Der verbotene Kuss (German Edition)
aus dem man eine große Küche machen konnte. Allerdings würde noch viel gemacht werden müssen: Das Bad brauchte neue Fliesen und moderne sanitäre Anlagen, in der Küche fiel die Farbe von den Wänden und einige Zimmer hatten Wasserflecken an der Decke. Außerdem mussten der Eingang und das Treppenhaus umgebaut werden, damit ein Rollstuhl ohne fremde Hilfe hinein und in die anderen Stockwerke gelangen konnte. Aber sonst war das Haus perfekt. Ein Bus hielt direkt vor der Haustür, und nur wenige Schritte weiter gab es einen großen Supermarkt, der im Notfall auch nach Hause auch lieferte.
Lara sah ihre Mutter an, die sich begeistert von Marc durch die Räume schieben ließ und dabei deren Zweck erklärte. Vielleicht hatte sie Recht und sie beide mussten beginnen, ihr eigenes Leben zu leben. Mit fünfzig war eine Frau wirklich noch zu jung, um von ihrer Tochter abhängig zu sein. Doch Laras tiefe Zweifel waren noch immer nicht beseitigt.
»Und wer soll das alles finanzieren, Mama?« Ihre Stimme klang besorgt, doch ihre Mutter ließ sich davon nicht beeindrucken.
»Wir werden Spendenaufrufe starten und den Staat um Finanzierungshilfen bitten. Das Land vergibt Fördergelder, außerdem unterstützt das Rote Kreuz solche Projekte und viele einzelne andere Institutionen auch. Das kriegen wir schon hin. Es gibt sicherlich viele Leute, die so leben wollen, da kommt schon eine Menge Geld zusammen, um das Haus zu kaufen oder wenigstens anzuzahlen.«
Marc stimmte ihr zu. »Ich denke auch, dass viele in dem Projekt eine gute Möglichkeit sehen. Das wird ein Vorbild für viele andere; die Alternative zum Altersheim, vor allem, wenn man noch nicht so alt ist. Und die Agentur Meyerhoff wird das Marketing übernehmen.« Er grinste Lara an, doch die schüttelte den Kopf.
»Ihr stellt euch das so einfach vor.« Sie hob die Hände zum Zeichen, dass sie aufgab.
Ihre Mutter rollte zu ihr und legte ihre Hand auf ihren Arm. »Du musst dir nicht immer solche Sorgen machen.« Lara nickte und sah Marc an.
»In Ordnung.« Sie drehte sich um und ging nach draußen.
Die Sonne senkte sich hinter den Blättern einer Pappel zum Horizont. Zwischen dem Laub funkelten ihre untergehenden Strahlen wie Gold, während eine übereifrige Straßenlaterne bereits ansprang und deren Arbeit übernahm. Lara sah auf die Uhr. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Plötzlich spürte sie ein furchtbares Knurren in ihrem Magen.
»Das habe ich gehört.« Marc stand neben ihr und sah sie erstaunt an. »Haben Sie einen Löwen verschluckt?«
Lara lachte verlegen. »Nein, nur das Abendessen vergessen.«
»Dem sollten wir abhelfen.« Er sah sie aufmunternd an, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Ich will Sie damit nicht anmachen, auf keinen Fall. Aber auch ich bin hungrig und ich denke, Ihre Mutter bestimmt ebenfalls.« Er klang sehr bemüht, keinen falschen Eindruck zu vermitteln.
»Ich weiß.« Sie lächelte ihn an und nickte. Sie konnte ihr Spiegelbild in seinen Augen erkennen. Seine Haut hatte ein wenig von der Bräune verloren, dadurch wirkte er noch jünger und jugendlicher.
»Es tut mir leid, dass ich nach dem Museum solchen Quatsch gesagt habe, ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist.« Lara war selbst erschrocken, ihre Gedanken plötzlich laut zu hören, aber Marc nickte verstehend.
»Das war kein Quatsch. Wenn Sie es so empfunden haben, war es für Sie schon das Richtige.« Er schwieg und sah sie an. Noch immer zwitscherten die Vögel und streckte die Sonne hinter den Pappeln ihre letzten Strahlen empor. Die Luft stand still, kein Blatt regte sich. Doch Lara hatte auf einmal das Gefühl, dass seine Augen sie durchdrangen und in ihren Kopf und sogar bis in ihr Herz sehen konnten. Seine Nähe war plötzlich so überwältigend, dass sie glaubte, nicht mehr denken zu können. Sein Lächeln schien ganz sanft und so nah, während sein Blick noch immer unverwandt auf ihrem Gesicht ruhte. Sie spürte mit einem Mal ein Kribbeln, als würde sich zwischen ihrem Schweigen eine elektrische Spannung aufbauen, die sie unaufhörlich zu ihm hinzog.
»Seid ihr eigentlich auch so hungrig?«, ertönte plötzlich die Stimme ihrer Mutter. Sie kam aus der Wohnung gerollt und wartete an den Stufen auf Hilfe. »Ich jedenfalls sterbe vor Hunger. Was haltet ihr von einem Abendessen? Auf meine Kosten. Ich würde ja gern wieder selbst kochen, nachdem es Lara neulich so vorzüglich geschmeckt hat, aber das würde zu lange dauern.«
Marc wandte sich
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