Der verbotene Kuss (German Edition)
auf den Trupp. Er winkte den Ankommenden zu und rief ihnen entgegen: »Na, das wird aber Zeit! Bei eurem Tempo könnte man ja nebenher laufen.«
Marc schüttelte den Kopf, während er näher zu ihm fuhr. »Ein bisschen Bewegung würde deinem Herzen sehr gut tun, Vater. Du hättest mitfahren sollen.«
»Ich bin doch nicht verrückt!« Seine Stimme hallte von den Wänden wider. Marc wunderte sich, was seine Eltern hier wollten. Mit ihrem Besuch hatte er überhaupt nicht gerechnet heute, diese Überraschung war Lara gelungen. Er drehte sich zu ihr um, doch als er ihr erstauntes Gesicht sah, nahm er den letzten Gedanken sofort zurück. Sie hatte auch nichts davon gewusst.
Er stieg vom Fahrrad und lehnte es an einen Baum im Garten. Die anderen stiegen ebenfalls ab und liefen zu ihrem ehemaligen Boss, um ihn zu begrüßen. Ihre Stimmen erfüllten den Hof und wirbelten wie ein bunter Kreisel über die Wiese. Marc blickte auf und betrachtete die Fenster des Gebäudes. Sie lagen tief in der Mauer und liefen nach oben rund zu. Einige von ihnen waren geöffnet und die Gardinen wehten im Sommerwind. Vor vielen Jahren hatte einmal ein Graf darin gelebt, dann ein hoher Regierungsbeamter, später wurde es als Kinder- und danach als Altersheim genutzt. Heute wohnte niemand mehr darin, es diente als Museum und reines Ausflugsziel.
Marc runzelte die Stirn. Er wäre wirklich lieber an den Badesee gefahren, da wäre alles viel unkomplizierter und gemütlicher geworden. Aber er konnte auch Laras Argumente verstehen. Es war nicht jedermanns Sache, auf wurzeligem Boden zu sitzen und Mitgebrachtes von Papptellern zu essen.
Als sich die Gruppe um seine Eltern wieder zerstreut hatte, ging er zu ihnen, um in Ruhe mit ihnen zu sprechen.
»Hallo, mein Junge«, die Begrüßung kam ihm schon auf halbem Wege entgegen.
»Tag, Vater, hallo Mutter.« Er begrüßte seine Mutter mit einem Kuss auf die Wange. Dabei musste er sich tief bücken, um nicht mit ihrem breitkrempigen Hut zu kollidieren. Sein Vater bekam einen Handschlag. »Was führt euch beide denn hierher?«
»Wir wollten einen Ausflug zusammen ins Grüne unternehmen, und da fiel uns ein, dass ihr das ja heute ebenfalls macht, und da dachten wir, wir leisten euch Gesellschaft.« Seine Mutter lächelte ihn an. Er kannte dieses Lächeln und wusste sofort, dass sie schwindelte. Aber er nahm es ihr nicht übel; er konnte verstehen, dass sie gern mal aus dem Haus ausbrechen und unter Menschen kommen wollte, ohne dass ein großes Aufheben darum gemacht wurde.
»Setzt euch doch.« Er deutete auf den Tisch. »Noch sind die besten Plätze frei.«
Einige seiner Angestellten hatten sich schon gesetzt, aber die meisten standen noch und streckten ihre Radler-Beine.
Marc bemerkte Lara, die langsam neben Natascha ging und mit ihr über etwas offenbar sehr Lustiges lachte. Sie sah heute wieder sehr hübsch aus. Sie trug eine hellblaue Bluse, die ihre Haare dunkler schimmern ließ. Unter dem kurzen Hosenröckchen, das sie anhatte, ragten ein Paar gerade und sehr schöne Beine hervor. Sie lachte wieder mit Natascha, bevor beide Frauen zum Tisch gingen und sich setzten.
»Ich bin hier, weil ich dich sofort von einem Termin in der kommenden Woche in Kenntnis setzen muss.« Sein Vater riss ihn aus seinen Betrachtungen.
»Was für ein Termin?«
»Ab Montag findet in Barcelona eine wichtige Tagung zur Lage des gegenwärtigen Marktes statt, die wir auf keinen Fall verpassen dürfen. Ich wollte hinfliegen, aber mein Arzt hat es mir erst einmal verboten, deshalb musst du dahin.«
»Ab Montag?« Marc kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Die ganze Woche?«
Sein Vater nickte. »Ich werde mich inzwischen um die Agentur kümmern. Ich weiß, ich bin nicht mehr der Boss, das hast du mir schon klar gemacht, aber wer soll sie denn sonst leiten, wenn du weg bist.«
Marc sah ihn an. »Ich habe von der Konferenz gelesen und dachte, dass sie für uns nicht so wichtig sei. Jedenfalls nicht wichtig genug, um dafür die ganze Woche wegzubleiben.«
»Oh, doch. Das ist eine der besten Gelegenheiten, neue Geschäftspartner kennenzulernen. Ich war jedes Jahr dabei und habe wichtige Kunden und Partner an Land gezogen. Du hättest nicht nach Amerika gehen können, wenn diese Konferenz nicht wäre. Die Firma gäbe es vielleicht schon gar nicht mehr. Und unser Haus auch nicht.«
Marc zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Davon hatte ich keine Ahnung.«
»Ich weiß, deshalb sage ich es dir ja. Das gehört dazu.«
Marc lachte kurz auf. Es
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