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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dachte sie bereits darüber nach. Über ihn.
    So wie jemand über sie nachdachte. Es waren dunkle, rachsüchtige Gedanken. Sie war ihm entwischt, und mit ihr die Beute und die Macht, die er so sehr begehrte.
    Er hatte bereits den Preis für sein Versagen bezahlt, aber das war längst nicht genug. Er würde sie finden, und wenn es so weit war, hatte sie einen viel höheren Preis zu zahlen. Am Ende würde sie mit ihrem Leben bezahlen, auch wenn das unerheblich war.
    Viel wichtiger waren die Schmerzen. Und die Angst. Nur das konnte ihn zufriedenstellen. Das Geld, das er verloren hatte, spielte keine Rolle, es war fast genauso unbedeutend wie das Leben dieser törichten Frau. Aber sie besaß, was er brauchte und was ihm gehörte. Und das würde er sich zurückholen.
    Es gab drei davon. Jeder einzelne war kostbar, doch zusammen waren sie von unschätzbarem Wert. Er hatte bereits Schritte eingeleitet, um die zwei zurückzubekommen, die sie vor ihm zu verstecken versucht hatte. Es würde noch eine Zeit dauern, bis er sie hatte, natürlich. Er musste vorsichtig sein, wachsam, und er musste dafür sorgen, dass die Gewalt, die er anwenden musste, nicht mit ihm in Verbindung gebracht wurde. Aber in jedem Fall würden die zwei Teile des Dreiecks bald ihm gehören, diese zwei sagenhaften Sterne in ihrer ganzen Schönheit und Pracht.
    Er saß in dem Raum, den er für seine Schätze hatte bauen lassen. Für seine Schätze, die er gekauft, gestohlen und für die er Blut vergossen hatte. Juwelen und Gemälde, Statuen und wertvolle Pelze glänzten und glitzerten in seiner geheimen Höhle. Der Altar, den er errichtet hatte, um darauf seinen begehrtesten Schatz zu betten, war leer. Wartete.
    Doch bald …
    Bald würde er die beiden Ersten bekommen, und sobald er den Dritten in Händen hielt, würde er unsterblich sein.
    Und die Frau tot.

3. KAPITEL
    D as da im Spiegel war ihr Körper. Bailey atmete tief durch. Sie sollte sich besser an den Anblick gewöhnen. In dem vom Wasserdampf beschlagenen Glas sah ihre Haut blass und glatt aus. Ein wenig verlegen legte sie eine Hand an ihre Brust.
    Lange Finger, kurz gefeilte Nägel, eher kleine Brüste. Ihre Arme waren ein bisschen dünn, wie sie mit einem Stirnrunzeln feststellte. Vielleicht sollte sie Krafttraining machen.
    An Hüften und Bauch konnte sie kein überflüssiges Gramm Fett entdecken, also trieb sie ja vielleicht ein bisschen Sport. An den Schenkeln stellte sie durchaus einige Muskeln fest. Wie groß sie wohl war? Ein Meter fünfundsechzig? Sie wünschte, sie wäre größer. Wenn eine Frau schon mit über zwanzig ihr Leben ganz von vorne beginnen musste, dann sollte sie sich wenigstens ihre Körpergröße aussuchen dürfen. Und vollere Brüste und längere Beine wären auch nett gewesen.
    Über sich selbst amüsiert, drehte sie sich um und sah über die Schulter hinweg, um sich von hinten betrachten zu können. Ihr Mund klappte auf. Sie hatte eine Tätowierung auf dem Hintern.
    Wie in aller Welt kam die Tätowierung eines – was sollte das sein? Ein Einhorn? – eines Einhorns auf ihren Po? War sie denn verrückt? Sich tätowieren zu lassen war eine Sache – doch sich diesen speziellen Körperteil tätowieren zu lassen bedeutete nichts anderes, als diesen speziellen Körperteil irgendeinem nadelschwingenden Fremden hinzuhalten.
    War sie betrunken gewesen?
    Ein wenig verschämt wickelte sie sich in ein Handtuch und verließ das Badezimmer. Dort dauerte es eine Weile, bis sie die Jeans und das Hemd einigermaßen um sich drapiert hatte. Sie hängte ihr Kostüm auf und fuhr sich laut seufzend mit den Fingern durch das noch feuchte Haar.
    Cade hatte sie gebeten, im Haus zu bleiben, aber das hieß nicht, dass sie auch in diesem Zimmer bleiben musste. Wenn sie sich nicht ablenkte, würde sie nur wieder zu viel nachdenken: über die Tasche mit dem Geld, über den riesigen blauen Diamanten, über Mord und Tätowierungen. Also verließ sie das Zimmer und stellte überrascht fest, dass sie sich in dem menschenleeren Haus nicht unwohl fühlte. Vermutlich spiegelte das ihre Gefühle für Cade wider. Bei ihm fühlte sie sich auch nicht unwohl. Von der ersten Minute an hatte sie das Gefühl gehabt, dass sie mit ihm über alles reden und sich auf ihn verlassen konnte.
    Aber das lag wohl daran, dass sie mit niemandem sonst reden und sich auf niemanden sonst verlassen konnte.
    Gleichwohl war er ein netter, rücksichtsvoller Mann. Und intelligent und mutig war er auch, wie sie vermutete, sonst

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