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Der verbotene Fluss

Der verbotene Fluss

Titel: Der verbotene Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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unterdrücken und staunte, dass es diesem Mann gelungen war, ihre gedrückte Stimmung in Sekunden zu vertreiben. Sie schenkte sich Tee ein und bestrich einen Toast mit Butter. »Bitte erzählen Sie.«
    »Ich habe Sir Andrew bereits gesagt, dass ich nach London zurückkehren werde, wenn er meiner Unterstützung nicht mehr bedarf. Außerdem würde ich mich dort gern mit meinen Kolle gen besprechen. Allerdings – und das ist mein Rat an Sie beide – sollte Emily vorübergehend dieses Haus verlassen, ob ich mich nun weiterhin mit ihrem Fall beschäftige oder nicht. Das Haus und seine Umgebung bergen so viele schmerzliche Erinnerungen, dass ich es für dringend geboten halte, sie von hier fortzubringen.«
    »An welchen Ort haben Sie gedacht, Mr. Ashdown?«, fragte Sir Andrew. »Ein Aufenthalt an der See dürfte zu dieser Jahreszeit nicht geboten sein. Und meine politische Tätigkeit erlaubt zurzeit keine längere Reise.«
    »Ich dachte an London. Sie erwähnten, dass Sie dort ein geräumiges Domizil besitzen. Es wäre interessant zu beobachten, wie sich Emilys Verhalten – vor allem nachts – entwickelt, wenn sie in eine neue Umgebung kommt. Miss Pauly könnte sie auch in London unterrichten, und Sie wären abends in der Nähe Ihrer Tochter. Falls Sie es wünschen, stehe auch ich weiterhin zu Ihrer Verfügung.«
    Charlotte spürte, wie sich unvermittelt eine ungeheure Sehnsucht in ihr ausbreitete. London! Sie hatte so viel von dieser gewaltigen Metropole gehört, die Berlin an Macht und Größe noch übertraf. Doch selbst wenn sie diesen egoistischen Gedanken beiseiteließ, wäre es die richtige Entscheidung, denn niemand wusste besser als sie, dass Emily nicht länger in Chalk Hill bleiben konnte. Was immer dort draußen lauerte, war gefährlich und würde keine Ruhe geben, solange sie hier wohnte.
    Sir Andrew schaute nachdenklich in seine Teetasse. »Nun, die Idee hat etwas für sich. Ein Umgebungswechsel wäre sicher nicht schlecht. Emily kennt die Stadt überhaupt nicht und könnte zu Bildungszwecken einige Museen besuchen.« Er sah Charlotte an. »Sie würden uns begleiten, wie Mr. Ashdown vorgeschlagen hat, vorausgesetzt, Sie wären bereit, auch Noras Aufgaben zu übernehmen. Die Wohnung ist geräumig, bietet aber nicht genügend Platz für ein Kindermädchen.«
    Charlotte musste ihre Erregung unterdrücken. »Natürlich wäre ich dazu bereit.« Sie bemerkte ein verstohlenes Augenzwinkern bei Mr. Ashdown und wurde ein wenig rot. »Wann möchten Sie abreisen?«
    Er überlegte. »Übermorgen, also am Montag. So bleiben zwei ganze Tage, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Ich telegrafiere nach London und kündige der Haushälterin unser Kommen an.« Er warf einen Blick auf seinen Gast. »Werden Sie gemeinsam mit uns nach London zurückkehren? Wenn Sie möchten, kann Wilkins Ihr Gepäck im Hotel abholen. Ich würde Ihnen überdies empfehlen, einen Arzt zu konsultieren, der sich die Wunde ansieht. Wilkins wird Sie später hinfahren, nachdem er mich nach Norbury Park gebracht hat.«
    Mr. Ashdown lächelte, doch es kostete ihn offensichtlich Kraft, sich aufrecht auf dem Stuhl zu halten. »Das Angebot nehme ich dankend an, Sir Andrew.«
    »Weshalb wollen Sie in den Keller?«, fragte Mrs. Evans.
    »Weil ich nachts mehrfach Geräusche auf der Treppe gehört habe, die durch den Turm nach unten führt. Die Kellertür dort unten war aber verschlossen. Irgendetwas geht in diesem Hause vor, und ich werde nicht nach London fahren, ohne vorher dort nachgesehen zu haben.«
    Mrs. Evans nickte widerwillig. »Es gibt zwei Zugänge zum Keller – einen von der Küche aus, der häufig benutzt wird, und einen von der Rückseite des Hauses.«
    »Ich würde gern die Tür nehmen, die seltener benutzt wird.«
    »Weiß Sir Andrew von diesem Vorhaben?«
    Charlotte schüttelte den Kopf. »Ich möchte ihn nicht grundlos beunruhigen.«
    »Nun« – Mrs. Evans schaute nachdenklich auf den schweren Schlüsselbund, den sie am Gürtel trug – »es ist ein etwas ungewöhnliches Ansinnen, aber dies sind auch ungewöhnliche Zeiten für unseren Haushalt.« Sie löste einen gewaltigen Metallschlüssel vom Bund und reichte ihn Charlotte. Dann hob sie warnend die Hand. »Aber Sie werden nicht allein hinuntergehen. Wilkins wird Sie begleiten. Nach der Geschichte von letzter Nacht dürfen Sie sich nicht in Gefahr begeben.«
    Sie trat an die Tür zum Garten und rief den Kutscher herbei. »Du begleitest Miss Pauly in den Keller, sie hat dort

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