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Der verbotene Schlüssel

Titel: Der verbotene Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Bewegung an der rechten Hand und fuhr mit dem Kopf herum.
    »Theo!« Sie war unendlich erleichtert, ihn an ihrer Seite zu sehen. Er lag noch genauso da, wie sie ihn im U-Bahn-Tunnel zu Boden gerissen hatte.
    Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Bitte verstehe das jetzt nicht falsch, aber lass mich ja nicht los, Sophia!«
    »Warum …?«
    »Damit du nicht alleine hier zurückbleibst.«
    Sie schluckte. »Hast du eine Ahnung, wo wir sind?«
    »Ja. Ich bin schon früher an diesem Ort gewesen. Meine mekanischen Freunde haben ihn gefürchtet.«
    »War dieser Thaurin auch dabei?«
    »Er und noch andere. Hoffentlich hat Oros sie nicht hierherschaffen lassen. Wenn du unseren Feind verstehen willst, solltest du dich ein wenig umschauen.« Er richtete sich zum Schneidersitz auf, steckte seinen Horndolch in den Gürtel zurück und stemmte sich mit gekreuzten Beinen auf die Füße hoch. Sophia musste notgedrungen mit ihm aufstehen. Weil sie dadurch ihre Augen auf ein Niveau von etwa einem Meter siebzig hievte, konnte sie sich nun ein umfassenderes Bild von ihrer Umgebung machen.
    Als Erstes fiel ihr der Himmel auf. Er glomm in einem matten Ton zwischen Ocker und Gelb. So ähnlich glühten in der Umgebung größerer Städte nachts die Wolken im Widerschein Abertausender elektrischer Lampen. Kein einziger Stern funkelte am Firmament. Es glich irgendwie … der Decke im U-Bahn-Schacht? So als werde diese von den Lampen des Zuges angestrahlt. Irritiert senkte Sophia den Blick.
    Über der Landschaft lag ein fahles Licht, wie sie es aus klaren Vollmondnächten kannte. Sie befanden sich in einem Tal, das zwischen den Höhenrücken, so weit das Auge reichte, mit Altmetall angefüllt war. In stiller Eintracht mit der ausgemusterten Gliederpuppe rostete hier offenbar die ganze Vielfalt mekanischer Geschöpfe vor sich hin. Auffällig war, dass nirgendwo Dosenöffner, Belagerungsmaschinen oder Uhrwerke herumlagen, also Gegenstände . Dieser Ort schien den Lebensformen vorbehalten zu sein – Sophia fand kein besseres Wort, obwohl die Wesen wohl niemals wirklich lebendig gewesen waren, weder die automatische Hummel zu ihren Füßen noch der mechanische Esel ein paar Schritte weiter und selbst die exotischen Mischwesen im näheren Umkreis wie der Dreifach Gehörnte Automant oder das kupferbäuchige Flugkrokodil nicht.
    »Das Tal der Gebeine«, sagte Theo knapp.
    »Mir kommt es eher wie eine gigantische Schrottdeponie vor.«
    »Mit dem Wort kann ich nicht viel anfangen. Das Tal der Gebeine ist ein Friedhof für Maschinenwesen. Jede mekanische Kreatur, die kaputtgeht oder das Missfallen des Königs erregt, endet hier.«
    »Und warum hat Oros uns hergeschickt? Sind wir für ihn nur noch Alteisen?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ihm ist klar, dass wir das Versteck der Weltenuhr kennen. Vielleicht habe ich ihn vorhin am Zaun verunsichert, doch er vermutet sie sicherlich nach wie vor in deinem Tornister …«
    »Rucksack!«
    »Jedenfalls war das Uhr-Ei für ihn schon zum Greifen nahe. Er hätte darauf niemals freiwillig verzichtet, indem er uns in dieses Tal verbannt, wo er nicht an uns rankommt.«
    »Aber wie hat’s uns dann herverschlagen?«
    »Das kann nur durch die Uhr passiert sein. Weißt du noch vorhin, als die Automanten uns bei der Laokon-Gruppe angegriffen haben und mir das Uhr-Ei aus der Hand gerutscht ist?«
    »Blöde Frage. Natürlich weiß ich …« Sophia riss Augen und Mund auf. »Du meinst, die Uhr könnte kaputtgegangen sein?«
    »Zumindest kaputter, als sie ohnehin schon war – Erik Kollin hat sie ja nie richtig reparieren können. Irgendetwas in dem Uhrwerk scheint zu klemmen. Durch die Erschütterung beim Sturz eben im Tunnel muss sie plötzlich weitergelaufen sein. Anders kann ich mir das nicht erklären. Hast du das Gesicht des Stundenwächters gesehen, als die Sphärenmusik erklang? Er war überrascht. Vor Schreck hat er uns nicht einmal ins Labyrinth der Zeit geschickt.«
    Sophias Blick strich über die toten Maschinen hinweg. »Das Tal der Gebeine ist auch nicht gerade der Brüller. Warum hat’s uns nicht an einen etwas gemütlicheren Ort verschlagen?«
    »Das weiß ich auch nicht, Sophia. Poseidonios glaubte an einen organischen Zusammenhang im ganzen Universum, den er Sympathie nannte. Wenn er recht hatte, könnten auch zwischen der Menschenwelt und Mekanis solche Sympathien bestehen. Mir ist aufgefallen, dass der Herrscher der Zeit immer danach getrachtet hat, sich irgendwie an den materiellen Kosmos zu

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