Der verbannte Highlander
Falsches gesagt hatte.
»Du hast deinen Bruder«, er bedachte sie mit einem scharfen Blick, »und Campbell. Es sollte nicht schwer sein, weitere Wachmänner anzuheuern. Es gibt genügend gebrochene Männer, die begierig auf Arbeit sind.«
Als ob er so einfach zu ersetzen wäre.
Das durfte nicht wahr sein.
»Aber was ist mit uns?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich dachte …«
Seine Augen wurden hart und ausdruckslos. Sie waren die eines Fremden. »Darum kann Campbell sich ebenfalls kümmern.«
Lizzie gab einen kleinen, erstickten Laut von sich, so betroffen war sie von seiner Kälte. Wie konnte er nur so mit ihr sprechen? Nach allem, was sie miteinander geteilt hatten, ging er einfach so fort, ohne sich auch nur umzusehen. Bedeutete sie ihm so wenig?
Ich dachte, er empfindet etwas für mich.
Sie presste die Hand an den Mund und versuchte, zu schlucken. Gütiger Gott, hatte sie etwa einen schrecklichen Fehler gemacht … schon wieder?
Sein Kiefer war hart und entschlossen. Er sah so unnahbar aus. So allein. Als bräuchte er niemanden auf der Welt. Und ganz sicher nicht sie.
Nie hätte sie geglaubt, dass die Rücksichtslosigkeit, derer sie auf dem Schlachtfeld Zeuge geworden war, sich gegen sie richten könnte.
Unfähig ihn länger anzusehen, wandte sie sich ab und rang um Atem. Eins. Zwei. Sie zwang sich, langsam ein- und auszuatmen und versuchte, die heiße Welle der Kränkung daran zu hindern, sie völlig zu verschlingen.
Sie musste hier raus, bevor sie sich noch die Blamage gab
und in Tränen ausbrach. Und genau das hätte sie auch getan, wenn sie nicht zufällig noch einmal zu ihm aufgeblickt hätte.
Seine Augen verrieten ihn. Gequält. Voller Schmerz. Erfüllt von so nackter Sehnsucht, dass es ihr den Atem raubte.
Er wollte sie doch . Mit einer Heftigkeit, die der ihren in nichts nachstand.
In diesem einen unachtsamen Augenblick erkannte sie die Wahrheit in ihrem Herzen. Vom ersten Augenblick an, als er durch die Bäume galoppiert war, hatte sie etwas Besonderes gespürt. Nicht nur ein sinnliches Bewusstsein, sondern ein Gefühl der Verbundenheit, das so stark und tief war, dass es schien, als wäre es schon immer da gewesen.
Ich liebe ihn.
Diesen großen, starken Krieger, dessen unerbittliches Äußeres eine gequälte Seele verbarg.
Sie hatte sich von seinem gutaussehenden Gesicht angezogen gefühlt, von seiner Stärke, seinem Mut und natürlicher Autorität, doch es war der verletzte Mann im Innern, der ihr Herz gefangen nahm.
Er brauchte sie.
Sie sehnte sich danach, seine Traurigkeit zu lindern. Ihn mit dem Balsam ihrer Liebe zu heilen. So wie er ihr den Mut gegeben hatte, ihr Herz noch einmal aufs Spiel zu setzen. John Montgomery gehörte der Vergangenheit an. Das hier war anders. Sie musste sich selbst vertrauen – und ihm.
Robert mochte die ›bessere‹ Wahl sein, doch Patrick hatte etwas an sich, das sich nicht mit objektiven Maßstäben messen ließ. Er mochte zwar von Geburt her nur ein Wachmann sein, doch er hatte alles, was einen guten Chieftain auszeichnete. Er war der geborene Anführer, und es lag an ihr, ihm die Möglichkeit dazu zu geben.
Alys hatte recht. Sie würde es niemals bereuen, den Mann zu heiraten, den sie liebte. Ihre Familie würde es verstehen. Das mussten sie einfach.
Die unerwartete Neuigkeit, die sie an diesem Abend erhalten hatte, gab ihr noch mehr Grund zur Hoffnung. Jamie hatte ihr geschrieben, um ihr von seiner bevorstehenden Hochzeit mit Caitrina Lamont zu berichten. Obwohl sie zu dem Zeitpunkt, an dem sie den Brief erhalten hatte, vermutlich bereits verheiratet waren, wünschte ihr Cousin ihre Anwesenheit auf Dunoon so bald wie möglich.
Sie konnte es immer noch nicht glauben – ihr Bruder … verheiratet. Colin war außer sich gewesen. Nach allem, was sie wusste, waren die Lamonts vor kurzem beschuldigt worden, MacGregors zu beherbergen, und das arme Mädchen hatte ihre ganze Familie verloren und stand praktisch mittellos da. Jamies Brief nach schien es, als fühle er sich auf gewisse Weise dafür verantwortlich. Doch das bedeutete auch, dass sie nicht die Erste in der Familie sein würde, die eine unangemessene Verbindung einging.
Nun, da sie ihre Entscheidung getroffen hatte, dachte sie an alles, was sie beinahe unwissentlich aufgegeben hätte. Das war es, wovon Meg und Flora gesprochen hatten. Einer Liebe, die so stark war, dass man dafür sterben würde – oder ohne sie.
Ob es nun Schicksal oder Glück war, wusste
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