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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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George vorgehabt, mit Flügeln, die er für sich gemacht hatte, vom Balkon zu springen. Gott sei Dank hatte Ansel ihn vorher verraten.
    „Kann ich unter vier Augen mit Ihnen reden, Sir?“ fragte Felicity kühl.
    „Natürlich.“ Er folgte ihr, als sie sich ein Stück von ihren Geschwistern entfernte.
    Sie bemühte sich, sachlich zu klingen, als sie sagte: „Ich weiß, wir hatten Differenzen, aber dadurch dürfen Sie sich nicht in Ihrem Urteilsvermögen beeinflussen lassen. James ist alt genug, doch die Drillinge sind noch Kinder. Sie haben eine blühende Fantasie und fürchten sich schnell. “ Verdutzt schaute Ian Miss Taylor an. „Die Schrecken von Taylor Hall, wie Ihre Haushälterin sie genannt hat? Glauben Sie mir, Jungen sind widerstandsfähiger, als Sie denken. Es macht ihnen großen Spaß, einen gehörigen Schreck zu erleben.“
    Felicity verengte die Augen. „Sagen Sie mir, ob Ihre Mutter Ihnen erlaubt hätte, solche Dinge zu sehen?“
    „Nein, aber sie hätte mir überhaupt nicht erlaubt, ein Wachsfigurenkabinett zu betreten. Auch mein Vater hätte mir das verboten. “
    „Mir ist klar, warum er es Ihnen untersagt hätte, wenn Sie im zarten Alter von sechs Jahren auf den Gedanken gekommen wären, sich blutbesudelte Figuren anzusehen.“ „Meine Eltern hätten mich nicht ins Wachsfigurenkabinett gehen lassen, ob ich nun sechs oder sechzehn gewesen wäre. Ich durfte nicht zu Jahrmärkten und nicht spielen. Mein Vater betrachtete solche Vergnügungen als unproduktiv. Er war sehr streng.“
    Diese Neuigkeit verblüffte Felicity. Der Viscount hatte zum ersten Mal über seine Vergangenheit geredet und seine Eltern erwähnt. Sie freute sich, fand es wunderbar, dass er das ihr gegenüber getan hatte. Sie brachte sogar Mitgefühl für ihn auf. Aber was die Drillinge anging, so irrte er sich.
    „Ich bin Ihrer Ansicht, dass Kinder Unterhaltung brauchen, aber.. . “
    „Ich sage Ihnen etwas. Kommen Sie mit, und wenn Sie die Ausstellung für ungeeignet halten, machen wir sofort kehrt. Das schwöre ich. Sie wissen doch am besten, wie sehr Zeitungsschreiber übertreiben, um die Nachfrage zu erhöhen. Wahrscheinlich sind in dem Raum nur alte Hundeknochen und einige Äxte ausgestellt.“
    Da war etwas dran. Felicity schaute von Lord St. Clair zu den sie erwartungsvoll ansehenden Brüdern hinüber. „Also gut! Wir werfen schnell einen Blick in den Raum. Aber wenn ich auch nur einen zerquetschten Finger in dieser Ausstellung sehen sollte, dann . .. “
    Die Jungen rannten bereits zur anderen Seite des Raums, wo eine mit einem schwarzen Vorhang verhüllte Tür war. Daneben befand sich ein großes Schild, auf dem in dicken Buchstaben „Warnung“ stand. Darunter stand ein kleiner geschriebener Text, in dem zweifellos die in der Sonderausstellung gezeigten Gegenstände beschrieben wurden, bei deren Anblick man angeblich in Ohnmacht fiel.
    Unbehagen überkam Felicity. Falls Lord St. Clair sich irrte . . .
    Sie konnte nur hoffen, dass er sich nicht irrte.

15. KAPITEL
    Obwohl es unklug ist, einem Kind zu sehr seinen Willen zu lassen, muss man sich fragen, was es bedeutet, zu nachsichtig zu sein. Ein Elternteil mag ein weiteres Stück Apfelkuchen nur als Füller für einen noch nicht ganz vollen Magen betrachten, wohingegen das andere glaubt, der Genuss führe geradewegs ins Verderben. Ist es ein Wunder, dass Kinder, wenn sie groß werden, verwirrt sind?
    Lord X in der Evening Gazette vom 22. Dezember 1820
    „Sie ist böse auf uns, nicht wahr?“ flüsterte George dem Viscount in der Kutsche zu, aber so laut, dass selbst Passanten auf der Straße ihn wahrscheinlich gehört hatten. Im Wagen hatte ganz gewiss jeder ihn gehört, die reglos neben dem jungen Halunken sitzende Miss Taylor eingeschlossen.
    Im Dämmerlicht konnte Ian ihre Reaktion nicht sehen. Dann fiel ein Lichtstrahl auf ihr Gesicht, und Ian bemerkte ihren starren Blick. Ihm stockte der Atem. Noch nie hatte sie so verloren auf ihn gewirkt.
    Unbehaglich regte er sich zwischen James und William. In der normalerweise so geräumigen Kutsche war es jetzt eng und stickig geworden, da sechs Menschen darin eingezwängt saßen. „Nein, deine Schwester ist dir nicht böse.“ Ian hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Stimme zu dämpfen. „Sie ist mir böse.“
    Felicity beachtete ihn nicht.
    „Wieso?“
    „Sie glaubt, es sei falsch von mir gewesen, mit euch allen in die Sonderausstellung gegangen zu sein.“
    Die Jungen versicherten Ian, dass es richtig von ihm

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