Der Venuspakt
Grund, dies nicht so
angenehm wie möglich zu gestalten.
Lautlos schlich sie sich aus dem Haus. Der Zauber, den Ninsun über sie aus-
gesprochen hatte, schien weiter zu wirken, denn ihre vampirischen Beschüt-
zer bemerkten ihr Verschwinden nicht.
Sie hielt sich im Dunkel verborgen, außerhalb der Reichweite von Straßen-
laternen oder Leuchtreklame, während sie die Gassen auf der Suche nach ei-
nem geeigneten Opfer entlangschlenderte.
Doch es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden. Die Passanten waren
meist zu zweit oder in kleinen Gruppen unterwegs, als ahnten sie, dass heute
eine besondere Gefahr auf sie lauerte. Einmal dachte Nuriya bereits ihr Opfer
gefunden zu haben, da bog im letzten Moment noch ein Mann in den Park ein,
der seinem Hund einen nächtlichen Ausflug gönnte.
Entmutigt zog sie sich zurück und war schon kurz davor ihr Vorhaben auf-
zugeben, da nahm sie ganz in der Nähe eigenartige Geräusche wahr. Neugierig
schlich sie näher und mit Hilfe ihrer außerordentlichen Nachtsicht konnte
sie aus ihrem Versteck hinter ein paar Müllcontainern einen atemberauben-
den Kampf beobachten.
Eine geschmeidige, dunkelhäutige Vampirin trat ganz allein gegen knapp
ein halbes Dutzend schwarz gekleideter Männer an. Aus jeder Pore der Kämp-
fer schien Magie wie glitzernder Staub zu strömen und hüllte die Szene in ein
unwirkliches Licht.
Plötzlich verspürte Nuriya wieder diesen lächerlichen Niesreiz. Angestrengt
hielt sie sich die Nase zu, um sich nicht durch ein unbedachtes Geräusch zu
verraten. Seit einiger Zeit hatte sie den Verdacht, dass Kieran diese merkwür-
dige Reaktion bei ihr auslöste, aber offenbar war es eher vampirische Magie an
sich, gegen die sie eine Allergie entwickelt hatte. Na, großartig! Nuriya, die Nie- sende. Meine Gegner werden sich totlachen, bevor ich sie durch meine finstere Magie
vernichten kann, dachte sie entnervt und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder
den Kämpfenden zu.
Es sah nicht so aus, als hätte die Amazone den geringsten Zweifel daran, die-
se Auseinandersetzung für sich entscheiden zu können. Nuriya bewunderte
ihren Kampfstil und nahm sich vor, selbst so schnell wie möglich wieder zu
trainieren.
Und dann erschienen neue Angreifer wie aus dem Nichts. Aufgeregt hielt
sie den Atem an, als sich ein weiterer Mann aus dem Schatten löste. Ebenfalls
schwarz gekleidet, unterschied er sich jedoch schon durch seine Haltung von
allen anderen. Es war, als trüge er das Wort Arroganz auf die Stirn tätowiert.
Nuriya erkannte ihn sofort: Kieran.
So hatte sie ihn noch niemals erlebt.
Kieran war kein kleiner Mann. Und dennoch kämpfte er leichtfüßig und
geschmeidig, als folgte er, einem Tänzer gleich, einer geheimen Choreografie.
Seine Bewegungen waren dabei sparsam und kraftvoll, der Körper gespannt
wie eine Feder. Kein Wunder also, dass er die Gegner in wenigen Augenbli-
cken überwältigte. Dann wandte er sich der Amazone zu. Obwohl Nuriya an-
gestrengt lauschte, konnte sie nicht verstehen, was besprochen wurde. Das
brauchte sie auch nicht, denn es war offensichtlich, dass die beiden sich gut
kannten. Kierans tiefe Stimme wehte herüber und sandte heiße Schauer der
Sehnsucht über ihre Haut. Doch sein Lachen galt nicht ihr, sondern der wil-
den Fremden dort drüben, die gerade vertraulich ihre Hand auf seinen Arm
legte. Lautlos floh Nuriya in die Nacht.
In einem ruhigeren Viertel der Stadt angekommen, lehnte sie sich gegen
eine raue Mauer und genoss die Kälte der Ziegelsteine in ihrem Rücken. Das
war es also, was Kieran tat, wenn er nicht bei ihr war. Langbeinige Schönhei-
ten retten, die durchaus in der Lage zu sein schienen, sich selbst zu helfen.
Sie dagegen bedeutete nur eine Last für ihn. Was war sie denn schon ande-
res als eine kleine, pummelige Fee, der er aus Mitleid das Leben gerettet hatte
und die für immer zwischen ihm und seinem Glück stehen würde? Nicht ein-
mal alleine jagen konnte sie!
Und jetzt auch noch mit verheulten Augen! Nervös suchte Nuriya nach einem
Taschentuch, als sie einen Herzschlag ganz in der Nähe wahrnahm. Erschro-
cken verharrte sie einen Augenblick und lauschte.
Deutlich waren die Schritte eines nächtlichen Heimkehrers zu hören.
Sie schlüpfte rasch durch das eiserne Tor zu ihrer Linken und sah am Ende
der Straße einen jungen Mann um die Ecke biegen, der direkt auf sie zuhielt.
Das war ihre Chance!
Nuriya schlenderte ihm mit aufreizendem Hüftschwung entgegen. Als er
nur
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