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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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meinem neuen Sekretär Leandros in den Palazzo Peruzzi, die Residenz des Kaisers.

    Am nächsten Tag zog der Basileus in einer prunkvollen Prozession in Florenz ein, der Stadt der Lebensfreude, die sich an diesem Karnevalsmontag mit lärmenden Feierlichkeiten in fröhlichem Aufruhr befand. Neben Isidor von Kiew stand ich auf der Tribüne neben dem Thron des Patriarchen und erwartete den Kaiser mit seinem Gefolge.
    Die Florentiner, die sich auf dem Domplatz eingefunden hatten, trugen ihre prächtigsten Roben mit aufwändigen Stickereien und Eichhörnchenpelz. Ihre Frauen hatten herrliche Kleider angezogen und ihren schönsten Schmuck angelegt - Rubine und Saphire oder geschliffenes, buntes Glas aus Murano - und Schleierhauben, auf denen bunte Federn exotischer Vögel wippten.
    Patriarch Joseph hob die Hand: »Niketas, seht Ihr den Mann dort drüben am Baptisterium?« Er machte mich auf einen Florentiner in langem Gewand aufmerksam. »Er hat sich als griechischer Metropolit verkleidet!«, lachte er vergnügt. »Ein langer schwarzer Bart, eine prächtige Robe und eine Krone! Offensichtlich machen wir großen Eindruck auf die Florentiner.«
    »Scheint so.«
    Er musterte mich ernst. »Giorgios Scholarios sagte mir vorhin, Ihr wärt gestern in den Palazzo Peruzzi umgezogen?«
    »Das stimmt.«
    Er legte seine Hand auf meinen Arm. »Ich habe von Eurem Streit mit Basilios Bessarion gehört. Worum ging es?«
    »Um Glaubensfragen.«
    »Ich hoffe, wir benötigen kein Konzil, um euch beide wieder zu versöhnen.« Er wies auf Basilios, der einige Schritte entfernt mit Markos von Ephesos tuschelte.
    Stumm schüttelte ich den Kopf.
    »Niketas, Ihr und Basilios seid die einflussreichsten Metropoliten auf griechischer Seite! Ich flehe Euch an, lasst die Kirchenunion nicht scheitern! Beendet das byzantinisch-römische Schisma, und versöhnt euch, wie es Freunde tun, die sich so lange kennen wie ihr beide! Wenn ich zwischen euch vermitt...«
    »Meine Entscheidung ist endgültig.«
    Betroffen fuhr er sich durch den langen Bart. »Das tut mir aufrichtig leid. Nach dem Tod Eures Vertrauten, Rabbi Natanael, habt Ihr nun auch noch Euren besten Freund verloren. Niketas, mein lieber Junge, wenn Ihr ...«
    Er verstummte, als Giorgios Scholarios, der die Via Larga entlanggetrabt war, sein Pferd vor der Tribüne zügelte, aus dem Sattel sprang und sich vor dem Patriarchen verneigte.
    Dann wandte er sich an mich: »Euer Seligkeit, Seine Majestät wünscht Euch zu sehen! Er ist mit seinem Gefolge noch an der Porta San Gallo. Die Prozession soll in wenigen Minuten beginnen. Ich werde Euch zu ihm geleiten.«
    Ich nickte dem Patriarchen zu und schritt die Stufen hinunter. Während ich vor der Kathedrale darauf wartete, dass mir mein Pferd vorgeführt wurde, warf ich einen Blick hinüber zu Alessandra, die nicht weit entfernt von Cosimo auf der Tribüne neben der Taufkapelle stand. Tayeb und Caedmon wichen nicht von ihrer Seite. Ihr Anblick versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich wandte mich ab.
    Mein Pferd wurde herangeführt. Giorgios half mir in den Sattel, da mich das priesterliche Gewand behinderte. Als ich auf dem Pferd saß, ordnete er den steifen Brokatmantel und den langen Schleier meiner Haube. Vergebens, denn eine Windbö fegte über die Piazza, riss am Gewand und wirbelte mir den Schleier ins Gesicht. Ich sah empor zum sturmdurchtosten Himmel: Ein Gewitter zog herauf.
    Während Giorgios sich in den Sattel schwang, verließ Caedmon die gegenüberliegende Tribüne und eilte mit wehendem Habit quer über die Piazza zu mir herüber.
    »Bitte hört mich an!«, flehte er und ergriff die Zügel meines Pferdes. »Seit drei Tagen versucht sie, mit Euch zu reden, Mylord. Doch sie wird von Euren Gefolgsleuten immer wieder abgewiesen. Sie weiß, wie verletzt Ihr seid. Wie enttäuscht. Sie leidet unter der Trennung wie Ihr, Mylord. Sie ist sehr unglücklich. Sie will Euch sehen!«
    Wortlos nahm ich ihm die Zügel aus der Hand und wendete mein Pferd.
    »Mylord! Was soll ich ihr ausrichten?«
    »Ich habe ihr nichts zu sagen«, murmelte ich traurig.
    Ich trieb meinen Hengst an und folgte dem kaiserlichen Sekretär die geschmückte Via Larga hinauf zur Porta San Gallo, wo das Gefolge des Basileus wartete, bis der endlose Tross sich wieder in Bewegung setzte. Der Zeremonienmeister bemühte sich, die Ordnung zu bewahren, bevor das Gewitter losbrach.
    Giuliano Cesarini winkte mir zu. Er führte die Abordnung des päpstlichen Hofstaates an, die den Kaiser

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