Der verbotene Kuss
diesen Füllfederhalter als Sonderanfertigung für dich zu machen. Siehst du? Deine Initialen sind hier eingraviert.“
Ian benutzte das Einwickelpapier, um die Tinte abzuwischen, die an der Federspitze hängen geblieben war, und gab Felicity dann den Füller zurück. Schweigend nahm sie den Federhalter entgegen. Ian schluckte. Sie hasste das Ding. Verdammt! Er hätte ihr mehr von dem Tand kaufen sollen, der in den anderen Päckchen war, statt ein so dummes Geschenk zu machen.
Ein Füller war etwas zu Alltägliches, für ihr Temperament nicht ausgefallen genug. Aber was wusste Ian schon darüber, welche Geschenke man seiner Gattin machte, besonders jemandem, der so ungewöhnlich war wie Felicity?
Da sie weiterhin schwieg, äußerte er leichthin: „Mach die anderen Päckchen auf. Der Füller war ohnehin mehr als Experiment gedacht denn als Geschenk. Ich dachte, du könntest ihn benutzen und mir dann sagen, ob er gut funktioniert.“
Felicity schaute auf, und Tränen schimmerten in ihren Augen. „Es ist das wundervollste Geschenk, das ich je von jemandem bekommen habe.“
Angesichts ihrer Miene machte Ians Herz einen Sprung. Das war ein ungewohntes Gefühl. „Der Füller gefällt dir?“ „Oh, Ian, ich finde ihn himmlisch! Ich hasse diese Tintenfässchen ! Der Füllfederhalter wird mir so nützlich sein! “ Mit einer Hand wischte sie sich die Tränen aus den Augen, mit der anderen legte sie den Füller behutsam in die Schachtel zurück. „Ich werde ihn immer in Ehren halten.“
Ian räusperte sich. Er war nicht gewohnt, dass man ihm so überschwänglich dankte. „Hier! Mach das auf“, sagte er und schob ihr ein anderes Päckchen hin.
„Du hättest nicht so viel für mich kaufen sollen. Ich fühle mich schrecklich, weil ich nichts für dich habe.“
Dennoch machte sie begeistert alle Päckchen auf. Der Rest der Geschenke entsprach mehr dem Üblichen. Sie bekam einen Spitzenfächer, seidene Unterwäsche und ein Paar herrlicher Rubinohrringe, für die Ian bestimmt ein Vermögen gezahlt hatte. Wenngleich sie bei jedem Geschenk in Entzückensschreie ausbrach, war es doch der Füller, den sie schließlich wieder aus der Schachtel nahm und erneut betrachtete. Sie streichelte ihn, und ihre Miene drückte Faszination aus. Mein Gott! Was Ian dafür geben würde, ihre Hände auf sich zu fühlen!
Plötzlich schaute sie ihn an, und ihr hübsches Gesicht strahlte noch mehr. „Warte!“ Sie drehte sich zu James um und raunte ihm etwas zu. Er rannte aus dem Raum.
„Was hast du jetzt vor?“ fragte Ian und zog eine Augenbraue hoch.
Felicity lächelte geheimnisvoll. „Das wirst du gleich sehen.“
Einige Augenblicke später kam James mit einem gerahmten Bild zurück. Er gab es seiner Schwester, die es ihrem Mann hinhielt. „Das war Papas Lieblingsbild“, erklärte sie. „Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, es zu verkaufen. Aber da wir beide jetzt verheiratet sind . . . Nun, ich sehe keinen Grund, warum du dich nicht daran erfreuen solltest.“
Ian nahm es ihr ab und starrte es überrascht an. Ihm war klar, warum ihr Vater es gemocht hatte. Es war ein Haremsbild.
„Du schenkst mir ein erotisches Gemälde?“ fragte er.
Angesichts ihres jähen Errötens und des verstohlenen Blicks, den sie auf James warf, der neugierig zuhörte, wurde Ian bewusst, dass sie nicht daran gedacht hatte, dass es sich um ein erotisches Bild handelte. „Es ist nicht. . . Nun, es ist. . . Aber . . . Der Maler ist ein Spanier. Deshalb habe ich gedacht. . . Leider ist er nicht sehr bedeutend.“
„Nein, das kann ich mir denken.“ Ian betrachtete das Bild genauer, bis er ein Lächeln nicht mehr unterdrücken konnte. Nur Felicity konnte ihm in ihrer Naivität etwas so Skandalöses schenken.
„Papa hat das Bild gekauft, weil die Farben und Formen ihm gefielen“, äußerte sie.
„Ich bin sicher, dass er sie sehr bewundert hat.“ Ian grinste. „Besonders die Fleischtöne und die Rundungen.“
„Ian!“ rief Felicity aus und warf James einen besorgten Blick zu. Ihr Bruder hatte jedoch das Interesse an der Unterhaltung verloren und untersuchte jetzt den Füllfederhalter. „Meinst du nicht, dass der Sultan sehr gut gemalt ist?“
Der Sultan? Erneut betrachtete Ian die Figur. Dann dämmerte ihm, warum Felicity ihm das Bild geschenkt hatte. Die Erkenntnis hob seine Laune beträchtlich. Er richtete
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den Blick auf die Gattin. „Ja, der Sultan ist wirklich sehr gut gemalt.“
„Man sieht, dass der Maler ein Spanier
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