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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Moment.“
    Es erforderte höchste Konzentration, Fingerspitzengefühl und ein paar schweißtreibende Minuten. Falls die Alarmanlage aktiviert war, würde sie losgehen, sobald er das erste Schloss geöffnet hatte. Als das nicht geschah, wechselte er das Werkzeug und widmete sich dem zweiten Schloss.
    Natürlich war es denkbar, dass ein stummer Alarm ausgelöst worden war. In diesem Fall würde er der Polizei eine Menge zu erklären haben.
    „Das ist verrückt.“ Bailey wich einen weiteren Schritt zurück. „Du willst am helllichten Tag in ein Juweliergeschäft einbrechen.“
    „Schon passiert“, verkündete er nicht ohne Stolz. Sorgfältig verstaute er das Werkzeug wieder in seiner Tasche. „Ein solcher Laden sollte eigentlich einen Bewegungsmelder haben. Also Vorsicht.“
    Er trat durch die Tür. In der Dämmerung entdeckte er die Alarmanlage. Sie war nicht aktiviert. Fast konnte er hören, wie ein weiteres Puzzleteilchen an seinen Platz fiel.
    „Wie leichtsinnig“, murmelte er. „Und das bei der Einbruchsrate.“ Er nahm Bailey bei der Hand und zog sie hinein. „Niemand wird dir etwas tun, solange ich bei dir bin. Das schwöre ich dir.“
    „Ich kann das nicht.“
    „Und ob.“ Er hielt ihre Hand fest und schaltete das Licht an.
    Vor ihnen erstreckte sich ein schmaler Raum mit abgenutztem Holzboden und schmucklosen weißen Wänden. Links standen ein Wasserspender und ein Garderobenständer aus Messing. An einem der Haken hing der graue Regenmantel einer Frau.
    Letzten Donnerstag waren Gewitter vorhergesagt worden. Eine praktische Frau wie Bailey wäre niemals ohne ihren Regenmantel zur Arbeit gegangen. „Der gehört dir, nicht wahr?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Er würde zu dir passen. Gute Qualität, teuer, schlicht.“ Er durchsuchte die Taschen, fand eine Rolle Pfefferminz, eine kurze Einkaufsliste und ein Päckchen Taschentücher. „Das ist deine Handschrift.“ Er hielt ihr die Liste hin.
    „Ich weiß nicht.“ Sie weigerte sich, die Liste zu betrachten. „Ich kann mich nicht erinnern.“
    Er steckte die Liste ein, dann schob er sie in den angrenzenden Raum.
    Unverkennbar war dies das Atelier, auch wenn es etwas kleiner war als das bei Westlake. Cade erkannte die Geräte und Instrumente wieder und war überzeugt davon, dass sich in den Schränken lose Edelsteine befanden. All die vielen bunten Steine, die Bailey in ihren Träumen gesehen hatte. Steine, die sie glücklich machten, die ihre Kreativität beflügelten, die ihr Herz besänftigten.
    Der Arbeitstisch war mustergültig aufgeräumt. Nichts, nicht einmal ein wenig Staub oder das winzige Glied einer Kette lagen hier herum. Dieser Raum war genau wie sie.
    „Irgendjemand sorgt hier für Ordnung“, bemerkte Cade. Baileys Hand fühlte sich eiskalt an. Er drehte sich zu ihr um. „Lass uns nach oben gehen und sehen, was uns erwartet.“
    Diesmal protestierte sie nicht. Sie war so starr vor Angst, dass sie kein Wort herausbrachte. Als er die Wendeltreppe mit seiner Taschenlampe anleuchtete, zuckte sie zusammen, doch er zog sie unerbittlich mit sich.
    Im ersten Stock waren die Böden mit dickem grauen Teppich belegt. Bailey wurde augenblicklich übel. Auf Hochglanz polierte antike Tische standen an gut ausgewählten Plätzen. Rote Rosen verblühten in einer Silbervase. Es war, als würde der Geruch des Todes über allem schweben.
    Cade stieß eine Tür auf und wusste auf den ersten Blick, dass es sich um Baileys Büro handelte. Ein hübscher, femininer Queen-Anne-Schreibtisch, darauf ein langer milchiger Kristall, an einer Seite gezackt wie die abgebrochene Klinge eines Schwertes. Er erinnerte sich daran, dass sie von einem Saphirin gesprochen hatte. Und der glatte Stein daneben musste der von Silberfäden durchzogene Quarz sein.
    An den Wänden hingen einzelne Aquarellbilder in schmalen Holzrahmen. Neben einer kleinen Couch mit blassgrünem Bezug und roséfarbenen Kissen stand ein zierliches Tischchen mit einer Vase und gerahmten Fotografien darauf.
    Cade nahm das erste Foto zur Hand. Sie musste ungefähr zehn Jahre alt sein, ein bisschen mager und unfertig noch, aber es waren zweifelsfrei ihre Augen, die ihn anblickten. Neben ihr lächelte eine Frau in die Kamera. Der Ähnlichkeit nach musste es sich um ihre Mutter handeln.
    „Deine Vergangenheit, Bailey.“ Er griff nach einem anderen Foto. Drei junge Frauen, die Arme untergehakt, lachend. „Du, M.J. und Grace. Deine Gegenwart.“ Er stellte das Bild wieder hin, wählte ein weiteres.

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