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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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schnellstens reparieren.«
    Abstract, dachte Adamsberg. Danglard erwartete ihren Besuch.
    »Haben wir hier welche? Sechziger Glühbirnen mit Bajonettfassung?«
    »Sehen Sie im Lager nach, Commandant. Die Zeit läuft«, sagte Adamsberg und tippte auf sein Handgelenk.
    »Sie waren es ja, der mich unterbrochen hat. Bei einigen der Füße haut ein Zeitabstand von nur zwölf Jahren nicht hin. Zwei gehören Frauen, und die Nägel sind lackiert, nach einer Mode, die weiter zurückreicht als in die neunziger Jahre. Die Zusammensetzung des Lacks weist eher auf den Zeitraum von 1972 bis 1976 hin.«
    »Da ist sich Stock sicher?«
    »So gut wie, und er forciert die Analysen jetzt. Ein Paar Herrenschuhe ist aus Straußenleder, selten und sehr teuer, hergestellt zu einem Zeitpunkt, als der Zerquetscher erst zehn Jahre alt war. Das wäre dann ein verdammt frühreifes Kind. Ja, einige Paare könnten sogar fünfundzwanzig oder dreißig Jahre alt sein. Ich weiß, was Sie mir jetzt sagen werden«, blockte Danglard ab, indem er sich hinter seinem erhobenen Glas verschanzte. »Dass in Ihrem blöden Dorf Caldhez manche Kinder schon in der Wiege Frösche zum Explodieren brachten. Aber alles hat seine Grenzen.«
    »Nein, ich wollte durchaus nicht von den Fröschen sprechen.«
    Der Gedanke an diese Frösche, die die Kinder in einer grässlichen Fontäne aus Blut und Eingeweiden in die Luft jagten, indem sie ihnen eine brennende Zigarette ins Maul steckten, ließ Adamsberg erneut nach Zerks Schachtel greifen.
    »Sie fangen ja wieder richtig an«, kommentierte Danglard, als er ihn seine dritte Zigarette anzünden sah.
    »Weil Sie mit Ihren Fröschen angefangen haben.«
    »Es ist immer wegen irgendwas. Ich jedenfalls höre mit dem Weißwein auf. Das hier ist mein letztes Glas.«
    Adamsberg verschlug es die Sprache. Dass Danglard verliebt war, gewiss, das war nicht zu übersehen, dass sein Gefühl erwidert wurde, wollte man hoffen, aber dass dieser Umstand ihn vom Weißwein bekehren sollte, konnte er nicht glauben.
    »Ich gehe zu Rotem über«, fuhr der Commandant fort. »Der ist zwar gewöhnlicher, hat aber weniger Säure. Der Weiße macht mir den Magen kaputt.«
    »Gute Idee«, meinte Adamsberg zustimmend, seltsamerweise beruhigt bei dem Gedanken, dass nichts sich ändert hienieden, wenigstens nicht bei Danglard. Der Augenblick war schon so aufwühlend genug.
    »Haben Sie die gekauft?«, fragte Danglard mit Blick auf die Zigaretten. »Englische? Erlesener Geschmack.«
    »Der Einbrecher heute Morgen hat sie bei mir liegenlassen. Also, entweder war Zerk ein so frühreifes Kind, dass er schon mit zwei Jahren Füße absägen konnte. Oder ein Mentor führte ihn in diese morbiden Praktiken ein, die er später fortsetzte. Er könnte seit seiner Kindheit unter Einfluss gehandelt haben.«
    »Manipuliert.«
    »Warum nicht? Man kann sich hinter all dem eine Führungspersönlichkeit vorstellen, eine Vaterfigur, die ihm gefehlt hat.«
    »Schon möglich. Sein Vater ist unbekannt.«
    »Wir müssen so schnell wie möglich sein Umfeld erkunden, herausfinden, mit wem er in Verbindung steht, wen er trifft. Die Wohnung muss er geschrubbt haben, bevor er ging, nicht die geringste Spur hat der Kerl hinterlassen.«
    »Das erscheint plausibel. Sie haben doch wohl auch nicht angenommen, dass er uns einen Besuch abstatten würde?«
    »Seine Mutter? Hat man sie gefunden?«
    »Immer noch nicht. Es gab bis vor vier Jahren eine Adresse in Pau, danach weiß man nichts mehr.«
    »Und die Familie der Mutter?«
    »Bis zum jetzigen Augenblick kein Louvois in ihrer Gegend. Es ist erst zwei Tage her, Kommissar, und wir haben nicht tausend Leute zu unserer Verfügung.«
    »Wie weit ist Froissy mit den Telefonen?«
    »Noch nirgendwo. Louvois hat keinen Festnetzanschluss. Weill versichert, er hätte ein Handy besessen, aber wir finden kein auf seinen Namen angemeldetes Gerät. Man muss ihm eins geschenkt haben, oder er hat’s geklaut. Froissy wird das Netzumfeld seiner Wohnung checken, aber Sie wissen, so was kann dauern.«
    Plötzlich sprang Adamsberg auf, vielleicht war es seine übliche Ungeduld.
    »Danglard, haben Sie im Kopf, wer zum Stab in Avignon gehört?«
    Danglard hatte – warum auch immer – nahezu alle Polizeidienststellen des Landes in seinem Gedächtnis gespeichert und aktualisierte seine Datei entsprechend den Abgängen wie den Neueinstellungen.
    »Mit dem Fall Pierre Vaudel junior ist Calmet betraut. Ich weiß nicht, ob sein Name auf ihn abgefärbt hat, aber er

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