Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
Vom Netzwerk:
warten, bis es dunkel wird.»
    Muir schaute auf die Uhr. «Das dauert noch Stunden. Bis dahin ist die halbe Rote Armee hier gelandet. Und solange diese Jagdbomber in der Nähe sind, können wir unmöglich mit dem Wasserflugzeug verschwinden. Sie würden uns abschießen, noch ehe wir überhaupt gestartet sind.»
    «Außerdem haben wir immer noch nicht das, weswegen wir hergekommen sind», ergänzte Jackson. «Das Bismatron hat einen Scheißdreck angezeigt. Das Ding ist toter als der Willi von meinem Grandpa.»
    «Sind Sie sicher, dass das Gerät funktioniert?», fragte Muir.
    «Schwer zu sagen, wenn es nichts zu finden gibt.»
    Grant nahm seine Uhr ab und ließ sie am Armband vor dem schwarzen Kasten baumeln. Die Nadel schlug aus, und aus dem Lautsprecher ertönte ein regelmäßiges Knacken.
    «Es funktioniert.» Er schnallte die Armbanduhr wieder um. «Radium-Zifferblatt», erklärte er. «Damit die Zahlen im Dunkeln leuchten.»
    Muir starrte ihn mit verkniffenem Gesicht argwöhnisch an. «Sehr clever. Kennen Sie vielleicht auch einen kleinen Taschenspielertrick, der uns von dieser beschissenen Insel runterbringt?»
    «Wir gehen nicht ohne den Schild», beharrte Jackson. «Es …» Er hielt inne, denn wieder einmal übertönte das Dröhnen der Flugzeugmotoren von draußen alles andere. «Es muss eine Möglichkeit geben, ihn zu finden.»
    Reed, der an der Tür stand, räusperte sich. «Ich glaube, ich weiß, wo der Tempel ist.»

SIEBENUNDZWANZIG
    Jackson schaute auf seine Füße hinunter, als erwarte er, jeden Moment eine korinthische Säule aus dem Beton wachsen zu sehen. «Warum genau glauben Sie das, Professor?»
    «Kommen Sie und sehen Sie selbst. Schnell.»
    Sie liefen zur Tür und beobachteten einen Moment lang den Himmel. Die Jaks waren gerade wieder für kurze Zeit westlich der Insel außer Sicht. Reed zeigte auf den Leuchtturm, genauer auf die Stelle an der Wand, wo die Betonverkleidung abgeplatzt war. Grant erkannte, dass das sein Werk war: Der Schaden stammte von den Kugeln, die er durch das Toilettenfenster auf den flüchtenden Russen abgefeuert hatte. An dieser Stelle lag die ursprüngliche Mauer frei – rechteckig behauene Steinblöcke, mit Mörtel verbunden.
    «Schauen Sie sich diesen Stein einmal an. Was sehen Sie?»
    Grant griff wieder zum Feldstecher. Zuerst war die Sicht verschwommen, doch als er am Stellrad drehte, traten aus dem Farbenbrei schwache Konturen hervor, die immer schärfer wurden und sich schließlich zu einem Kreis verfestigten. Vom Mittelpunkt gingen dünne Linien aus, sodass eine zierliche Rosette entstand.
    «Das ist keine russische Handwerkskunst», stellte Reed fest. «Und sehen Sie mal dort.»
    Grant folgte seinem Blick zum Fuß des Leuchtturms. Jetzt, bei näherem Hinsehen, erkannte er, dass die Betonverkleidung nicht ganz bis zum Boden reichte. Er verließ den Schutz der Hütte, rannte geduckt zu dem Turm und kniete an der Mauer nieder. Als er das Gras entfernte, das um die Basis herum wuchs, kam das Fundament zum Vorschein: mehrere Reihen roh behauenen Sandsteins, gewaltige Blöcke, die fast ohne jeglichen Zement zusammengefügt waren.
    Reed war ihm gefolgt. «Da haben Sie Ihren Tempel. Die Russen müssen die Überreste ausgegraben und zum Bau des Leuchtturms verwendet haben.»
    Grant warf einen Blick zurück. Die anderen beobachteten sie von der Tür der Hütte aus, und am Himmel dahinter flogen die Jäger die nächste Kehre. «Wir sollten lieber wieder in Deckung gehen.»

    Jackson war sichtlich niedergeschlagen, als er die Neuigkeit erfuhr. «Von wann stammt der Leuchtturm?»
    «Anscheinend aus dem 19. Jahrhundert. Im Admiralslotsen von 1894 wird er schon erwähnt.»
    «Die Männer, die ihn gebaut haben – glauben Sie …?»
    Reed schüttelte den Kopf. «Das bezweifle ich. Einen solchen Fund hätte man unmöglich geheim halten können, nicht an einem Ort wie diesem. Es wäre die sensationellste Entdeckung der Zeit gewesen.»
    «Also ist der Schild nicht hier. Verdammte Scheiße .» Muir trat frustriert gegen eins der Bettgestelle, dann steckte er sich eine Zigarette an. Das Nikotin schien ihn wenigstens etwas zu beruhigen.
    «Er könnte trotz allem hier sein», widersprach Reed vorsichtig. «Es könnte unter dem Tempel ein System unterirdischer Gänge gegeben haben, wie auf Lemnos. Vielleicht kann Ihr Gerät ihn dort nicht orten.»
    «Dieses Scheißding ist dazu konstruiert, … Material … tief unter der Erde zu orten. Nie und nimmer können die Jungs in der

Weitere Kostenlose Bücher