Der verbotene Turm - 11
R ü cksicht auf die Gef ü hle ihres Vaters und ihren Bewahrerinneneid h ä tte tun k ö nnen. Und Lord Alton h ä tte es so sicher erfahren, als ob Callista es vom Dach hinunter geschrieen h ä tte.
Du warst selbst krank, Liebes. Andrew hat das bestimmt verstanden.
Aber Callista fragte sich: War die lange Krankheit, die auf ihre Rettung folgte, vielleicht eine Reaktion auf ihr Versagen gewesen? Vielleicht hatten sie eine Gelegenheit vers ä umt, die niemals wiederkam. Sie h ä tten zusammenkommen k ö nnen, als sie beide vor Leidenschaft brannten und es keinen Raum gab f ü r Zweifel und ä ngste. Sogar Leonie hatte es f ü r wahrscheinlich gehalten, dass sie es getan hatte.
Warum habe ich es nicht getan? Und jetzt, jetzt ist es zu sp ä t . Ellemir g ä hnte. Dann l ä chelte sie strahlend.
Es ist unser Hochzeitstag, Callista!
Callista schloss die Augen. Mein Hochzeitstag. Und ich kann Ellemirs Freude nicht teilen. Ich liebe ebenso wie sie, und doch bin ich nicht froh . Sie f ü hlte den wilden Drang, sich mit ihren N ä geln zu zerfleischen, sich mit ihren F ä usten zu schlagen, die Sch ö nheit zu bestrafen, die ein so leeres Versprechen war, den K ö rper, der ganz wie der einer begehrenswerten Frau aussah – und doch nur eine hohle Schale war. Aber Ellemir sah sie besorgt und fragend an, und so zwang sie sich, fr ö hlich zu l ä cheln.
Unser Hochzeitstag. Callista k ü sste ihre Zwillingsschwester. Bist du gl ü cklich, Liebling?
Und f ü r eine kleine Weile gelang es ihr, in Ellemirs Freude ihre eigenen ä ngste zu vergessen.
5
An diesem Morgen half Damon Dom Esteban in den f ü r ihn angefertigten Rollstuhl. So k ö nnt Ihr aufrecht sitzend an der Hochzeit teilnehmen und braucht nicht wie ein Invalide flach auf dem Bett zu liegen!
Es ist ein seltsames Gef ü hl, sich wieder in der Senkrechten zu befinden. Der alte Mann hielt sich mit beiden H ä nden fest. Mir ist schwindelig, als w ä re ich bereits betrunken.
Ihr habt zu lange auf dem R ü cken gelegen , stellte Damon sachlich fest. Bald werdet Ihr Euch daran gew ö hnt haben.
Nun, besser, ich sitze, als ich bin auf Kissen hochgest ü tzt wie eine Frau im Kindbett! Und wenigstens sind meine Beine noch da, wenn ich sie auch nicht f ü hlen kann.
Sie sind noch da , versicherte Damon ihm, und wenn jemand Euren Stuhl schiebt, k ö nnt Ihr zu ebener Erde ü berall hin.
Das wird eine Erleichterung sein , sagte Esteban. Ich habe es satt, diese Decke anzusehen! Wenn der Fr ü hling kommt, werde ich Arbeiter bestellen und sie ein paar R ä ume im Erdgeschoss f ü r mich umbauen lassen. Ihr beiden . , setzte er hinzu und winkte Andrew, sich ihnen anzuschließen, . k ö nnt f ü r euch und eure Frauen jede der großen Suiten oben haben.
Das ist großz ü gig, Schwiegervater , bedankte sich Damon, doch der alte Mann sch ü ttelte den Kopf.
Ganz und gar nicht. Kein Raum im oberen Stockwerk wird f ü r mich je wieder den geringsten Nutzen haben. Ich schlage vor, dass ihr jetzt geht und euch die Zimmer aussucht. Lasst meine alten R ä ume f ü r Domenic, wenn er sich eine Frau nimmt, aber unter allen anderen habt ihr die Wahl. Wenn ihr das gleich tut, k ö nnen die Frauen in ihr eigenes Heim ziehen, sobald sie getraut sind. Lachend setzte er hinzu: Und w ä hrend ihr das erledigt, soll Dezi mich hier unten umherfahren, damit ich mich wieder an den Anblick meines Hauses gew ö hne. Habe ich dir daf ü r schon gedankt, Damon?
Im oberen Geschoss suchten Damon und Andrew Leonie auf. Damon sagte: Ich wollte dich außer H ö rweite etwas fragen. So viel weiß ich, Dom Esteban wird niemals mehr gehen k ö nnen. Aber wie ist sein Zustand sonst, Leonie?
Außer H ö rweite? Die Bewahrerin lachte leise. Er hat Laran, Damon; er weiß alles, obwohl er sich vielleicht weise zu begreifen weigert, was es f ü r ihn bedeutet. Die Fleischwunde ist nat ü rlich lange verheilt, und die Nieren sind nicht verletzt, aber das Gehirn steht nicht mehr mit Beinen und F ü ßen in Verbindung. Er hat noch einigermaßen Kontrolle ü ber seine K ö rperfunktionen, aber zweifellos wird er sie mit der Zeit, wenn der untere Teil seines K ö rpers dahinschwindet, verlieren. Die gr ö ßte Gefahr besteht im Wundliegen. Du musst dich vergewissern, dass seine Leibdiener ihn alle paar Stunden auf die andere Seite legen, denn da er kein Gef ü hl hat, empfindet er auch keinen Schmerz, und deshalb merkt er es nicht, wenn eine Falte in seiner Kleidung oder etwas der Art Druck auf seinen K ö rper
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