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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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daran zu hindern wiederzukehren – in der Londoner Hochburg von Plogojowitz, Highgate, deponiert worden waren. Dass ein Paar von diesen Füßen einem Mihai Plogodrescu gehört hatte. Dass das Abschlachten von Pierre Vaudel-Plog und Conrad Plögener strikt dem Ritual der Vernichtung eines Vampirgeschöpfes entsprach: dass sie, wie schon gesagt, nicht nur getötet, sondern in Nichts aufgelöst worden waren, angefangen bei den wichtigsten Körperteilen, den großen Zehen und den Zähnen. Dass man dabei eine minutiöse Zerstörung des funktionellen wie des geistigen Apparats und der Kauwerkzeuge vorgenommen hatte. Dass alles darauf hindeute, dass diese dreifache Zerstörung zum Ziel habe, die Neukonstituierung des Körpers von einem einzigen seiner Fragmente aus, das Wiedererstehen seiner dämonischen Ganzheit zu verhindern. Nichts anderes bedeute auch die Verstreuung der einzelnen Fragmente im Raum, so wie man einst den Kopf des Vampirs zwischen seine Füße gelegt habe. Dass schließlich Arandjel – der Danglard Serbiens, setzte Adamsberg zur Bekräftigung seiner Worte hinzu – versichert hatte, dass die Familie des Soldaten Arnold Paole das tragische und ganz und gar gewisse Opfer von Peter Plogojowitz geworden sei.
    Die Positivisten waren betroffen, die Versöhnler nickten und machten sich Notizen. Estalère folgte dem Exposé des Kommissars voll Leidenschaft. Er hatte noch niemals eines seiner Worte in Zweifel gezogen, sei es pragmatisch oder irrational gewesen. Doch im Augenblick dieser hochgeistigen Auseinandersetzung zwischen dem Kommissar und Retancourt zerriss seine fetischistische Verehrung für die Dicke seinen Verstand in zwei unversöhnliche Hälften.
    »Wir sind nicht dabei, einen Vampir zu suchen, Retancourt«, sagte Adamsberg mit Entschiedenheit. »Wir sind nicht dabei, einen Kerl zu suchen, dem zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Pfahl ins Herz getrieben wurde. Ist Ihnen das klar, Lieutenant?«
    »Nicht so ganz.«
    »Wir suchen einen psychopathischen Nachfahren des Geschlechts von Arnold Paole, der seinen Ahnen und dessen Geschichte bestens kennt. Der überzeugt ist, dass ein äußeres Wesen die Quelle all seines Leidens ist. Der sich dafür den alten Feind Plogojowitz ausgesucht hat. Der alle Abkömmlinge von ihm vernichtet, um seinem eigenen Schicksal zu entgehen. Wenn ein Mensch schwarze Katzen umbrächte, weil er der Meinung ist, dass sie ihm Unglück bringen, wäre das etwa nicht schwachsinnig? Und würden Sie das für unmöglich halten? Unbegreiflich?«
    »Nein«, räumte Retancourt ein, begleitet vom Grummeln einiger Positivisten.
    »Und das ist dasselbe. Nur in größer. In gigantisch groß.«
     
    Nach der zweiten Pause erteilte Adamsberg seine Weisungen. Die Sippe Plogojowitz zurückverfolgen, mögliche Mitglieder der Familie ausfindig machen und sie unter Polizeischutz stellen. Kommissar Thalberg informieren, dass er Frau Abster in Sicherheit bringen möge.
    »Zu spät«, sagte die schmächtige Stimme von Justin mit deutlichem Bedauern.
    »Wie die beiden anderen?«, fragte Adamsberg nach einem Schweigen.
    »Genau so. Thalberg hat uns heute Morgen angerufen.«
    »Das Werk von Arnold Paole«, sagte Adamsberg mit einem langen Blick zu Retancourt. »Schützen Sie die Übrigen. Tun Sie sich mit Thalberg zusammen, um die Mitglieder der Familie ausfindig zu machen.«
    »Und Zerk?«, fragte Lamarre. »Sollen wir den Einsatz erhöhen? Die Verbreitung des Fotos hat noch nichts erbracht.«
    »Dieser Dreckskerl ist unauffindbar«, sagte Voisenet. »Bestimmt auf dem Rückweg von Köln, und wohin? Um wen jetzt zu zerstückeln?«
    »Es kann sein«, sagte Adamsberg zögernd, »dass dieser Dreckskerl nur der Vollstrecker von Paole ist. Es gibt keinen Paole unter seinen mütterlichen Vorfahren.«
    »Mag sein«, meinte Noël, »aber wir kennen nur seine Mutter. Vielleicht finden sich die Paoles in seiner väterlichen Linie.«
    »Möglich«, murmelte Adamsberg.
    Das Foto von Zerk war an alle Kommissariate und Gendarmerien gegangen, auf Bahnhöfen, Flughäfen, an öffentlichen Orten verteilt worden, ebenso in Österreich. Deutschland, das über das Massaker an der alten Dame schwer erschüttert war, übernahm gegenwärtig die Stafette. Adamsberg sah nicht, wie der junge Mann diesem engmaschigen Netz würde entrinnen können.
    »Wir brauchen eine schnelle und möglichst detaillierte Auskunft über diesen Chorleiter, den Vater Germain. Maurel, Mercadet, übernehmen Sie das.«
    »Und Pierre junior?«
    »Immer noch

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