Der verbotene Turm - 11
bestimmt einen ü berwacher brauchen, wenn ich die Antwort finden soll, die ich dir versprochen habe. Deshalb sorge daf ü r, dass du als ü berwacherin nicht aus der ü bung kommst. Hast du deine Atem ü bungen beibehalten?
Ohne sie k ö nnte ich nicht schlafen. Ich vermute, wir alle, die wir dort geschult sind, werden sie unser ganzes Leben lang ausf ü hren , antwortete sie.
Damon l ä chelte. Er beugte sich vor und k ü sste sie ganz leicht auf die Wange.
Wie Recht du hast, Schwester. Schlaf gut. Gute Nacht, mein Bruder , setzte er, zu Andrew gewandt, hinzu und ging weiter.
Offensichtlich hatte Damon etwas vor. Callista saß vor ihrem Ankleidetisch und flocht ihr langes Haar f ü r die Nacht ein. Andrew f ü hlte sich schmerzlich an einen anderen Abend erinnert, aber er verbannte diesen Gedanken. Callista, deren Gedanken immer noch bei Damon weilten, sagte: Er ist beunruhigter, als er uns merken lassen m ö chte. Ich kenne Damon seit langer Zeit. Es hat keinen Zweck, ihn nach etwas zu fragen, das er nicht verraten will.
Aber was will er nur mit dem Kireseth anfangen?
Mit einem kurzen Aufflackern der Eifersucht dachte Andrew daran, dass Callista nicht zur ü ckgewichen war, als Damon sie auf die Wange k ü sste, und wenn er selbst es versuchen w ü rde, dann wusste er, was passierte. Dann musste er gegen seinen Willen an Damon und Ellemir denken, die jetzt zusammen, vereint waren.
Callista war schließlich immer noch seine Frau, und Damon hatte keine Rechte . ü berhaupt keine.
Callista l ö schte das Licht und stieg in ihr eigenes Bett. Seufzend legte Andrew sich nieder und sah die vier Monde ü ber den Himmel ziehen.
Als er endlich einschlief, merkte er nichts davon. Es war, als wechsele sein Bewusstsein in einen Zustand zwischen Wirklichkeit und Traum ü ber. Damon hatte ihm einmal erz ä hlt, dass der Geist gele
gentlich im Schlaf ohne bewussten Entschluss in die ü berwelt reise.
Ihm kam es vor, als habe er seinen K ö rper zur ü ckgelassen und bewe ge sich durch die gestaltlose Graue der ü berwelt. Irgendwo, ü berall
nahm er Damon und Ellemir wahr, die sich liebten. Obwohl er wusste, dass sie sich freuen w ü rden, wenn er sich zu ihnen gesellte und mit ihnen in enger Verbundenheit verschmolz, wandte er Augen und Geist von dem Anblick ab. Er war kein Voyeur. So n ö tig hatte er es immer noch nicht, nicht einmal hier.
Nach langer Zeit fand er das Gebilde, das sie bei der Heilung der M ä nner mit den Erfrierungen errichtet hatten. Andrew f ü rchtete, er werde Damon und Ellemir auch dort antreffen, da sie ü berall gleichzeitig zu sein schienen. Sie waren da, aber Ellemir schlief, und Damon saß geistesabwesend auf einem Baumstumpf. Neben ihm lag ein B ü schel getrockneter Kireseth-Bl ü ten.
Andrew fragte: Was wolltest du mit ihnen, Damon? , und der andere Mann antwortete: Ich bin mir nicht sicher. Deswegen konnte ich es ja auch Callista nicht erkl ä ren. Es ist verboten. Alles ist verboten. Wir d ü rften ü berhaupt nicht hier sein. Andrew sagte:
Aber wir tr ä umen doch nur davon, und wie kann irgendjemand das Tr ä umen verbieten? Er wusste jedoch, und das gab ihm ein Gef ü hl der Schuld, dass ein Telepath sogar f ü r seine Tr ä ume die Verantwortung tr ä gt und dass er selbst im Traum nicht zu Ellemir gehen konnte, wie er es so gern getan h ä tte.
Damon erwiderte: Ich habe es dir schon einmal erkl ä rt. Es ist nur ein Teil unseres Seins.
Andrew drehte Damon den R ü cken und versuchte, das Gebilde zu verlassen. Aber die Mauern schlossen sich um ihn und hielten ihn fest. Dann kam Callista – oder war es Ellemir? Er konnte nicht mehr unterscheiden, welche von den beiden seine Frau war – mit einem B ü schel Kireseth-Bl ü ten in der Hand zu ihm und sagte: Nimm sie. Eines Tages werden unsere Kinder von diesen Fr ü chten essen.
Verbotene Fr ü chte. Aber er nahm sie in die Hand und biss in die Bl ü ten, die weich waren wie die Br ü ste einer Frau, und der Geruch der Bl ü ten war in seinem Gehirn wie ein Stich. Dann fuhr ein Blitz in die Mauern, und das Bauwerk erbebte und br ö ckelte auseinander, und durch die einst ü rzenden Mauern verfluchte Leonie sie. Dunkel war sich Andrew bewusst, dass alles seine Schuld war, weil er ihr Callista weggenommen hatte.
Und dann war er allein auf der grauen Ebene, und die Landmarke stand sehr weit weg am Horizont. Obwohl er Ewigkeiten lang wanderte, Tage, Stunden, ä onen, konnte er sie nicht erreichen. Er wusste, Damon und Callista und
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