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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Die Schicksalsgöttinnen meinten es gut mit ihm. Er lächelte zufrieden. Die
kleine Rothaarige, deren Ehre Kieran im Hellfire so ritterlich verteidigt hatte,
war nicht nur ein Feenkind, sie war die Auserwählte! Das erklärte auch, wa-
rum sie den idiotischen Sterblichen entkommen war, die sie für ihn fangen
sollten.
Warum der selbstgefällige Keltenkrieger das Mädchen weiter bei ihrer
Schwester wohnen ließ, konnte er allerdings nicht begreifen. Vermutlich
nahm Kieran an, sein Name reiche bereits aus, ihre Sicherheit zu garantieren.
«Oh ja! Das Schicksal spielt mir wahrlich in die Hände, alles fügt sich perfekt
ineinander!», flüsterte Senthil. Er war entschlossen, seine Chance zu nutzen.
Sehr zufrieden mit sich selbst, beschloss er, sich mit einer appetitlichen
Sterblichen, die bereits ohnmächtig in seinen Gemächern auf ihn wartete, et-
was aufzumuntern, als höchst unwillkommener Besuch erschien.
«Mir scheint, du kommst nicht recht voran. Wir haben nur noch wenige
Tage!» Drohend schritt Anvea auf ihn zu.
Senthil konnte sich nicht erinnern, wann er die mächtige Fee das letzte Mal
außerhalb ihres Palastes gesehen hatte. Für gewöhnlich schickte sie eines ih-
rer widerwärtigen Kinder, die ihren abstoßenden Namen wie ›Lüge‹, ›Plage‹
oder ›Zwist‹ alle Ehre machten.
Doch keines von ihnen war in der Lage, in Sekundenschnelle eine derma-
ßen beklemmende Atmosphäre zu schaffen, wie ihre Mutter selbst. Entgegen
aller gängigen Vorstellungen war sie keineswegs hässlich. Ein scharf geschnit-
tenes, griechisches Profil mochte vielleicht aus der Mode gekommen sein,
    aber mit ihren üppigen Kurven und dem hüftlangen, schwarzen Haar, das an
ihre Mutter, eine Göttin der Nacht, erinnerte, entsprach sie durchaus Senthils
Vorstellungen von einem begehrenswerten Weib. Die antiken Chronisten
hatten sie als abstoßend beschrieben, erinnerte er sich. Das mochte daran lie-
gen, dass sie andere sexuelle Vorlieben gepflegt hatten. Senthils Mund verzog
sich zu einem lüsternen Grinsen. Auch er hatte hin und wieder Vergnügen an
Knaben. Und er stimmte gerne zu, dass Frauen dem Manne untertan zu sein
hatten. Allerdings reduzierte sich seine Interpretation der weiblichen Rolle
nicht ausschließlich auf Küche und Kinderaufzucht.
Eine Spur der Erregung, die dieser Gedanke in ihm entfachte, musste An-
vea in seinem Gesicht gelesen haben, denn sie gab einen zischenden Laut von
sich, der selbst den ruchlosen Vampir zurückweichen ließ.
«Anvea», begann er um einen unterwürfigen Ton bemüht, «das Schicksal
ist auf unserer Seite. Die Auserwählte ist gefunden und wird morgen vorge-
stellt. Es wird ein Kinderspiel, sie zu entführen.»
«Tatsächlich?» Ihre Stimme brannte wie Salzsäure auf seiner Haut. Senthil
wand sich vor Schmerzen und die Fee lächelte zufrieden. «Vergiss nicht unse-
re Abmachung. Du boykottierst den Pakt und ich gebe deiner Heimat ihren
Frieden und den Seelen deiner Familie ihre Ruhe zurück.»
Die Bilder von Folter und Tod in der geliebten Heimat schlichen quälend
langsam durch Senthils Kopf, bis er glaubte, die Schreie der Opfer nie mehr
aus seiner Erinnerung verbannen zu können. Als er endlich zu Atem gekom-
men war, flüsterte er heiser: «Vergiss nicht die Macht des Vengadors. Du hast
sie mir versprochen.»
«Das ist es, was du wirklich willst, nicht wahr? Heimat, Familie, deine Ge-
fährten – das alles ist dir völlig gleichgültig. Du willst nur die Macht.»
«Das ist nicht wahr! Und du weißt das auch. Mein Volk hat lange genug ge-
litten und es wird Zeit, dass Frieden in seinem Land einkehrt.»
«Wenn du so erpicht darauf bist, Kierans Kräfte zu rauben, warum hast du
dann versucht, ihn zu vergiften?»
Senthil fragte sich, woher die unheimliche Fee davon wusste. Betont gleich-
gültig zuckte er mit den Schultern. «Er sollte nicht sterben. Jedenfalls nicht
sofort. Ich besitze das Gegenmittel. Es hätte ihn lange genug am Leben gehal-
ten. – Ich hätte wissen sollen, dass dieses Gift nicht brauchbar ist. Schließlich
stammt das Rezept von einem Elf!»
Die Fee lachte. «Du wirst dir eben etwas Eigenes einfallen lassen müssen.»
    «Keine Sorge, das werde ich. Aber wenn ich die Auserwählte entführe, dann
sind alle hinter mir her. Die meisten Vampire genauso wie die Feen! Wie soll
ich mich ohne seine Magie gegen sie schützen?» Senthil blickte Anvea listig
an.
«Also gut. Meinetwegen. Wenn du sie vor dem Pakt fängst, sollst

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