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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Auserwählte!» Dann klatschte sie in ihre Hände, das Publikum brach in
begeisterten Jubel aus und Órla raunte Nuriya zu: «Nun bist du dran!» Damit
drückte sie der Überraschten maliziös lächelnd das Mikrofon in die Hand.
Nuriya fühlte sich inzwischen längst jenseits jeglicher Normalität. Gele-
gentlich hatte sie schon vor einer Gruppe von Studenten gesprochen, aber
niemals vor einem derart exotischen Publikum. Ihre Zunge fühlte sich an, als
klebe sie am Gaumen. Doch war es nicht genau dies, was Órla wollte? Sie soll-
te sich nach der großspurigen Ankündigung gründlich blamieren. Mylady –
wirklich! Was für ein Unsinn!
Ninsun, halt mir die Daumen!
Ich bin bei dir, Kleines ,raunte ihr der Schutzgeist zu, und Nuriya begann, mit
klarer Stimme zu sprechen: «Erst vor wenigen Stunden habe ich erfahren,
welch bedeutende Rolle mir in diesem Leben zuteil werden soll, und möchte
mich für euer Vertrauen bedanken!» Sie senkte bescheiden ihren Blick. «Ge-
wiss ist es überflüssig zu erwähnen, wie stolz ich auf meine Herkunft bin. Und
doch möchte ich genau dies heute ausdrücklich betonen. Mag mir auch be-
stimmt sein, zukünftig in Dunkelheit zu leben – ich werde nicht vergessen,
wer meine Vorfahren sind.»
Die anwesenden Vertreter der Feenwelt nahmen ihre Bemerkung sehr wohl-
wollend zur Kenntnis und Nuriya fuhr mutig fort: «Meine zauberhafte Mut-
ter starb gemeinsam mit meinem Vater als Opfer eines Selbstmordattentats.
Kürzlich wurden meine Schwester und ich unweit dieses Clubs überfallen.»
Sie warf einen raschen Blick auf Órla. Die Vampirin presste ärgerlich ihre Kie-
fer zusammen. Nuriya erlaubte sich ein feines Lächeln, ihr Blick glitt zurück
zum Publikum und sie sah gespannte Aufmerksamkeit in den Gesichtern.
«Ich habe nie an Zufälle geglaubt. Deshalb schwöre ich heute vor euch
und allen Göttern: Wer immer diese Anschläge in Auftrag gegeben hat, wird
sich eines Tages dafür verantworten müssen!» Eine leichte Unruhe entstand
und Nuriya beeilte sich fortzufahren: «Und außerdem», sie schien zu erröten,
»wäre es nett, wenn mein Partner für die heilige Zeremonie sich endlich zu
erkennen gäbe.»
Als sie sich danach mit einem ungeschickten Knicks verabschiedete, grins-
ten zwar einige Leute im Publikum über ihre augenscheinliche Naivität, aber
die Mehrzahl der Zuschauer klatschte wohlwollend.
    «Bin ich hier bei einer drittklassigen Misswahl?», fauchte sie Kieran an, der
sie, gemeinsam mit Donates, von der Bühne begleitete.
«Sei still!»
Beleidigt folgte Nuriya den Vampiren in eine Sitzecke und ließ sich in die
Polster fallen.
«Das war sehr schön!», lobte Angelina.
«Das war sehr töricht!», imitierte Kieran deren Tonfall so sarkastisch, dass
Donates mit den Zähnen knirschte.
«Ist dir eigentlich klar, dass du gerade eine Kriegserklärung ausgesprochen
hast?»
«Na und? Bin ich nicht die Auserwählte?»
«Oh, natürlich! Und demnächst wirst du auch die Geschicke dieser Welt
lenken!» Mit zusammengekniffenen Augen beugte Kieran sich vor, bis sein
Gesicht nur noch eine Hand breit von dem ihren entfernt war. Am liebsten
hätte er sie geküsst. Er verliebte sich sekündlich heftiger in seine streitbare
Fee.
Nuriya dagegen verspürte in diesem Moment lediglich den dringenden
Wunsch, ihm die klassische Nase zu zertrümmern. Sie lehnte sich ebenfalls
nach vorn und schaute ihm unerschrocken in die Augen. «Ich habe mich ge-
fügt, um den Venuspakt nicht zu gefährden. Aber wenn ich dich richtig ver-
standen habe, dann werde ich künftig eine nicht unbedeutende Position in eu-
rer Welt innehaben. Glaubst du wirklich, ich würde nach dem Opfer, das ich
bereits gebracht habe, darauf verzichten, meinen Einfluss zu nutzen ...? All-
mählich verstehe ich, warum es Widerstand gegen diesen Pakt gibt. Ihr seid
eine elitäre Bande. Die Vampire halten mich für eine harm- und hirnlose Fee.
Und wenn nicht bald ein dunkler Held aus ihren Reihen auf seinem Rappen
dahergeprescht kommt und mich als Seelenpartnerin akzeptiert, dann werde
ich in einigen Tagen weniger wert sein, als die fünf Liter Blut, die durch meine
Adern fließen!» Wütend sprang sie auf. «Ich mag ›nur‹ die Tochter einer Fee
und eines Sterblichen sein. Aber glaube nicht, dass die da draußen mit mir
oder irgendjemandem aus meiner Familie spielen können!»
Wütend beugte sie sich vor – zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich be-
reit, ihre gebündelte Magie

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