Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
Vom Netzwerk:
die nächste weitergereicht wurden wie ein Staffelstab.
    Sie wollte es wie jede werdende Mutter besser machen.
     
    Mitten in der Nacht fuhr sie so abrupt hoch, dass sie glaubte, zu fallen. Ihre Hand tastete nach Halt, sie erwischte aber nur das Glas Wasser, das Dan ihr hingestellt hatte. Sofort war sie hellwach, knipste das Nachtlicht an und schaute sich um.
    Irgendwas hatte sie geweckt.
    Aus ihrer Handtasche, die am Fußende des Bettes stand, kam ein rhythmisches Brummen. Der Vibrationsalarm ihres Smartphones.
    Sie konnte sich schon denken, wer da versuchte, sie zu erreichen. Amelie zog sich die Decke über den Kopf und versuchte, schnell wieder einzuschlafen. Was leider nicht möglich war, denn kaum verstummte das Geräusch, fing es schon wieder an.
    «Idiot», murmelte sie und schaltete das Smartphone aus.
    Danach konnte sie nicht wieder einschlafen. Sie versuchte es ein paar Minuten, wälzte sich hin und her und setzte sich schließlich auf. Licht wieder an, Buch aus der Tasche. So ließ sich Schlaflosigkeit ertragen. Immer noch besser als dieses Lauschen auf den eigenen Herzschlag in den Ohren.
    Dumm nur, dass sie sich überhaupt nicht auf das Buch konzentrieren konnte. Außerdem hatte sie Durst, und das Glas war schon leer. Seufzend stand sie auf. Nur im Schlafshirt und mit Wollsocken an den Füßen tappte sie in die Küche und tastete nach dem Lichtschalter.
    Am Küchentisch saß Dan.
    Im Dunkeln.
    Sie erschrak fürchterlich.
    «Herrje! Du bist noch wach.»
    Er grinste jungenhaft. «Dasselbe könnte ich von dir auch sagen. Oder schlafwandelst du?»
    Ihr Lachen geriet etwas aus der Fassung. Sie ging zur Spüle, ließ Wasser in ihr Glas und trank. Sie fühlte sich von ihm beobachtet, aber das war nicht unangenehm, im Gegenteil. «Ich bin aufgewacht.» Sie überlegte, ob sie ihm von Michael erzählen sollte und seinem Anruf zu so später Stunde.
    «Passiert mir auch immer wieder.» Er sah sehr müde aus. «Ich koch uns Tee.»
    Sie wurde das Gefühl nicht los, als verberge auch er etwas vor ihr. Als sei da mehr als nur Schlaflosigkeit. Aber was ging sie das an, er war ein Fremder, der sie bei sich aufgenommen hatte. Mit dem sie einen Abend lang angenehm hatte reden und schweigen können. Aber immer noch ein Fremder.
    Als er sich an ihr vorbeischob und den Wasserkocher füllte, hatte sie plötzlich das Gefühl, als sei er ihr gar nicht so fremd. Sie nahm seinen Geruch war – schwer einzuordnen, nein, gar nicht einzuordnen. In letzter Zeit roch sie viel intensiver.
    Dann war der Moment vorbei, und sie setzte sich aufs Sofa. Dan hantierte an der Anrichte, fragte sie, ob sie Hunger habe, und komischerweise, ja, sie hatte Hunger. Die Digitaluhr am Backofen zeigte 04 : 17 .
    «Schon richtiges Frühstück oder noch warten?»
    «Toast wäre gut.» Damit ließ sich die Morgenübelkeit am besten vertreiben.
    Damit sie nicht fror, holte sie ihre Decke und schaute dann doch aufs Handy. Es war tatsächlich Michaels Nummer. Er hatte in wenigen Minuten noch zweimal angerufen. Sie seufzte. Wenn sie ihn zurückrief, hieß das, dass sie ihm vertraute. Dass sie ihm noch einmal eine Chance gab, alles richtig zu machen.
    Sie wählte seine Nummer.
    «Amelie!» Atemlos flüsterte er: «Warte, ich …» Sie hörte ihn rascheln, vielleicht hatte er im Bett gelegen und stand jetzt auf. Eine Tür schloss sich, seine Füße tappten über Dielen. Sein Atem war unnatürlich laut in ihrem Ohr, und sie verzog das Gesicht.
    «Ich hab gestern ständig versucht, dich zu erreichen.»
    «Du hast nur eine Stunde lang immer wieder angerufen. Damit sie es nicht merkt.»
    Er schwieg. Jetzt ging er bestimmt die Treppe runter, ins Wohnzimmer, weiter in die Küche … Nein, sie hörte eine Tür quietschen, und es gab im ganzen Haus nur eine Tür, die quietschte, und das war die zu ihrem Arbeitszimmer.
    «Verdammt, ich mache mir Sorgen, Am.»
    «Geht es ihr wieder gut? Ist sie nicht mehr im Krankenhaus?»
    Er atmete tief durch. «Ich will echt nicht mit dir streiten, Amelie.»
    Sie schwieg. Trat mit dem nackten Fuß gegen den Stuhl am Fußende ihres Bettes.
    «Ich komme morgen. Nach Pembroke. Ich hab einen Flug gebucht, lande um elf in Heathrow und nehme einen Mietwagen, dann bin ich abends bei dir. Ich hol dich ab, ja? Wir reden über alles, und … und …»
    Weiter hatte er wohl nicht gedacht.
    «Und dann?» Sie atmete durch, die Erschöpfung hing schwer an ihr. «Dann holst du mich heim, und ich muss mit ihr unter einem Dach wohnen? Weiß sie, dass

Weitere Kostenlose Bücher