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Der verborgene Charme der Schildkröte

Titel: Der verborgene Charme der Schildkröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stuart
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auf die Nase. »Ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass sie alleine entwischen konnten.«
    Der Beefeater lehnte sich zurück. »Ich habe so meinen Verdacht.«
    »Möchten Sie mir den auch verraten?«, fragte er.
    »Ich habe keine Beweise.«
    »Nun, wir werden eine gründliche Untersuchung durchführen, um den Schuldigen zu finden«, sagte der persönliche Diener Ihrer Majestät und blätterte in seiner Mappe eine Seite um. »Immerhin wurden alle Tiere wieder eingefangen.«
    Sofort dachte der Beefeater an den neuen Bewohner der Wetterfahne auf dem White Tower und führte die Tasse an die Lippen.
    »Okay«, fuhr Oswin Fielding fort. »Der Grund, warum ich Sie um dieses Gespräch gebeten hatte, ist folgender: Ich wollte Ihnen mitteilen, dass der Premierminister von Guyana der Königin soeben ein paar Riesenotter hat zukommen lassen, was, gelinde gesagt, nicht besonders erfreulich ist.«
    Balthazar Jones starrte den Höfling an. »Aber wir haben keinen Platz für Riesenotter«, protestierte er.
    »Niemand ist glücklich mit dieser Geschichte, das kann ich Ihnen versichern. Wir müssen sie eben vorläufig im Pinguinbecken unterbringen. Halten Sie ein wenig ein Auge drauf, es ist eine bedrohte Art wie der Komodowaran. Wie geht es ihm übrigens?«
    »Dem geht es bestens. Gut genährt, würde ich sagen.«
    Der persönliche Diener Ihrer Majestät schaute in seine Mappe. »Solange er kein kleines Kind gefressen hat, würde ich mir deswegen keine Gedanken machen.«
    Der Beefeater schaute aus dem Fenster und fragte sich, wann er den Hund des Chief Yeoman Warders zum letzten Mal gesehen hatte.
    »Es gibt aber noch etwas anderes, das ich zur Sprache bringen wollte«, sagte Oswin Fielding.
    Balthazar Jones knibbelte an seinem Bierdeckel herum.
    »In den schwedischen Zeitungen wird heute darüber berichtet, dass die Giraffen ein Geschenk des Königs von Schweden seien«, erklärte der persönliche Diener Ihrer Majestät. »Wenn ich es richtig verstanden habe, behauptet das Pressebüro, dass man die Information von Ihnen hat.«
    Der Beefeater schaute beiseite. »Ich hatte gerade eine Ikea-Tüte in der Hand.«
    »Eine Ikea-Tüte? Sie haben schwedische Möbel gekauft?«
    »Es war nur eine Steckrübe drin.«
    Der Mann vom Palast blinzelte ein wenig. »Hätten Sie sich nicht ein afrikanisches Land ausdenken können?«, fragte er. »Wir hatten bereits einen Anruf aus dem Büro des schwedischen Königs. Ich habe behauptet, die Damen im Pressebüro hätten da etwas verwechselt, aber an Ihrer Stelle würde ich denen vorläufig aus dem Weg gehen. Sie sind nicht gerade gut auf Sie zu sprechen.«
    Der Höfling klappte seine Mappe zu und lehnte sich mit einem Seufzer zurück. »Wie geht es Mrs. Jones?«, fragte er.
    Es kam keine Antwort.
    »Immer noch nicht zurück?«
    Balthazar Jones schaute aus dem Fenster. »Nein«, sagte er schließlich.
    »Bedauerlich. Meine ist auch nie zurückgekommen.«
    Nachdem die beiden Männer gegangen waren, räumte Ruby Dore die leeren Tassen ab und sammelte die Fetzen des malträtierten Bierdeckels ein. Sie schwor sich, am Abend früh zu Bett zu gehen, da sie bis weit nach Mitternacht nach den zahmen Wanderratten gesucht hatte. Fast hätte sie aufgegeben, aber als sie gerade noch einmal im Abfalleimer vor dem Tower-Café nachgeschaut hatte, war plötzlich Rev. Septimus Drew aufgetaucht und hatte ihr mitgeteilt, dass er soeben zwei der Tiere am Füsiliermuseum habe vorbeilaufen sehen. Mehr als eine Stunde später gelang es ihnen, sie in die Königliche Kapelle St. Peter ad Vincula zu scheuchen, da einer der Beefeater im allgemeinen Chaos die Tür aufgelassen hatte. Sofort schossen die Nager unter die Orgel, und so setzten sich die Wirtin und der Kaplan verzweifelt in die erste Bankreihe und warteten. Als einer der Plagegeister wieder auftauchte und sofort schamlos seine Zähne ins weiße Altartuch schlug, zog der Kaplan los, um seine unheiligste Waffe der Verführung zu holen: Erdnussbutter.
    Sobald die Tiere sicher in ihren Käfigen untergebracht waren, lud Ruby Dore den Geistlichen ins Rack & Ruin ein und schloss die Tür hinter sich ab, damit die Beefeater nicht auf die Idee kamen, dass sie dort noch bedient werden würden. Sie ging in den Keller und holte eine Flasche alten Champagner, den sie für besondere Gelegenheiten, die nie gekommen waren, dort aufbewahrte. Als sie für jeden ein Glas füllte, betrachtete Rev. Septimus Drew den Kanarienvogel, der auf seiner Stange schlief, und erklärte, dass er es

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