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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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empfindlichsten Teilen getroffen war, und nachdenklicher Zurückhaltung. Denn jedermann, selbst Estalère, war sich darüber im Klaren, dass Mordent in unbegreiflicher Weise die Regeln gebrochen, den Polizeigewahrsam angeordnet hatte, ohne Adamsberg davon in Kenntnis zu setzen, und eine verdächtige Person durch stümperhafte Eile in Panik versetzt hatte.
    »Wer hat heute Vormittag die letzten Proben in den Wagen geräumt?«, fragte Adamsberg.
    Mechanisch leerte er den Rest einer Flasche in sein Glas, das sich mit einer ockerfarbenen, trüben Flüssigkeit füllte.
    »Das ist Cidre von zu Hause«, erklärte ihm Froissy. »Er hält sich nur eine Stunde nach dem Öffnen, aber er ist ausgezeichnet. Ich habe gedacht, das würde uns ein wenig aufheitern.«
    »Danke«, sagte Adamsberg und goss das herbe Getränk hinunter.
    Denn außer ihrer Sorge um die Verpflegung war Froissy auch darauf bedacht, die allgemeine Stimmung auf einem zumindest herzlichen Niveau zu halten, was schwer war bei einer mit Kriminalrecherche befassten Mannschaft mit chronischem Schlafdefizit.
    »Ich und Froissy«, antwortete Voisenet.
    »Wir sollten auch Proben von dem Pferdekot mitnehmen. Ich möchte ihn mir ansehen.«
    »Der Kot ist gestern ins Labor gegangen.«
    »Nicht den, Voisenet. Ich meine den, der heute Morgen aus dem Lieferwagen von Émile entnommen wurde.«
    »Ah«, sagte Estalère, »den anderen, den Kot von Émile.«
    »Den haben wir schnell«, sagte Voisenet und stand auf, »er ist zu den vorrangig zu untersuchenden Proben gelegt worden.«
    »Lassen wir das Altersheim der Mutter unter Beobachtung stellen?«, fragte Kernokian.
    »Der Form halber. Aber der größte Trottel kann sich denken, dass das Haus überwacht wird.«
    »Er ist ein Trottel«, sagte Mordent, der noch immer seinen Teller säuberte.
    »Nein«, sagte Adamsberg. »Er ist ein Nostalgiker. Und Nostalgie bringt eine Menge Einfälle hervor.«
    Adamsberg zögerte. Es gab eine nahezu sichere Möglichkeit, Émile zu fassen: auf dem Hof, wo Cupido lebte. Es genügte, zwei Mann dort zu postieren, und im Laufe dieser Woche, oder der nächsten, würden sie ihn schnappen. Er war der Einzige, der von Cupidos Existenz wusste und von dem Hof, der seine ungefähre Lage und den Namen seiner Besitzer kannte, sein Gedächtnis hatte ihn auf wundersame Weise bewahrt. Die Vettern Gérault, drei Viertel Milch, ein Viertel Fleisch. Er öffnete den Mund, aber schwieg, von Ungewissheiten geplagt. Hielt er Émile für unschuldig? Wollte er sich an Mordent rächen? War er seit zwei Stunden, oder auch schon seit London, dabei, sich eindeutig auf die andere Seite der Barriere zu schlagen, zum Strom der Migranten, der die Mauer überwinden wollte, half er den Ganoven, revoltierte er insgeheim gegen den Druck der Kräfte der Ordnung? Fragen, die ihm durch den Kopf brausten wie ein Schwarm Stare, ohne dass er auch nur eine von ihnen zu beantworten versuchte. Während alle Mann aufstanden, gesättigt und informiert, trat Adamsberg zurück und machte Lieutenant Noël ein Zeichen. Wenn einer etwas wissen konnte, dann er.
    »Was hat Mordent?«
    »Scherereien.«
    »Kann ich mir denken. Was für Scherereien?«
    »Das muss ich Ihnen nicht sagen.«
    »Es ist von großer Bedeutung für die Ermittlung, Noël. Sie haben doch selbst gesehen. Sagen Sie schon.«
    »Seine Tochter – seine einzige Tochter, das Licht seiner Augen, ein hässliches Entlein, wenn Sie mich fragen – hat sich vor zwei Monaten einbuchten lassen, in Gesellschaft von sechs völlig zugedröhnten Wichsern in einem besetzten Haus in La Vrille, an der Stadtautobahn Süd, einer der stinkigsten Hütten für Bürgersöhnchen, die in die Drogen abgerutscht sind.«
    »Und weiter?«
    »Sechs Wichser, darunter ihr Macker, ein dreckiges Gerippe, falsch wie Schwarzbrot. Bones ist sein Bandenname. Er ist zwölf Jahre älter als sie, hat beträchtliche Erfahrung in Raubüberfällen auf alte Leute, ziemlich gut aussehender Typ und eine große Nummer im Kokainhandel. Das Mädchen war von zu Hause abgehauen – nachdem sie ein paar Zeilen hinterlassen hatte –, und unser guter alter Mordent zerfrisst sich die Eier vor Gram.«
    »Apropos, wie geht es denen?«
    »Er hat seinen Arzt angerufen, der meint, vor übermorgen kann man nichts sagen. Hoffen wir, dass sie sich erholen, was so, wie der Typ zugeschlagen hat, ja nicht gesagt ist. Nicht, dass Mordent seine Eier oft bräuchte, seine Frau hält sich den Musiklehrer und demütigt ihn wie einen Wurm auf dem

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