Der verbotene Kuss (German Edition)
Dunkelheit. »Nein. Hier geht es geradewegs auf die andere Seite der Erde. Schnellexpress nach China. Dort gibt es doch bekanntlich die meisten Fahrräder.«
Er lachte sanft in ihren Nacken. Lara stoppte, um mit den Händen nach der richtigen Tür für ihren Keller zu tasten. Doch Marc hatte ihr Halten nicht bemerkt und lief nun gegen sie. Er schreckte sofort zurück.
»Tut mir leid.«
»Schon gut. Macht nichts«, erwiderte sie mit bemüht fester Stimme. »Irgendwo muss hier unser Kellerraum sein. Der zweite von rechts, glaube ich.«
Er war jetzt ganz nah bei ihr. Sie roch den Duft seiner Haut, sein After Shave, spürte die Wärme seines Körpers und fühlte, wie sich jedes einzelne Härchen ihres Körpers aufstellte. ›Fünftausend Euro für Plakatwerbung für den Verlag, dreitausend für den Grafiker‹, dachte Lara. ›Das Doppelte an Anzeigen in den Zeitungen, vielleicht ein paar weitere Werbemaßnahmen, die ich unter ›Sonstiges‹ verbuchen kann‹.
Sie nahm den Schlüssel und suchte mit den Händen nach dem Schloss. Sein Atem roch nach Pfefferminz und Kaffee. Sie musste lächeln. Er aß immer Pfefferminz, wenn er Kaffee trank, weil er den Geschmack des Kaffees nicht mochte. Aber auf das Koffein konnte er angeblich noch nicht verzichten.
Sie tastete die rauen Holzplanken nach dem Schloss ab.
»Soll ich helfen?« Seine Stimme klang leise und sanft.
Sie nickte, doch ihr fiel sofort ein, dass er das ja nicht sehen konnte. »Ja, das wäre nett. Es ist ein großes Vorhängeschloss. Irgendwo hier müsste es sein.« Sie gab sich Mühe, besonders laut und locker zu sprechen.
Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und sie konnte den Umriss seines Körpers sehen. Er war groß und schlank, und sein Haar stand ihm vom Kopf, weil er es immer zerwühlte, wenn er nachdachte. Und heute hatte er offensichtlich sehr viel nachgedacht.
Plötzlich berührten sich ihre Hände. Lara wollte die ihre zurückziehen, doch das war unmöglich, denn er hielt sie fest. Sie spürte seinen warmen Griff um ihre Finger. In der Stille des Kellers hörte sie ihren Pulsschlag in den Ohren. Er raste. Der Umriss von Marcs Kopf beugte sich immer näher zu ihr. Lara konnte nicht mehr atmen, das Kribbeln in ihrem Körper nahm ihr alle Luft. Sie öffnete die Lippen, in der Hoffnung, etwas Sauerstoff zu bekommen, doch da berührte sein Mund den ihren. Er war warm und weich und ganz zart. Sie spürte sein Herz schlagen, fühlte, wie seine Lippen sich auf ihre pressten und sie wärmten. Sie schloss die Augen und bemerkte, dass das Kribbeln jetzt auch von ihren Beinen Besitz ergriff und ihnen die Kraft nahm. Es war so mächtig in ihr, dass sie glaubte zu zerspringen. Marc drückte sie vorsichtig an sich, während sein Kuss alle Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben schien. Seine Haut berührte ihr Kinn, seine Hand strich sanft über ihre Wange. Überall war Marc, Marc, Marc. Ihr Körper schmiegte sich in die Umarmung, als würde er mit dem seinen verschmelzen wollen. Hitze durchströmte sie, ließ ihr Herz schlagen, dass es sich fast überschlug. Ihre Lungen schmerzten von dem Sauerstoffmangel, ihre Knie gaben nach.
Lara riss sich los und taumelte nach hinten. Sie rang nach Atem.
»Alles in Ordnung?« Seine Stimme klang sanft und zärtlich.
Lara wollte nicken, doch plötzlich wurde ihr die ganze Situation bewusst. Sie stand wie gelähmt. Sie hatte ihren Chef geküsst! Nichts würde sein wie vorher. Sie würde ihm nie wieder unbefangen in die Augen sehen können, jedes Mal würde sie an diesen einen schwachen Moment denken.
Das Gefühl, das ihren Körper eben noch in ein unbeschreibliches Chaos gestürzt hatte, verwandelte sich in Sekundenbruchteilen zu einer Welle von Angst und Verwirrung. Sie trat noch einen Schritt zurück.
»Was ist mit dir?« Marc klang liebevoll besorgt. »Geht es dir nicht gut?«
Nein, es ging ihr nicht gut. Marc war mit Marlene zusammen und würde sie sicher bald heiraten, wie jedermann in der Firma zu wissen schien. Lara stand als seine Sekretärin so weit unter ihm, dass er sie niemals als ebenbürtig betrachten würde. Wahrscheinlich war sie nur eine seiner letzten Eroberungen in Freiheit. Und wenn er sie gehabt hatte, würde er sie fallenlassen, und alles, was sie sich erarbeitet hatte, würde verloren gehen, nur weil sie einen Moment Schwäche gezeigt hatte.
»Ja, es geht mir gut.« Sie musste ihre ganze Kraft aufbringen, um ihrer Stimme diese Festigkeit und Härte zu verleihen. Sie hatte es
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