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Der verbotene Fluss

Der verbotene Fluss

Titel: Der verbotene Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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erfreut.«
    »Sind Sie der bekannte Theaterkritiker?«, fragte sie interessiert. »Ich schätze Ihre Artikel sehr. Sie haben mich vor mancher Enttäuschung bewahrt.«
    »Ich hoffe, Ihnen ist kein Genuss entgangen, nur weil Sie sich auf mein Urteil verlassen haben. Geschmäcker können sehr unterschiedlich sein.« Er räusperte sich. »Darf ich fragen, was Sie mir dort drinnen nicht sagen konnten?«
    Sie lächelte, wodurch ihr strenges Gesicht gleich sanfter wirkte. »Haben Sie schon einmal von der Society for Psychical Research gehört?«
    Er schüttelte den Kopf und sah sie neugierig an. »Erzählen Sie mir davon.«
    »Möchten Sie mich ein Stück begleiten?«
    »Sehr gern.«
    »Unsere Gesellschaft hat sich der wissenschaftlichen Erforschung übernatürlicher Phänomene verschrieben«, erklärte Mrs. Sidgwick. »Wir arbeiten seit Jahren daran, Scharlatane und Hochstapler zu entlarven und von jenen Menschen zu unterscheiden, die möglicherweise echte übernatürliche Fähigkeiten besitzen.«
    Tom holt tief Luft, um ihre Worte zu verdauen. »Heißt das, Sie glauben, dass es Geistererscheinungen und Hellseherei tatsächlich geben könnte?«
    Sie nickte. »Wir schließen es jedenfalls nicht aus. Zu unserer Gemeinschaft gehören Philosophen und Schriftsteller ebenso wie Naturwissenschaftler. Weltoffene Menschen, die sich fragen, ob es Dinge gibt, die mit der rein materiellen Wissenschaft nicht zu erklären sind.«
    Tom ließ sich Zeit mit einer Entgegnung, da er Mrs. Sidgwick nicht vor den Kopf stoßen wollte, aber auch nicht bereit war, seine Skepsis so rasch aufzugeben.
    »Nun?« Sie sah ihn fragend an, und das Lächeln, das um ihre Mundwinkel spielte, ermutigte ihn zu einer Antwort. »Das ist –ungewöhnlich. Ich meine, die Naturwissenschaften haben mit so vielen Vorurteilen und Irrtümern aufgeräumt, und Menschen sind dafür auf dem Scheiterhaufen gestorben. Und gerade jetzt, da sich die Vernunft durchgesetzt hat, wollen Sie die Existenz von Geistern beweisen?«
    Sie wirkte nicht im Geringsten gekränkt. »Eben das ist unser Ziel – der wissenschaftliche Nachweis von Kräften, die über das Übliche und Greifbare hinausgehen. Es gibt tatsächlich Phänomene, die nicht so leicht zu durchschauen sind wie die Vorführungen eines Mr. Belvoir.«
    »Was wissen Sie über ihn?«, fragte Tom.
    »Nun, er feiert Erfolge mit seinen Beschwörungen. Heute Abend haben Sie ihn in einer schwachen Stunde erlebt. Er kann es auch besser.«
    »Besser vortäuschen, meinen Sie?«
    »Ich glaube, ja. Im Augenblick sammle ich Material für einen Aufsatz über Belvoir, der in der Zeitschrift unserer Gesellschaft erscheinen soll. Darf ich fragen, weshalb Sie sich für ihn interessieren?«
    Sie merkten kaum, welche Richtung sie einschlugen, so sehr waren sie ins Gespräch vertieft. Tom berichtete von den Proble men Emma Sinclairs, ohne ihren Namen zu nennen, und Eleanor Sidgwick nickte mitfühlend.
    »In der Tat kann es gefährlich werden, wenn die Menschen von einem Medium abhängig sind. Deshalb sind wir auch darauf bedacht, Missbrauch zu verhindern und Schwindler zu entlarven.«
    Sie gingen eine Weile schweigend weiter. Dann warf Tom ihr einen vorsichtigen Blick zu, den sie zu spüren schien.
    »Ja? Fragen Sie nur.«
    »Hm … Ich wundere mich, dass Sie allein, ich meine …«
    Eleanor Sidgwick lachte leise. »Ich bin Vizepräsidentin des Newnham College in Cambridge und unterrichte dort Mathematik. Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.«
    Tom spürte, wie seine Wangen heiß wurden. »Verzeihung.« Lucy hätte ihn in dieser Situation strafend angesehen, schoss es ihm durch den Kopf.
    »Es braucht Ihnen nicht unangenehm zu sein, Mr. Ashdown. Auch viele Frauen finden das, was ich mache, ungewöhnlich. Der Weg zur Gleichberechtigung ist lang und steinig.«
    Plötzlich war seine gute Stimmung verflogen, weil er an Lucy gedacht hatte. Der Abend war so anregend gewesen, dass er sich einige Stunden des Vergessens gestattet hatte, doch nun kehrte die Erinnerung mit ganzer Macht zurück.
    Mrs. Sidgwick verstand sein Schweigen falsch und fügte hinzu: »Mein Mann hat das College mitgegründet. Er gehört auch zur Society und macht es mir sehr einfach, auf vielen interessanten Gebieten zu arbeiten.« In ihrer Stimme schwang eine Zärtlichkeit mit, die ihre nüchternen Worte Lügen strafte. Dann machte sie ein nachdenkliches Gesicht. »Mr. Ashdown, Sie sind also ein Skeptiker, der sich aufs Schreiben versteht. Das trifft sich

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