Der verbotene Kuss (German Edition)
unglaublich schön. Wenn man bei Sonnenuntergang den Antilopen zusieht, die durch die Savanne laufen, oder wenn ein Trupp Elefanten den Weg kreuzt, dann vergisst man alle Probleme mit Designern oder Vätern oder Banken.«
Er runzelte die Stirn. Trotzdem glaubte Lara ihm nicht, dass er jemals Probleme mit Banken oder Designern gehabt hatte. Mit seinem Vater wohl eher. Er schien nicht der Typ Mann zu sein, der sich von irgendjemandem zu sehr an die Leine legen ließ.
»Naja, vielleicht reise ich auch irgendwann mal dahin.« Sie wandte sich ab und ging ein paar Schritte zum nächsten Geschäft, einem Computerladen. In seiner Tür hing ein großes Plakat, das zu einer Ausstellung einlud. »Präkolumbianisches Südamerika« lautete der Titel.
»Das soll eine interessante Ausstellung sein. Hätten Sie Lust, mit mir dahin zu gehen?« fragte Marc, der ihr gefolgt war. »Oder interessiert Sie das nicht?«
»Doch das interessiert mich sehr.« Lara war viel zu verwundert über diese Frage, um die richtige Antwort zu geben. Hatte er sie gerade zu einem Museumsbesuch eingeladen? Oder hatte sie das falsch verstanden? Bevor sie weiter über die Konsequenzen des eben Gesagten nachdenken konnte, hupte es laut neben ihr.
Dafür, dass sie sich in einer ruhigen Nebenstraße befanden, war hier eine Menge los.
Ein Sportwagen hielt auf der Straße und ein gepflegter heller Arm erschien und winkte ihnen zu. Als Lara den Fahrer erkannte, verspürte sie so etwas wie einen unsanften Schlag in die Magengrube, denn es war Marlene, die zum Autofenster hinaussah.
»Ich komme«, rief Marc ihr zu. Dann wandte er sich noch einmal an Lara. »Also Samstag 15 Uhr. Ich hole Sie ab.«
Er sprang auf die Straße und setzte sich zu Marlene in den Wagen, die daraufhin sofort losrauschte.
Lara wusste nicht so richtig, was sie von Marcs Angebot halten sollte. Sie ärgerte sich darüber, dass er sie nicht einmal danach gefragt hatte, ob es ihr am Samstag auch passte. Aber wahrscheinlich war es ihm sowieso egal, denn bis dahin hatte er die Einladung mit Sicherheit vergessen. Oder er überlegte es sich kurzfristig anders und wollte lieber mit Marlene etwas unternehmen.
Sie fühlte sich seltsam unbehaglich und aufgeregt zugleich. Irgendwie rechnete sie insgeheim damit, dass die Verabredung niemals stattfinden würde. Aber als sie im nächsten Laden ein wunderschönes Kleid im Schaufenster sah, blieb sie stehen. Es war frech kurz und würde ihre schönen, geraden Beine betonen. Der bunte Stoff ließ sie bestimmt frisch und anziehend erscheinen. Und ihr Dekolleté würde ebenfalls bestens zur Geltung kommen. Marc würde sie sicher sehr attraktiv darin finden. Sie zögerte einen Augenblick und überlegte, ob sie hineingehen und das Kleid probieren sollte, doch dann schüttelte sie energisch den Kopf. Er war der Sohn ihres Chefs und bald ihr richtiger Chef und damit absolut tabu. Sie durfte keinen Gedanken daran verschwenden, was ihm gefallen würde und was nicht. Sie musste diese Verabredung vergessen.
Eilig machte sie sich auf den Heimweg zu ihrer Mutter.
Montezumas Rache
Irene Richards war mit Sicherheit kein Jammerlappen, aber sie fühlte sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut. Seit Jahren kümmerte sich ihre Tochter Lara liebevoll um sie und vernachlässigte dabei ihr eigenes Leben. Das war nicht gut. Das Mädchen war jung und hübsch, es sollte das Leben genießen. In Maßen natürlich, das war klar, aber den ganzen Tag in der Firma und dann den Rest des Tages mit ihr zu verbringen, das war kein Leben für ein junges Ding in ihrem Alter. Wie sollte sie so jemals einen netten Mann kennen lernen? Bei diesem Gedanken jaulte irgendetwas in ihrem Inneren auf, schließlich war ihre eigene Ehe ganz gehörig schief gelaufen und sie sich gar nicht sicher, ob es tatsächlich solche anständigen, ehrenwerten Männer gab, von denen ihre Mutter in ihrer Jugend immer gesprochen hatte. Aber vielleicht war es ja doch ihre eigene Schuld, weil sie damals nicht ihrem Herzen gefolgt war? Oder die Geschichte vom wunderbaren, verständnisvollen Mann gehörte tatsächlich zu jenen Mythen, die von Generation zu Generation an alle weiblichen Nachkommen weitergegeben wurden, um ihnen ein wenig Hoffnung für ihr junges Leben zu schenken. Die Realität würde sie schon früh genug einholen. Frau Richards selbst kannte nur den Mythos und die bittere Realität als Gegensatz, und dennoch hoffte sie, dass es ihrer Tochter einmal anders ergehen würde. Es war wie bei den
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