Der verbotene Kuss
sein Blick drückte heißes Verlangen aus.
. „Jemand kommt, Ian“, äußerte sie warnend.
„Soll er doch!“ Sie wollte sich Seiner Lordschaft entwinden, doch er umfasste ihr Gesicht und küsste sie wieder mit solcher Leidenschaft, dass sie beinahe vergessen hätte, warum sie ihn gewarnt hatte. Dann hörte sie jedoch hinter sich jemanden einen leisen Ausruf von sich geben und stemmte fest die Hände gegen Lord St. Clairs Brust.
Der Viscount lockerte den Griff. Einen Moment lang schaute er ihr in die Augen. Seine glitzerten hungrig in der Dunkelheit. Dann atmete er ruhiger und setzte eine verschlossene Miene auf. Er schaute hinter Felicity, um zu sehen, wer sie und ihn überrascht hatte.
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Sogleich fühlte Felicity das Verlangen schwinden. Oh, guter Gott! Sie hatte sich getäuscht, ganz fürchterlich getäuscht! Die Küsse waren nur eine Kriegslist gewesen! Erfahrener Schürzenjäger, der Lord St. Clair war, hatte er Felicity glauben gemacht, er sei ebenso dem Zauber des Augenblicks erlegen wie sie. Dabei hatte er es die ganze Zeit nur darauf angelegt, sie dazu zu bringen, sich öffentlich bloßzustellen.
Sie fühlte sich beschämt, doch dieses Gefühl verwandelte sich rasch in Wut. Der gewissenlose Schurke! Sie gab ihm eine Ohrfeige, und das Echo des Schlags hallte laut über den Altan. Trotzdem schwand das hämische Grinsen nicht aus dem Gesicht des Viscounts.
Unfassbar, dass sie ihm in die Falle gegangen war und das auch noch genossen hatte! Sie wappnete sich innerlich gegen die Peinlichkeit, die ihr jetzt noch bevorstand, und drehte sich um.
Vor ihr stand die Hausherrin. Neben ihr befand sich Lady Brumley, das berüchtigte Klatschmaul. Zur Hölle mit Lord St. Clair, weil er sie in diese Lage gebracht hatte!
Sie versuchte, nicht wie eine leichtfertige Frau zu erscheinen, die begierig die Küsse eines Frauenhelden genossen hatte, sondern setzte eine überraschte Miene auf, ganz so, als hätte sie nicht bereits gewusst, dass die beiden Damen auf den Altan gekommen waren. „Oh, ich bitte um Entschuldigung. Lord St. Clair und ich hatten eine Diskussion.“
„Das habe ich gesehen.“ Lady Brumley lächelte anzüglich.
„Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen, meine Damen. Miss Taylor und ich möchten das Gespräch fortsetzen“, sagte Ian hinter ihr. „Und zwar ungestört!“
„Ganz und gar nicht!“ widersprach sie heftig. „Offenbar kennt Seine Lordschaft das Wort ,Nein‘ nicht.“ Sie zwang sich, ihn anzusehen. „Gute Nacht, Sir. Ich schlage vor, dass Sie in Zukunft besser darauf achten, was Sie mit Ihren Händen machen!“ Das war ein wenig wirkungsvoller Versuch gewesen, den Schaden zu beheben.
„Das tue ich, wenn auch Sie Ihre Worte beherzigen“, erwiderte der Viscount spöttisch und sah triumphierend Felicity an.
Sie raffte die Reste ihrer ramponierten Selbstachtung zusammen und floh in den Ballsaal zurück.
Überall waren Leute, und sie hatte den Eindruck, von ihnen beobachtet zu werden. Oh! Wenn doch nur der Marmorfußboden sich öffnen und sie verschlucken würde! Den Blick abgewandt haltend, eilte sie durch den Ballsaal. Sie zitterte, und Tränen brannten ihr in den Augen.
Närrin! schalt sie sich in Gedanken. Dummkopf! Einfaltspinsel! Wie konnte sie dem Viscount erlaubt haben, sie zu küssen, da sie doch wusste, welche Art Mensch er war? Sie wünschte sich, behaupten zu können, er habe sie dazu gezwungen, doch das wusste sie besser. Er hatte sie nur streicheln müssen, damit sie ihm wie ein alberner Backfisch in die Arme sank.
Zum Teufel mit ihm, weil er so mühelos ihre Schwachstellen erkannt hatte! Sie hatte ihm in die Hände gespielt. Er hatte Lady Brumley und Lady Dryden auf den Altan kommen gehört und sie absichtlich weitergeküsst, damit er seine Rache hatte und ihren tadellosen Ruf ruinieren konnte. Zweifellos hatte er es genossen, dass sie in dieser albernen Weise auf ihn eingegangen war, und sich dazu beglückwünscht, dass sie seine Zärtlichkeiten hingenommen, nein, sogar begrüßt hatte!
Felicity zwang sich, nicht in Tränen auszubrechen, während sie sich den neugierigen Blicken der Ballgäste entzog. Der Schuft! Er wollte also ihren guten Ruf ruinieren? Nun, er war zu weit gegangen. Sie würde es ihm mit gleicher Münze heimzahlen. Sie würde den arroganten, gefühllosen Viscount für seine Vermessenheit und seine vermaledeiten Machenschaften büßen und ihn bedauern lassen, dass er je den Fuß in
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