Der verbotene Turm - 11
ich dir nun erz ä hle, dass Damon noch in Arilinn war, als ich dort anfing, und dass ich mir kurze Zeit einbildete, in ihn verliebt zu sein? Bist du sehr eifers ü chtig, Ellemir?
Ellemir lachte. Nein, nicht sehr.
Er war fertig ausgebildeter Techniker, und er lehrte mich das ü berwachen. Nat ü rlich war ich f ü r ihn keine Frau, ich war nur eins
der kleinen M ä dchen, die er unterrichtete. Es gab f ü r ihn ü berhaupt keine Frau, ausgenommen Leonie – Sie unterbrach sich und sagte schnell: Das ist nat ü rlich lange vorbei.
Ellemir lachte laut heraus. Ich weiß, dass Damons Herz ganz mir geh ö rt. Wie k ö nnte ich auf eine Liebe eifers ü chtig sein, die ein Mann einer Bewahrerin entgegenbringt, die das Gel ü bde der Jungfr ä ulichkeit abgelegt hat? Ellemir erschrak ü ber ihre eigenen Worte. Oh, Callista, ich habe nicht gemeint –
Doch, das hast du gemeint , widersprach Callista sanft, aber Liebe ist Liebe, auch wenn nichts K ö rperliches dabei im Spiel ist. Wenn ich das nicht schon vorher gewusst h ä tte, h ä tte ich es in den H ö hlen von Corresanti gelernt, als ich meine Liebe zu Andrew entdeckte. Es war Liebe, und sie war wirklich, und wenn ich du w ä re, w ü rde ich nicht ver ä chtlich auf Damons Liebe zu Leonie hinabsehen, als w ä re es die Schw ä rmerei eines gr ü nen Jungen gewesen. Sie dachte, sprach es jedoch nicht aus, dass diese Liebe genug an Realit ä t gehabt hatte, um Leonies Frieden zu st ö ren, auch wenn niemand außer Callista je etwas davon geahnt hatte.
Sie hat recht getan, Damon wegzuschicken .
Mir kommt es merkw ü rdig vor, ohne Begehren zu lieben , sagte Ellemir, und, was du auch sagst, nicht ganz wirklich.
M ä nner haben mich begehrt , erwiderte Callista ruhig, ungeachtet des Tabus. Das kommt vor. Meistens hat es in mir gar nichts erregt, es gab mir nur das Gef ü hl, als ob . als ob schmutzige Insekten ü ber meinen K ö rper kr ö chen. Aber es gab F ä lle, in denen ich mir beinahe w ü nschte, ich w ü sste, wie ich dies Begehren erwidern k ö nne.
Pl ö tzlich brach ihre Stimme. Ellemir h ö rte einen wilden Unterton heraus, der ganz wie Entsetzen klang. Oh, Ellemir, Elli, wenn ich selbst vor deiner Ber ü hrung zur ü ckschrecke – vor der Ber ü hrung meiner Zwillingsschwester – was werde ich Andrew antun? Oh, gn ä diger Avarra, wie tief werde ich ihn verletzen?
Breda , Andrew liebt dich, sicher wird er verstehen . Vielleicht ist es nicht genug, dass er versteht! Oh, Elli, selbst wenn es jemand wie Damon w ä re, der die Gebr ä uche der T ü rme kennt, der weiß, was eine Bewahrerin ist, h ä tte ich Angst! Und Andrew weiß oder versteht es nicht, und es gibt keine Worte, es ihm zu sagen! Und auch er hat die einzige Welt verlassen, die er je kannte, und was kann ich ihm daf ü r geben?
Ellemir beschwichtigte sie: Aber du bist von dem Bewahrerinneneid entbunden worden. Die Gewohnheit vieler Jahre, das war ihr klar, konnte nicht in einem Tag durchbrochen werden, doch sobald Callista sich von ihren ä ngsten befreit hatte, w ü rde sicher alles gut werden. Sie dr ü ckte Callista an sich und sagte z ä rtlich: Die Liebe ist nichts, wovor man sich zu f ü rchten hat, Breda, auch wenn sie dir seltsam oder erschreckend vorkommen mag.
Ich wusste, du w ü rdest es nicht verstehen. Callista seufzte. Im Turm waren andere Frauen, die nicht nach den Gesetzen f ü r Bewahrerinnen lebten, die frei waren, der Verbundenheit, die uns alle umschlang, Ausdruck zu geben. Es war so viel . so viel Liebe unter uns, und ich wusste, wie gl ü cklich es sie machte, zu lieben oder auch nur das Verlangen zu befriedigen, wenn es keine Liebe war, sondern nur . Bed ü rfnis – und Freundlichkeit. Sie seufzte noch einmal. Ich bin nicht unwissend, Ellemir , erkl ä rte sie mit eigent ü mlicher, verlorener W ü rde. Unerfahren, ja, weil ich bin, was ich bin, aber nicht unwissend. Ich habe gelernt, mir dessen nicht . nicht sonderlich bewusst zu sein. Es war auf diese Weise einfacher, aber ich wusste Bescheid, o ja. Ebenso wie ich zum Beispiel weiß, dass du Liebhaber vor Damon gehabt hast.
Ellemir lachte. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht. Wenn ich zu dir nicht dar ü ber sprach, dann nur, weil ich die Gesetze kenne, unter denen du lebtest – sie wenigstens so gut kannte, wie sie ein Außenstehender kennen kann –, und das schien eine Mauer zwischen uns zu sein.
Aber du musst doch erkannt haben, dass ich dich darum beneidete , sagte Callista. Ellemir setzte sich im
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