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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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es dir?«, fragte er besorgt. »Du hast so viel Blut verloren!«
    Außer einem Seufzen brachte ich keinen Ton heraus.
    Ich beobachtete, wie Caedmon mit dem blutigen Schwert in der Hand wie gebannt das Evangelium anstarrte - die winzigen Papyrusfragmente, für die er vier ... nein: fünf Menschen getötet hatte. So nah war es. Er musste es sich nur nehmen.
    Zart strich er mit den Fingern über die hebräische Schrift eines Fragments: ›Nach deinen Worten wirst du gerichtet werden und nach deinen Taten verdammt.‹
    »Tito, ich brauche Verbandsmaterial!«, rief Niketas. »Tayeb, hilf mir, sie ins Bett zu bringen. Sie ist so schwach, dass sie gleich ohnmächtig wird!«
    Niketas und Tayeb halfen mir auf die Beine und hielten mich fest, als ich schwankte und beinahe stürzte. Tito verschwand, um die Binden zu holen.
    »Caedmon!«, flüsterte ich schwach.
    Er wandte den Blick vom Evangelium und sah mich an.
    »Schafft die Leiche zum Ponte Santa Trinitä, und werft sie in den Arno.«
    »Ja, Mylady!«
    »Morgen früh vor der Konzilssitzung ... werde ich Euch nach Santa Maria Novella begleiten ...« Ich wurde immer schwächer, taumelte der Ohnmacht entgegen. Ich musste mich konzentrieren, um weitersprechen zu können. »Der Papst ... wird Euch vergeben ... weil Ihr mir das Leben ... gerettet habt.«
    Meine Stimme war kaum mehr als ein Keuchen.
    Er nickte stumm und legte das Schwert vor sich auf den Schreibtisch.
    »Caedmon!«, flüsterte ich mit letzter Kraft.
    »Ja?«
    »Ich bin sehr glücklich ... und dankbar ... dass Ihr Euch ... für mich entschieden habt.«
    Er schlug die Augen nieder, starrte die Papyrusfragmente an und schwieg.
    Meine Knie zitterten so sehr, dass ich mich nicht länger auf den Beinen halten konnte. Mit letzter Kraft tastete ich nach Niketas' Arm, um mich an ihm festzuhalten, bevor ich stürzte. Doch meine blutige Hand glitt an seiner Schulter ab. Stöhnend vor Schmerz sank ich in die Knie.
    Niketas fing mich auf, nahm mich in die Arme und trug mich zu meinem Bett. Sanft legte er mich in die Kissen, zog mir das blutüberströmte Nachthemd aus und deckte mich zu.
    Ich spürte noch, wie mein Blut das Kopfkissen durchtränkte.
    Mir war so furchtbar kalt ...
    Dann war ich eingeschlafen.

    »Sie erwacht!«, hörte ich eine vertraute Stimme neben mir.
    Ich schlug die Augen auf und blinzelte in das grelle Licht.
    Die Fenster standen weit offen, und die Morgensonne schien in mein Schlafzimmer und warf ihr warmes Licht auf die Bettdecke. Tief atmete ich die frische, kühle Frühlingsluft ein, streckte meinen schmerzenden Körper und lauschte auf das fröhliche Gezwitscher der Schwalben, die unter dem Dach nisteten.
    Zwei Männer in langen Roben - der eine ganz in Schwarz, der andere in Weiß - standen mit dem Rücken zu mir am offenen Fenster und tuschelten sehr eindringlich miteinander. Nun hielten sie inne und wandten sich zu mir um. Es waren Niketas und ...
    Ungläubig kniff ich die Augen zusammen.
    »Willkommen in diesem Leben!«, lächelte Ludovico Scarampo, der neben mir auf dem Rand des Bettes saß. Er half mir in eine sitzende Position und stopfte mir zwei Kissen in den Rücken. »Wie fühlt Ihr Euch?«
    »Es gab schon Tage, an denen ich mich besser gefühlt habe.«
    »Kann ich mir vorstellen. Tut Euch selbst einen Gefallen, und bleibt ein paar Tage im Bett! Keine Konzilssitzungen, hört Ihr? Ich habe Bruder Caedmon die Medizin gegeben, die Ihr nehmen solltet, bis Ihr Euch erholt habt.«
    Niketas trat ans Bett - er wirkte erschöpft.
    Und hinter ihm erkannte ich ...
    »Euer Heiligkeit!«, flüsterte ich und wollte mich aufrichten, um seinen Ring zu küssen, doch er winkte ab.
    »Ihr müsst Euch schonen, Alessandra, denn Ihr habt sehr viel Blut verloren. Ihr hättet heute Nacht sterben können. Aber als eigensinnige Colonna müsst Ihr immer das letzte Wort haben. Sogar gegenüber Gott.«
    Ich lächelte matt. »Der Herr sagte, Er habe keine Lust, sich mit mir herumzuärgern, und hat mir die Himmelspforte vor der Nase zugeschlagen.« Das Sprechen fiel mir schwer. Der Verband schnürte mir die Kehle zu. »Aber wie Ihr erkannt habt, Euer Heiligkeit, muss ich immer das letzte Wort behalten. Ich habe Ihm hinterhergebrüllt: ›Ich komme wieder - verlass Dich drauf!‹« Ich begann zu husten. »Aber vorher ... habe ich noch eine Verabredung mit Satan ... in Rom.«‹
    Er nickte. »Niketas hat mir berichtet, was heute Nacht geschehen ist. Dass ein Assassino versucht hat, Euch zu ermorden. Und dass Euer Sekretär

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