Der verbotene Turm - 11
ungetan . Andrew schnitt Damons Gedanken gewaltsam ab und zwang sich, seine Aufmerksamkeit nur auf das Spielbrett vor ihm zu richten. Er verlor drei Figuren schnell hintereinander und machte dann einen schwerwiegenden Fehler, der ihn die Hauptfigur, Drache genannt, kostete. Entschuldigend sagte er: Tut mir Leid, diese beiden bringe ich immer noch durcheinander.
Macht nichts. Großz ü gig gab ihm der alte Mann die bei dem falschen Zug verlorene Figur zur ü ck. Du bist besser als Ellemir, obwohl sie die Einzige ist, die die Geduld aufbringt, mit mir zu spielen. Damon ist ein guter Spieler, hat aber selten Zeit. Damon? Wenn Andrew und ich diese Partie beendet haben, willst du mich dann einmal besiegen?
Nicht heute Abend, Onkel , sagte Damon, aus tiefen Gedanken auffahrend. Der alte Mann ließ seinen Blick durch die Halle schweifen und stellte fest, dass die meisten Leute sich in ihre Betten verzogen hatten. Nur sein eigener Leibdiener hockte noch g ä hnend vor dem Feuer. Der Alton-Lord seufzte und sah kurz nach dem Mondschein vor den Fenstern.
Ich bin selbsts ü chtig. Ich halte euch junge Leute die halbe Nacht im Gespr ä ch hier, und Andrew hat einen langen Ritt hinter sich und war lange Zeit von seiner Frau getrennt. Ich schlafe in letzter Zeit so schlecht, und die N ä chte kommen mir endlos vor, wenn niemand mir Gesellschaft leistet. Verschwindet, ihr alle, in eure Betten. Ellemir gab ihrem Vater einen Gutenachtkuss und zog sich zur ü ck. Callista blieb noch stehen, um ein Wort mit dem Leibdiener des alten Mannes zu sprechen. Damon wollte Ellemir folgen, doch auf der Schwelle z ö gerte er und kehrte um.
Vater, es ist eine wichtige Arbeit zu tun. Kannst du uns f ü r ein paar Tage entbehren?
M ü sst ihr fort?
Nein , erkl ä rte Damon, aber vielleicht muss ich D ä mpfer und eine Barriere aufstellen und uns alle vier isolieren. Wir k ö nnen es tun, wann immer die Zeit am g ü nstigsten ist, aber mir w ä re es lieb, wenn wir es nicht zu lange aufschieben m ü ssten. Sein Blick streifte Callista, und Andrew fing den Gedanken auf, den er abzuschirmen versuchte: Sie wird am Kummer sterben .
Wir werden mindestens drei oder vier Tage brauchen, an denen wir nicht gest ö rt werden d ü rfen. L ä sst sich das machen? Der alte Mann nickte langsam. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, Damon. Aber f ü r jede l ä ngere Arbeit w ä re es besser, bis nach Mittwinter zu warten und bis die Sturmsch ä den repariert worden sind. Ist das m ö glich?
Andrew bemerkte, dass Dom Esteban beunruhigt zu Callista hinblickte, und h ö rte, was er nicht aussprach: Eine Bewahrerin, die ihren Eid zur ü ckgegeben hat? Andrew wusste, auch Damon hatte es vernommen, aber Damon sagte bloß: Es ist m ö glich, und so wollen wir es halten. Ich danke dir, Vater. Er beugte sich nieder und umarmte den alten Mann. Mit leichtem Stirnrunzeln sah er ihm nach, als seine Diener ihn aus dem Raum rollten.
Er vermisst Dezi, glaube ich. Was der Junge auch f ü r Fehler hatte, er war dem alten Mann ein guter Sohn. Seinetwegen w ü nschte ich beinahe, wir h ä tten ihm verziehen. Sie stiegen die Treppe hinauf. Damon seufzte. Er ist einsam. Jetzt ist keiner mehr da, der ihm richtig Gesellschaft leisten kann. Wenn im Fr ü hling der Schnee schmilzt, m ü ssen wir irgendeinen Verwandten oder Freund herkommen lassen.
Callista stieg hinter ihm die Stufen hoch. Bevor Damon sich in seine eigene Suite begab, drehte er sich zu ihr um.
Callie, du bist sehr jung Bewahrerin geworden, meiner Meinung nach zu jung. Hast du auch Unterricht f ü r die anderen Grade bekommen? Bist du ü berwacherin, Mechanikerin oder Technikerin? Oder hast du nur in den zentralen Relais als TenerLesteis gearbeitet? Er benutzte den archaischen Ausdruck, der in Casta f ü r gew ö hnlich als Bewahrerin wiedergegeben wurde, obwohl W ä rterin oder
H ü terin ebenso zutreffend gewesen w ä re. Du hast mich doch selbst im ü berwachen unterrichtet, Damon! Es war mein erstes und dein letztes Jahr im Turm. Eine Urkunde habe ich nur als Mechanikerin. Ich habe nie versucht, die Arbeit eines Technikers zu tun. Es herrschte kein Mangel an Technikern, und ich war in den Relais voll besch ä ftigt. Warum fragst du?
Ich wollte nur wissen, welche F ä higkeiten unter uns vertreten sind , sagte Damon. Ich habe den Grad eines Technikers erreicht. Ich kann alle Gitter und Schirme bauen, die wir brauchen, wenn ich die Kristalle und Verbindungen habe. Aber vielleicht werde ich einen Mechaniker und ganz
Weitere Kostenlose Bücher