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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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schob.
    »Wo?«, fragte Adamsberg und hörte auf zu fächeln.
    »Bei Pierre junior. Sie war unter seinen Kühlschrank gerollt. Die Männer haben sie darunter vorgeholt. Aber kein Revolver.«
    »Welche Männer? Wer hat die Durchsuchung angeordnet?«
    »Brézillon. Wegen der Verbindung zwischen Pierre und den Pferden.«
    »Wer hat den Divisionnaire davon informiert?«
    Danglard hob nichtsahnend die Schultern.
    »Wer hat das Terrain nach den Hülsen abgesucht?«
    »Maurel und Mordent.«
    »Ich dachte, Mordent hat das Haus von Louvois observiert.«
    »Hat er nicht. Er hatte darum gebeten, mit Maurel gehen zu dürfen.«
    Schweigen trat ein, und Adamsberg begann herausfordernd einen Bleistift anzuspitzen, ließ Späne von Séril H in seinen Papierkorb fallen, blies die Pulverspuren von der Mine und legte sich ein Blatt Papier aufs Knie.
    »Welchen Reim soll man sich darauf machen?«, fragte er sanft, während er die ersten Striche aufs Papier setzte. »Pierre gibt vier Schüsse ab, aber sammelt nur eine Hülse auf?«
    »Sie vermuten, dass die Hülse vielleicht in der Trommel hängengeblieben ist.«
    »Wer, ›sie‹?«
    »Die Brigade in Avignon.«
    »Und die finden nichts daran merkwürdig? Pierre entledigt sich des Revolvers, aber wirft erst mal die hängengebliebene Hülse aus? Dann bewahrt er diese unschuldige kleine Hülse auf? Bis er sie dummerweise in seiner Küche verliert, wo sie unter den Kühlschrank rollt? Und warum haben die Männer so gründlich danach gesucht? Dass sie sogar den Kühlschrank abgerückt haben? Wussten sie, dass da was drunterliegt?«
    »Die Ehefrau soll ihnen einen Hinweis gegeben haben.«
    »Das würde mich aber sehr wundern, Danglard. Wenn diese Frau ihren Mann verrät, liebt Cupido seinen Émile nicht mehr.«
    »Die Kollegen in Avignon haben es ja auch merkwürdig gefunden. Ihr Leiter ist nicht der Schnellste, aber dann kam ihm doch der Gedanke, es könnte jemand die Hülse dort hingelegt haben. Zumal Pierre sich wie wild verteidigt. Da haben sie das feinere Gerät herausgeholt, Staubsauger, Haarsieb, Abklebefolie, alles für die Entnahme von Mikroproben. Und sie haben etwas gefunden. Das«, sagte Danglard und zeigte auf den Fußboden.
    »Das was?«
    »Spuren von Graphitminen und Holzspäne von einem Stift, wahrscheinlich an den Schuhsohlen hereingetragen. Aber Pierre benutzt keinen Bleistift. Die Nachricht kam gerade eben.«
    Danglard zog an seinem Hemdkragen, ging in sein Büro hinüber und kam mit einem Glas Wein zurück. Er sah ziemlich unglücklich aus, Adamsberg ließ ihn gewähren.
    »Sie werden das Ganze ins Labor schicken, in zwei, drei Tagen hoffen sie, die Ergebnisse zu haben. Die Zusammensetzung der Mine feststellen, herausfinden, von welcher Marke der Stift war, alles nicht so einfach. Natürlich ginge es viel schneller, wenn sie eine Vergleichsprobe hätten. Und ich glaube, sie werden bald wissen, wo sie die suchen müssen.«
    »Verdammt, Danglard, woran denken Sie?«
    »An das Schlimmste, das sagte ich Ihnen schon. Ich denke an das, was die denken werden. Dass Sie Pierre Vaudel die Hülse unter den Kühlschrank geschoben haben. Gewiss, das muss man beweisen. Die Zeit, um die Späne zu analysieren, den Bleistift zu identifizieren, ihn mit dem Muster zu vergleichen, das lässt uns vier Tage vor einer Überprüfung. Vier Tage, um den Ball zu kriegen, bevor er auf dem Boden aufschlägt.«
    »Dann los, Danglard«, sagte Adamsberg mit einem starren Lächeln. »Warum hätte ich Pierre junior kompromittieren wollen?«
    »Um Émile zu retten.«
    »Und warum wollte ich Émile retten?«
    »Weil er ein riesiges Vermögen erbt, das ihm vom leiblichen Erben nicht streitig gemacht werden soll.«
    »Und wieso könnte es das?«
    »Weil das Testament gefälscht wäre.«
    »Émile? Émile sollte fähig sein, eine Fälschung zu produzieren?«
    »Ein Komplize könnte es für ihn gemacht haben. Ein graphisch begabter Komplize. Ein Komplize, der fünfzig Prozent davon erhält.«
    Danglard leerte sein Glas Wein in einem Zug.
    »Scheiße«, sagte er plötzlich, und seine Stimme wurde lauter. »Dazu gehört doch nicht viel, oder? Muss es erst schwarz auf weiß geschrieben stehen? Émile und ein Komplize – nennen wir ihn Adamsberg – setzen ein falsches Testament auf. Émile steckt das dem Sohn – Der Alte ist dabei, Sie in seinem Testament zu enterben – und versetzt Pierre Vaudel in Unruhe. Émile bringt den Alten um, hinterlässt Pferdemist, um Pierre zu belasten, inszeniert einen Horrormord,

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