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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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durch.
    Wer war der Mann, mit dem sie seit fast drei Monaten zusammenlebte?
    Es gab Männer, die waren mit der Führung eines Haushalts völlig überfordert, und es haperte an allen Ecken und Enden, aber von Robert hatte sie einen ganz anderen Eindruck gehabt. Daheim in Frankfurt hatte er alles in Ordnung gehalten, hatte geputzt, gewaschen, die Katzenklos gesäubert. Er hatte gekocht und die Blumen gegossen und sogar ab und zu gebügelt.
    Aber das ist doch alles nicht wichtig, ermahnte sie sich selbst, seit wann bist du denn so spießig, daß du einen Mann nach seinen Haushaltsqualitäten beurteilst?

    Aber das war es nicht, und das wußte sie auch. Die Wohnung, die sie hier vorgefunden hatte, war nicht einfach unaufgeräumt, schlampig und – unvermeidlicherweise – staubig gewesen. Die Verwahrlosung, das Chaos waren ihr beinahe pervers vorgekommen. Einen Moment lang hatte sie den Eindruck gehabt, auf das Spiegelbild einer kranken Seele, eines kranken Geistes zu blicken. Es hatte sie geschockt, aber angesichts der neugeschaffenen Ordnung ringsum begann der Eindruck schon wieder zu verblassen.
    Du führst dich auf wie eine kleinkarierte deutsche Hausfrau, sagte sie spöttisch zu sich, flippst aus wegen einem bißchen Dreck und Unordnung und gerätst völlig aus dem Gleichgewicht.
    So war es nicht , wisperte ihr eine innere Stimme zu, und das weißt du auch !
    »Es war ein schöner Tag, eine schöne Reise«, sagte sie laut und trotzig, »und das lasse ich mir nicht vermiesen!«
    Blieb eine Tatsache bestehen: Sie saß in der letzten Zeit ein wenig zu oft da und verbrachte Stunden damit, sich Roberts Verhalten so lange zurechtzulegen ( zu beschönigen , warf die innere Stimme ein), bis es wieder auf die Vorstellung von einem Traummann paßte. Bei Wolfgang war das nie der Fall gewesen. Sie hatte manches Mal mit ihm gestritten, war wütend, empört und zuweilen auch verletzt gewesen – aber nie hatte er irgend etwas gesagt oder getan, was sie wirklich schockiert oder ihr gar Angst eingeflößt hätte. Sie hatte ihn nie als befremdlich, undurchsichtig oder bedrohlich empfunden. Irgendwie war alles so normal und einfach gewesen.
    Eben spießig, dachte sie.
    Nicht spießig. Nur normal. Gesund.
    Ausgerechnet Carolin mußte ihr nun in den Sinn kommen.
Sie hatte am gestrigen Nachmittag noch die Katzen zu ihrer Familie gebracht, um sie während der Reise versorgt zu wissen, und sie war natürlich als erstes über ihre jüngere Schwester gestolpert.
    »Du fährst jetzt wirklich mit dem Typen in die Ferien?« hatte Carolin mit hochgezogenen Augenbrauen gefragt.
    »Ja.«
    »Du bist verrückt! Dazu würden mich keine zehn Pferde bringen!«
    »Mein Gott, weil er einmal einen schlechten Tag hatte!«
    »Schau ihm doch mal in die Augen! Der hat einen Schuß weg, aber einen gewaltigen!«
    Carolin sollte den Mund halten, dachte Leona nun, bei den zweifelhaften Männern, die sie immer an Land zieht.
    Sie hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde, und stand unwillkürlich auf.
    »Robert?«
    Er trat ins Zimmer. Er hielt einen großen Strauß Frühlingsblumen in den Händen und wirkte etwas verlegen.
    »Hallo, Leona …«
    Sie blieb abwartend stehen. Er schaute sich um.
    »Das ist wirklich unglaublich«, sagte er, »du hast ein Schmuckstück aus der Wohnung gemacht!«
    »Na ja, so toll ist es auch wieder nicht. Ich habe halt ein bißchen aufgeräumt.«
    Er streckte ihr den Blumenstrauß hin, sie nahm ihn zögernd.
    »Ich habe mich dumm benommen«, sagte er, »es tut mir leid. Sei mir nicht mehr böse.«
    »Ich stell’ die Blumen ins Wasser.«
    Sie wollte an ihm vorbei in die Küche, aber er hielt ihren Arm fest.
    »Du sollst sagen, ob du mir noch böse bist!« In seinen
Atem mischte sich der Geruch von Whisky, aber nur ein wenig, er war nicht betrunken.
    »Nein. Bin ich nicht. Nur etwas müde.«
    »Du bist doch böse«, stellte er resigniert fest.
    Sie wand sich aus seinem Griff, ging in die Küche, kehrte mit einem Champagnerkühler aus Plastik zurück, in den sie Wasser gefüllt und die Blumen gestellt hatte.
    »Manches«, sagte sie, »verstehe ich manchmal bei dir nicht.«
    »Ach, Leona, ich weiß oft auch nicht, welcher Teufel mich reitet!« Hilflos strich er sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich war vorhin einfach sauer, weil nicht alles so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte nicht putzen und aufräumen, und ich wollte auch nicht, daß du es tust. Ich …«
    »Irgend jemand mußte es tun.«
    »Das ist mir

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