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Der Verehrer

Der Verehrer

Titel: Der Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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habe heute mit einem Mann gesprochen, der Robert schon seit vielen Jahren kennt. Er hat mir bestätigt, daß ich mir das nicht alles einbilde. Irgend etwas ist faul bei ihm. Und das hat speziell etwas mit seinen Beziehungen zu Frauen zu tun.«
    »Gehen wir doch sachlich vor«, sagte Paul, und Leona würgte eine zornige Bemerkung hinunter. Natürlich war sie unsachlich. Hysterisch vermutlich in seinen Augen. Warf mit obskuren Verdächtigungen um sich und steigerte sich in einen Verfolgungswahn hinein.
    »Das Gift«, fuhr Paul fort, »kann die Katze überall erwischt haben.«
    Leona seufzte. Diesen Satz sagte ihr jeder. Ob sie alle glaubten, eine ganz neue Erkenntnis vor ihr auszubreiten?
    »Dieses Rinderauge – könnte das nicht die andere Katze hereingebracht haben?« Er sah, wie sie den Mund öffnete, und hob beschwichtigend die Hände.
    »Moment! Katzen schleppen die eigenartigsten Dinge ins Haus, weil sie meinen, man freut sich über diese Geschenke. Ich weiß, du willst sagen, wie soll sie an ein Rinderauge kommen, aber …«

    »Ich wollte etwas anderes sagen«, unterbrach Leona. »Deine Theorie ist abwegig, weil Linda – die Katze – gar nicht hinaus kann. Seit Dollys Tod lasse ich sie eisern eingesperrt. Und noch dazu war meine Badezimmertür geschlossen. Eine Katze kann eine Tür notfalls öffnen, indem sie auf die Klinke springt, aber niemals kann sie sie wieder schließen.«
    »Okay. Linda scheidet aus. Also – wer hat alles einen Schlüssel zu diesem Haus?«
    »Wolfgang. Aber …«
    »Könnte das ein geschmackloser Scherz gegenüber seiner Nochehefrau sein?«
    »Nie im Leben. So etwas würde Wolfgang nicht tun. Außerdem versucht er gerade, sich wieder mit mir zu versöhnen. «
    »Hm. Wer noch?«
    »Meine Mutter.«
    »Die können wir wohl auch ausklammern. Und sonst?«
    »Sonst hat niemand einen Schlüssel.«
    »Robert hat keinen?«
    »Er hat ihn mir zurückgegeben, als er ging. Allerdings«, ihr wurde noch kälter bei dem Gedanken, »hatte er monatelang Zeit, sich einen Nachschlüssel machen zu lassen. Du lieber Himmel!« Sie starrte Paul entsetzt an. »Er hat mit Sicherheit einen Nachschlüssel! Die ganze Zeit! Oh Gott, die ganze Zeit schon konnte er hier aus und ein gehen, nachts, wenn ich geschlafen habe … vielleicht ist er im Haus herumgegeistert …« Sie preßte die Hand auf den Mund. »Ich muß mich gleich übergeben«, flüsterte sie, während die Panik in Wellen über sie floß und ihr fast den Atem nahm.
    Paul war mit zwei Schritten neben ihr. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände – die sehr kühl waren, wie
Leona dankbar feststellte – und zwang sie, ihn anzublicken.
    »Ganz ruhig, Leona«, sagte er mit fester Stimme, »atme tief durch und versuche dich zu beruhigen. Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren.«
    Sie tat, was er gesagt hatte, atmete tief durch, ein ums andere Mal, und tatsächlich ließ die Übelkeit nach, verebbte die Panik.
    »Geht schon wieder«, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab.
    »Gleich morgen läßt du die Schlösser austauschen«, sagte Paul. »Wie viele Türen nach draußen gibt es?«
    »Die Haustür, die Küchentür und die Kellertür. Zur Kellertür hatte Robert aber, glaube ich, nie einen Schlüssel in den Händen.«
    »Trotzdem. Sicher ist sicher. Laß auch dieses Schloß auswechseln. «
    »Und du meinst nicht, wir sollten die Polizei rufen?«
    »Ich glaube einfach nicht, daß wir genug in der Hand haben. Eine vergiftete Katze, die sich überall in der Nachbarschaft vergiftet haben kann. Ein Rinderauge in der Dusche – das ist geschmacklos und widerlich, aber es stellt ja keinen direkten Angriff auf Leib und Leben dar.«
    »Ein Mann betritt in meiner Abwesenheit mein Haus!
    Er …«
    »Das weißt du nicht. Leona, das ist doch das Problem. Du hast einen Verdacht, aber du hast nicht den mindesten Beweis. Glaubst du, die Polizei könnte irgend etwas gegen diesen Robert unternehmen, nur weil du glaubst , er steckt hinter all dem?«
    »Nein.« Sie nahm den nächsten Schluck Cognac. Sie fühlte sich elend und mutlos. »Ich werde keine Sekunde schlafen können heute nacht. Wenn ich mir vorstelle,
daß er jeden Moment wieder hier hereinkommen kann …«
    »Du schließt deine Zimmertür ab. Die müßte man dann erst aufbrechen, und das geht nicht ohne eine Menge Lärm. Ich bin dann ja schließlich auch noch da.«
    »Gott sei Dank!« Sie überlegte, wie schrecklich ihr erst zumute wäre, müßte sie allein sein. »Sosehr ich wünschte, zwischen dir und

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