Der verbannte Highlander
Aufgaben unter ihrer Aufsicht, aber Lizzie brauchte die Ablenkung. Und es funktionierte. Die körperliche Arbeit schaffte es endlich, ihren Kopf frei zu bekommen.
Erst als jeder Muskel in Nacken und Rücken schmerzte und sie die Arme nicht länger bewegen konnte, hörte sie auf und brach in ihrem Zimmer erschöpft zusammen. So müde, dass sie am liebsten einfach zu Bett gegangen wäre, wenn sie nicht vor Schmutz gestarrt hätte. Doch als ihr Bad heraufgebracht wurde, konnte sie sich gerade eben noch aufrappeln, um in das heiße Wasser der tiefen Kupferwanne zu sinken.
Sie schloss die Augen, um die Gedanken ins Leere schweifen zu lassen, doch die Erinnerungen fanden sie dennoch. Je mehr sie sie zu verdrängen suchte, umso hartnäckiger kamen sie zurück.
Wie es schien, konnte sogar völlige körperliche Erschöpfung nicht heilen, was sie quälte: die Erkenntnis, dass sie sich schändlich verhalten hatte. Nicht nur, weil sie zugelassen hatte, dass er sie küsste, sondern auch durch ihre Reaktion darauf. Es war nicht Patrick Murrays Schuld, dass sie in der Angst lebte, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Sein Kuss war ihr angenehm gewesen, sie hatte ihn sogar dazu ermutigt, und als er dann ihr lüsternes Angebot annahm, hatte sie um sich geschlagen.
Obwohl er es schnell überspielte, hatte sie es in seinen Augen gesehen – ihre kalte Zurückweisung hatte ihn verletzt. Er glaubte, dass sie ihn wegen seines Ranges zurückwies. Doch es war viel komplizierter als das.
Patrick Murray war selbstsicher, kraftvoll, entschlossen – ein Fels selbst unter den gefährlichsten Umständen. Der vollkommene Krieger. Wie könnte er jemals verstehen, wie es war, kein Vertrauen in sich selbst zu haben? Dem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr zu trauen. Zu wissen, wie es sich anfühlte, wenn alle Gefühle einem sagten, dass etwas richtig war, um dann später herauszufinden, dass es falsch war – schrecklich falsch?
Sie hatte keiner Menschenseele je erzählt, welches Ausmaß ihre Torheit mit John Montgomery gehabt hatte.
In den Wochen nach ihrer Verlobung hatte er ihr Küsse gestohlen, einen keuschen Schmatz hier, einen etwas längeren Kuss dort. Doch eines Tages – ein paar Tage vor den Spielen – war sie mitten in der Nacht auf ihrem Weg zurück vom Abtritt zufällig auf ihn getroffen. Er hatte unten im Saal getrunken und kam gerade nach oben, um schlafen zu gehen. Er hatte sie geküsst. Zuerst hatte sie nervös gekichert und ihn mit einem Klaps von sich geschoben. Doch dann war der Kuss drängender geworden und sie hatte bemerkt, dass sie nicht länger aufhören wollte. Er zog sie in eine in die Steinmauer eingelassene Nische und auf eine gepolsterte Bank herab. Streichelnd berührten seine Hände ihren Körper und weckten dabei sündige Gefühle in ihr, die sie sich nicht hätte träumen lassen.
Deine Haut ist wie Samt.
Er vergrub das Gesicht an ihrer Brust.
Deine Brüste sind so weich und rund.
Die Dinge, die er ihr ins Ohr flüsterte, erregten sie. Es gefiel ihr, wie sie sich durch ihn fühlte. Geliebt. Beschützt.
Fühl, was du mit mir machst.
Er legte ihre Hand um seine Männlichkeit, und sie wunderte sich über deren feste Stärke.
Lass mich dich lieben.
Er sagte ihr, dass es in Ordnung wäre. Dass sie schon bald verheiratet sein würden. Sagte ihr, wenn sie ihn liebte, dann würde sie ihm auch Vergnügen bereiten wollen.
Wie eine Närrin hatte sie ihm geglaubt. Und um die Wahrheit zu sagen, nach einem anfänglichen kurzen Augenblick des Schmerzes war er nicht der Einzige gewesen, der Vergnügen dabei empfunden hatte. Es hatte ihr gefallen, sein Gewicht auf sich zu spüren, hatte ihr gefallen, wie er ihre Brüste gestreichelt, wie er sich in ihr bewegt hatte. Bis auf die Bescherung, als er sich auf ihrem Bauch verströmt hatte, war es recht angenehm gewesen.
In jener Nacht hatte sie John ihre Unschuld geschenkt, und zwei Tage später hatte er ihr das Herz gebrochen.
Er hatte sie nach dem Fiasko bei den Spielen aufgesucht, sich entschuldigt und ihr gesagt, dass er seine grausamen Worte – sein Gelächter – nicht so gemeint hatte. Sie hatte ihm sogar geglaubt. Zumindest ein wenig. Doch zu dem Zeitpunkt spielte das bereits keine Rolle mehr. Die Illusion, dass dieser gutaussehende Mann sie liebte, war geplatzt, und stattdessen sah sie den Mann, wie er war – und nicht, wie sie ihn sich wünschte.
»Bitte, Elizabeth, du musst es dir noch einmal überlegen. Denk an die Verträge. Daran, was
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