Der verbotene Kuss (German Edition)
Kunden, Vorstellungsgesprächen bei den Partnern der Firma. Alles, um ihn als zukünftigen Chef der Firma einzuführen. Spät in der Nacht fiel er todmüde ins Bett im Haus seiner Eltern, früh am Morgen weckte ihn sein Vater, um ihm Vorgehensweisen bei Vertragsabschlüssen und Konzeptbesprechungen zu erklären und viele weitere wichtige Dinge ans Herz zu legen. Marc fühlte sich auf dem noch etwas fremden Territorium gefordert, aber abends auch ausgelaugt. Zum Glück war Marlene da, wenigstens eine bekannte Variable, die ihm hilfreich zur Seite stand und ihn ernst nahm. Auch wenn ihr Übereifer manchmal etwas anstrengend war, auf sie konnte er sich verlassen. Sie war nicht nur klug und intelligent, sie kannte auch eine Menge Tricks und Kniffe, die in der Werbebranche unerlässlich waren. Außerdem war es wesentlich angenehmer, mit einer attraktiven, angenehm duftenden Frau, mit der er einstmals eng verbunden war, den Tag zu verbringen, als mit seinem Vater. Auch wenn er momentan überhaupt keinen Gedanken daran verschwendete, alte Gefühle wieder aufleben zu lassen. Glücklicherweise war ihm Lara in dieser Woche nicht allzu oft über den Weg gelaufen, die ihn mit ihrer ablehnenden Art viel mehr beschäftigte, als ihm lieb war. Er konnte Ablenkungen solcher Art gerade überhaupt nicht gebrauchen. Es war wichtig, dass er in wenigen Tagen schnell und effizient alles aufnahm und lernte, was in dem Geschäft nötig war, denn schon am kommenden Montag wollte sich sein Vater aus der Firma zurückziehen. Dann lag alle Verantwortung allein auf seinen Schultern.
***
Ein vorwitziger Sonnenstrahl kitzelte Lara an der Stirn und weckte sie auf. Sie räkelte sich wohlig in ihren Kissen und schob die Decke von ihrem Körper, da es bereits am frühen Morgen herrlich warm war. Ihr Zimmer war klein und eng, gerade ein Bett passte hinein, ebenso ein Schrank und zwei Stühle für den winzigen Tisch in der Ecke. Die Tapete war in einem freundlichen Gelb gestrichen, was den Raum in der Morgensonne luftig und hell erscheinen ließ. An manchen Stellen bröckelte die Farbe schon ab und das blanke Weiß schimmerte durch. Sie wohnten bereits seit sechs Jahren hier, und es wurde Zeit, dass die Wohnung renoviert wurde. Vor dem Unfall ihrer Mutter hatten sie in einer größeren Wohnung in einem eleganten Haus gelebt, aber damals hatte ihre Mutter selbst genügend Geld verdient und sie konnten es sich leisten. Doch dann, nachdem das ganze Gesparte für die Krankenhaus- und Pflegekosten ausgegeben worden war, reichte Laras Gehalt nur noch für eine kleinere Wohnung. Sie musste außerdem im Erdgeschoss liegen, damit ihre Mutter mit dem Rollstuhl mühelos hinein- und hinausgelangen konnte. Und so wohnten sie nun hier, in dem kleinen Mietshaus an einer belebten Landstraße, wo Abgase durch das geöffnete Fenster krochen und immer wieder Rohre vor dem Haus verlegt wurden. Doch Lara gefiel es hier. Hinter dem Haus lag ein ruhiger Garten, in dem Margeriten wuchsen. Meisen quartierten sich im Frühjahr in den Nistkästen des alten Nussbaums ein, und nachts sangen sie die Amseln in den Schlaf. Und in einsamen, stillen Nächten huschte gelegentlich ein Fuchs über die Straße und verschwand in den benachbarten Pferdeställen.
Eigentlich war es noch zu früh, um aufzustehen, denn schließlich wartete am heutigen Samstag keine Büroarbeit auf sie, doch das Wetter war viel zu schön, um den Morgen im Bett zu verbringen. Sie schwang sich aus den Federn, doch erstarrte mitten in der Bewegung. Es war Samstag! Heute wollte Marc mit ihr in die Ausstellung gehen! Sie hatte ihn die Woche über kaum gesehen, weil er die ganze Zeit mit seinem Vater unterwegs gewesen war, um seine Übernahme vorzubereiten, und deshalb hatte sie die Verabredung mit ihm völlig vergessen. Sie spürte, wie der Gedanke daran ihre Kehle zuschnürte. Zögernd stand sie auf. Wahrscheinlich ging es ihm ähnlich und er war jetzt schon anderweitig verplant. Mit Marlene. Die ganze Woche hatte die Blonde ihren »Markilein«, wie sie ihn nannte, auf Schritt und Tritt begleitet und ihm gemeinsam mit seinem Vater die Firmeninterna erklärt. Und beim Mittagessen aß sie sogar gelegentlich von seinem Teller, was er lächelnd geschehen ließ. Nicht dass Lara eifersüchtig war, dieses Gefühl hatte sie ganz schnell aus ihrem Bewusstsein verbannt, wenn es um ihren zukünftigen Chef ging, aber Marlene wurde durch ihre offensichtliche Beziehung zur Chefetage noch unerträglicher und
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