie jetzt lebendig hier in diesem Bett. Sie konnte das glatte
Material der Bettwäsche auf ihrer Haut spüren
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