Der verbotene Turm - 11
Ich lernte bei Mikhail, dass es mir gefiel, bei einem Mann zu liegen, aber ich wollte nicht, dass ü ber mich geklatscht werde wie ü ber Sybil-Mhari, von der man sich skandal ö se Geschichten erz ä hlt. Hast du geh ö rt, dass sie sich Liebhaber unter den Wachtposten oder sogar den Dienern sucht? Und ich wollte kein Kind austragen, das großzuziehen man mir nicht erlauben w ü rde, wenn auch Dorian versprach, sollte ich Mikhail ein Kind geb ä ren, werde sie es als ihres annehmen. Ebenso wenig wollte ich in aller Eile mit jemandem verheiratet werden, den ich nicht mochte, was Vater im Falle eines Skandals bestimmt veranlasst h ä tte. Deshalb gibt es nicht mehr als zwei oder drei M ä nner, die sagen k ö nnten, wenn sie wollten, sie h ä tten von mir mehr gehabt als einen Handkuss in der Mittsommernacht. Und Damon hat geduldig gewartet .
Sie lachte leise, erregt. Callista streichelte das weiche Haar ihrer Zwillingsschwester.
Jetzt ist das Warten fast vorbei, Liebes.
Ellemir schmiegte sich eng an ihre Schwester. Sie sp ü rte Callistas ä ngste, den Widerstreit ihrer Gef ü hle, doch immer noch missverstand sie deren Natur.
Sie hat das Gel ü bde der Jungfr ä ulichkeit abgelegt, dachte Ellemir, sie hat ein von M ä nnern abgesondertes Leben gef ü hrt. Da ist es kein Wunder, dass sie sich f ü rchtet. Aber einmal wird sie begreifen, dass sie frei ist, und Andrew wird freundlich und geduldig sein, und so wird auch sie ihr Gl ü ck finden . ein Gl ü ck wie meines . und Damons.
Sie standen in lockerem Rapport, und Callista folgte Ellemirs Gedanken, doch sie wollte ihre Schwester nicht beunruhigen, indem sie ihr sagte, dass es l ä ngst nicht so einfach war.
Wir sollten schlafen, Breda. Morgen ist unser Hochzeitstag, und morgen Nacht , setzte sie neckend hinzu, wird Damon dich vielleicht nicht viel schlafen lassen.
Lachend schloss Ellemir die Augen. Callista lag ruhig da. Der Kopf ihrer Zwillingsschwester ruhte an ihrer Schulter. Sie starrte in die Dunkelheit. Dann sp ü rte sie, dass der Faden des Rapports zwischen ihnen d ü nner wurde und Ellemir in Tr ä ume davon glitt. Ihre Schwester schlief. Leise glitt Callista aus dem Bett und trat ans Fenster. Sie blickte hinaus auf die vom Mondlicht erhellte Landschaft. So stand sie da, bis sie verkrampft und kalt war, bis die Monde untergingen und ein d ü nner, feiner Regen die Fensterscheibe tr ü bte. Die jahrelange strenge Disziplin erm ö glichte es ihr, nicht zu weinen.
Ich kann es hinnehmen und ertragen, wie ich so vieles ertragen habe. Aber was ist mit Andrew? Kann ich ertragen, was es ihm antun wird, was es seiner Liebe antun mag? Stunde auf Stunde stand sie so, aber sie sp ü rte ihren K ö rper nicht mehr. Ihr Geist hatte sich in eins der Reiche jenseits der Gedanken zur ü ckgezogen, das man Zuflucht vor qu ä lenden Vorstellungen gezeigt hatte. Den verkrampften, eiskalten K ö rper, den zu verachten sie gelehrt worden war, ließ sie zur ü ck.
In der Morgend ä mmerung ging der Regen in d ü nnen Schneematsch ü ber, der an die Scheibe prasselte. Ellemir bewegte sich, f ü hlte im Bett nach ihrer Schwester, setzte sich verwirrt hoch und entdeckte Callista bewegungslos am Fenster. Sie stand auf und lief zu ihr, sie rief ihren Namen, aber Callista h ö rte sie nicht und r ü hrte sich nicht.
Vor Angst schrie Ellemir auf. Callista, die weniger die Stimme als die Angst in Ellemirs Gedanken h ö rte, kam langsam in die Wirklichkeit zur ü ck. Es ist alles in Ordnung, Ellemir. Liebevoll blickte sie in das ihr zugewandte furchtsame Gesicht.
Du bist so kalt, Liebes, ganz steif und kalt. Komm wieder ins Bett, lass mich dich w ä rmen , dr ä ngte Ellemir. Callista ließ es zu, dass ihre Schwester sie zum Bett f ü hrte, sie warm zudeckte und fest an sich dr ü ckte. Nach langer Zeit gestand sie, beinahe fl ü sternd:
Ich habe es falsch gemacht, Elli.
Falsch? Was denn, Breda?
Ich h ä tte in Andrews Bett gehen sollen, gleich nachdem er mich
aus den H ö hlen geholt hatte. Nach der langen Zeit allein im Dunkeln, nach all der Angst war meine Abwehr schwach. Mit schmerzlicher Reue erinnerte sie sich, wie er mit ihr aus Corresanti davon geritten war, wie sie warm und furchtlos in seinen Armen geruht hatte. Dann war hier so viel Aufregung, Vater war zum Kr ü ppel geworden, das Haus war mit Verwundeten gef ü llt. Wie dem auch sei, damals w ä re es leichter gewesen.
Ellemir war geneigt, dem zuzustimmen. Doch Callista war nicht die Art Frau, die so etwas ohne
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