Der Venuspakt
Räumen geführt hatte. Sollte Nuriya sie belauscht haben? Er blickte zu
dem Werwolf. Der hob nur eine Augenbraue und schwieg.
«Habt ihr mir etwas zu sagen?», fragte Donates scharf.
Erik begann, sich hinter dem Ohr zu kratzen. Er murmelte, er wolle nach
den Mädchen sehen und verschwand.
Nik fuhr hastig fort: «Ich habe noch nicht alles erzählt. Órla lässt ausrich-
ten, dass sie Nuriya morgen Abend im Club erwartet, um sie offiziell als Aus-
erwählte zu präsentieren. Es ist nur noch knapp eine Woche bis zur Nacht des
Venustransits; bis dahin muss die Verbindung geschlossen sein. – Wie genau
läuft dieses Ritual eigentlich ab?», fragte er neugierig.
«Der Pakt mit dem Reich des Lichts ist erst nach dreimaligem Austausch
von Blut zwischen der Auserwählten und ihrem Partner erneut geschlossen.
Das Feenkind muss beim dritten Mal ihren Seelenpartner zuerst beißen. Das
gilt als Beweis, dass sie sich freiwillig an ihn bindet.»
«Das ist alles?»
Donates blickte unbehaglich. «Nicht ganz. Mit dem dritten Austausch ...»,
er räusperte sich, «gehen normalerweise sexuelle Aktivitäten einher, die nicht
ganz so privat stattfinden, wie die meisten sich das vermutlich wünschen
würden.»
«Ach du heilige ...! Vor allen Leuten?» Nik klang bestürzt. «Wie peinlich!»
«Nein, nicht vor allen Leuten – aber du kannst sicher sein, dass sich bei die-
ser Zeremonie die wichtigsten Vertreter der Feen und der Vampire irgendwo
im Schatten herumdrücken, damit ihnen auch nichts entgeht.»
«Das habe ich nicht gewusst», sagte Angelina entsetzt und rückte nach
Schutz suchend näher an Donates heran. «Haben die etwa auch bei uns zu-
gesehen?»
Donates grinste frech. «Und ich hätte schwören können, dass dir diese Vor-
stellung gefällt.» Geschickt wich er Angelinas Ellbogen aus und warf ihr eine
Kusshand zu. Sie lachte.
Nik rollte mit den Augen. Manchmal ging ihm die Turtelei seiner Blutsge-
schwister wirklich auf die Nerven. «Gibt es keinen Liebeszauber oder so et-
was?», fragte er.
«Denk nicht einmal daran. Wenn die Sache nicht freiwillig ist, bedeutet das
Krieg! Schon einmal haben die Verwandten eines Feenkindes einen Vengador
engagiert, um die Ehre ihrer Tochter wiederherzustellen.»
«Wenn Nuriya das hört, wird nie etwas aus dieser Verbindung», unkte Nik
düster. Donates ging drohend auf ihn zu: «Da gebe ich dir ausnahmsweise ein-
mal Recht, aber ich warne dich. Sollte sie es von dir erfahren, wirst du bereuen,
jemals eine Zunge besessen zu haben!»
Nik schluckte. Donates’ Drohung war ernst gemeint und dieses Mal kam
Angelina ihm auch nicht zu Hilfe. Er nickte nur und fragte nach einer Pause
vorsichtig: «Meint ihr nicht auch, dass Kieran dabei sein sollte, wenn wir in
den Club gehen?»
«Ich werde dafür sorgen, dass er sich nicht aus der Verantwortung zieht!»,
grollte Donates, dann verschwand er gemeinsam mit Angelina in die Nacht.
«Das heißt wohl, dass ich den Wachhund spielen darf», murmelte Nik. Tat-
sächlich war er froh, so glimpflich davongekommen zu sein. Es hätte ihm nie-
mals passieren dürfen, dass er von einer so jungen Vampirin unbemerkt be-
lauscht wurde. Aber Nuriyas Kräfte einzuschätzen war nicht leicht. Schließ-
lich schien sie selbst nicht viel darüber zu wissen.
Kapitel
Missbilligend beobachtete Kieran, wie die Stiefel des Besuchers deutliche
Spuren im Flor seines Teppichs hinterließen. «Um Himmels willen, Sin, bleib
endlich stehen! Das ist ein achthundert Jahre alter Isfahan!»
«Hat dir schon mal jemand gesagt, dass dieses Modell noch nie fliegen konn-
te? Warum kaufst du dir nicht etwas Neues?»
Kieran rollte nur mit den Augen und das Grinsen verschwand aus Sins Ge-
sicht: «Bist du sicher, dass Senthil und Anvea gemeinsame Sache machen?»
«Ich habe keinen Grund, an Tesfayas Worten zu zweifeln.»
Sin legte seinen Kopf schräg und lauschte in die Nacht hinein. «Wir bekom-
men Besuch!»
Kieran widersprach: «Kaum möglich, es sei denn ... – Donates! Was führt
dich zu mir?»
Der blonde Vampir tauchte aus dem Nichts auf und schüttelte sich kurz wie
eine Katze, die versehentlich in etwas Ekliges hineingetreten war.
«Kieran, nennst du das eine Einladung? Dein Schutzzauber fühlt sich an,
als müsse man durch kochendes Blei waten, um in deinem Haus anschließend
mit Eiswasser übergossen zu werden.»
Grollendes Lachen erklang und eine dunkle Stimme sagte: «Dieser Venga-
dor ist nicht unbedingt durch seine
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