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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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jetzt ja auch klar. Ich habe mich wirklich dumm benommen. Bitte entschuldige. Ich hoffe so sehr, daß dich die Blumen versöhnen!« Er sah sie flehentlich an.
    Er sah unwiderstehlich aus in diesem Moment, fand Leona, mit der dunklen Haarsträhne in der Stirn, den bittenden dunklen Augen, den hängenden Schultern. Sie hätte ihn gern in den Arm genommen, aber sie konnte nicht ohne ein Gespräch über das Geschehene hinweggehen.
    »Mich hat dieses Chaos hier erschreckt«, sagte sie und fand sich schon wieder kleinkariert, weil sie trotz Blumenstrauß und Entschuldigung auf dem Thema herumritt.
    »Es war nicht einfach … unordentlich, dreckig. Es war … so verkommen. Es sprach etwas daraus, das mich fassungslos machte.«
    Nun ließ er auch noch den Kopf hängen. Er verteidigte sich nicht, suchte nicht nach Ausflüchten und Erklärungen. Er schien entschlossen, alles, was sie sagte, über sich
ergehen zu lassen, geduldig abzuwarten, bis sie fertig wäre.
    »Ach, vergiß es«, sagte sie. Flüchtig strich sie ihm über den Arm. »Ich bin nicht mehr böse. Wirklich nicht.«
    Schlagartig veränderte er sich. Er hob den Kopf, straffte die Schultern. Er war wieder der stattliche, attraktive Mann mit den schönen, klaren Augen. Er nahm Leona in die Arme, zog sie an sich, preßte seine Lippen in ihre Haare.
    »Ich bin so glücklich«, flüsterte er, »so glücklich, daß ich dich gefunden habe, daß du mir gehörst. Ich kann es kaum abwarten, daß du endlich geschieden bist und wir heiraten können.«
    Heiraten, dachte sie, und diese Vorstellung flößte ihr plötzlich Furcht ein. Vielleicht ging alles zu schnell.
    »Ich werde ein bißchen Zeit brauchen«, gab sie, ebenfalls flüsternd, zurück, obwohl sie wußte, daß dies nicht der Zeitpunkt und nicht die Gelegenheit für eine Diskussion waren.
    Robert ließ sich darauf nicht ein. Anstelle einer Antwort zog er sie noch fester an sich, ließ seine Hände langsam über ihren Rücken gleiten. Leona wußte, wie sich sein Atem anhörte, wie sich seine Augen und seine Stimme veränderten, wenn er mit ihr schlafen wollte. Bislang hatte sie darauf immer sofort reagiert, nie war es ihr schwergefallen, ihre Stimmung unmittelbar seiner anzupassen. Als Mann, in einem einfachen, sexuellen Sinn, war er genau das, wovon sie immer geträumt hatte. Er schien wie etwas, das gerade für sie und für niemanden sonst entworfen worden war.
    Diesmal funktionierte es nicht. Nichts von seiner Erregung sprang auf sie über. Sie war müde, fühlte sich verschwitzt und abgekämpft. Sie hatte nicht die geringste
Lust, sich mit ihm auf dem azurblauen Teppich herumzuwälzen.
    »Wir wollten doch essen gehen«, sagte sie und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu winden.
    Robert hielt inne, ließ sie aber nicht los.
    »Du bist mir immer noch böse«, stellte er erneut fest, und kurz fragte sich Leona, ob er diesen Satz für den Rest des Urlaubes immer dann anbringen wollte, wenn irgend etwas nicht nach seinen Vorstellungen lief.
    »Ich bin nicht böse!«
    »Dann zeig es mir!«
    Seine Finger schoben sich in ihre Jeans. Seine Zunge spielte mit ihrem Ohr. Ein Kälteschauer zog über Leonas Rücken.
    Verdammt, dachte sie.
    Er hatte sofort gemerkt, daß sie nicht mehr gänzlich unbeteiligt war.
    »Du willst mich genauso, wie ich dich will«, murmelte er.
    Am Ende landeten sie natürlich auf dem Teppich, liebten sich zwischen Couchtisch und Fernseher, und es war so vollkommen wie immer, erschöpfend und beglückend, und Leona, die sich selbst nie für eine besonders sinnliche Frau gehalten hatte, dachte zum erstenmal, daß dies ein Grund sein konnte, bei einem Mann zu bleiben: Seine Fähigkeit, die Frau in seinem Bett sich wie eine Sexgöttin fühlen zu lassen. Alle Widrigkeiten des Tages schienen sich in nichts aufzulösen, alles war auf einmal in weite Ferne gerückt, unwirklich und unwichtig geworden. Längst hatte sich nächtliche Dunkelheit über das Zimmer gebreitet. Robert richtete sich auf, tastete auf dem Tisch nach einem Feuerzeug, zündete die Kerze an, die Leona auf den Tisch gestellt hatte. Im dämmrigen Schein sah sein
Gesicht sanft und verletzlich aus. Er betrachtete Leona, wie man einen kostbaren Schatz betrachtet, den zu besitzen man noch kaum glauben kann, und Leona fühlte sich so umhüllt von seiner Liebe, daß sie zu ihm emporblickte mit einem Lächeln, von dem sie ahnte, es hätte als Titelbild auf einen Schnulzenroman gepaßt.
    Und dann sah sie plötzlich, erstaunt und ohne es zu begreifen,

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