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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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Militärbasen.»
    «Wem sagen Sie das.» Jackson blickte unbehaglich ins Tal hinunter. «Kowalski, nehmen Sie Ihre Leute und sorgen Sie dafür, dass niemand hier raufkommt. Grant, Sie graben weiter.»
    Kowalski führte seine Männer im Laufschritt zurück zur Oberkante des Wasserfalls. Grant begann die Erde aus dem Loch zu schaufeln. Es schien sich um eine Art Schacht zu handeln, der in den Fels gehauen war, kaum achtzig Zentimeter im Quadrat. Das Graben war nicht leicht, denn durch den steilen Winkel fiel von jeder Schaufel Erde, die er ausstach, die Hälfte gleich wieder von der Spatenklinge.
    Ein paar Schritte entfernt hatte Jackson das Bismatron ausgepackt und sich daneben hingekniet. Er betätigte einen Schalter. Grant hörte, wie das Gerät knisternd zum Leben erwachte. Ein lautes Rauschen ertönte, gefolgt von einer Reihe leise knatternder Töne, wie das Geräusch eines Autos mit Fehlzündung in der Ferne.
    «Ach du Scheiße», flüsterte Jackson. «Das Ding geht ab wie ein Feuerwerk. Wir müssen ganz dicht dran sein. Wie kommen Sie voran?»
    Das Loch zu Grants Füßen war jetzt fast sechzig Zentimeter tief. Inzwischen konnte er mit dem Spaten kaum noch etwas ausrichten, der Winkel war einfach zu steil. Er zog ihn heraus, stellte sich auf die Klinge und bog den Stiel um, bis er im rechten Winkel zur Klinge stand. So ging es etwas besser; er konnte jetzt damit die Erde herausschaufeln wie mit einer überdimensionalen Suppenkelle.
    Zentimeter für Zentimeter wurde das Loch tiefer, doch noch immer war kein Grund in Sicht. Grant arbeitete inzwischen kniend und griff mit beiden Armen in das Loch hinein. Selbst auf diese Weise erreichte er mit dem Werkzeug kaum noch den Grund.
    Er stieß den verbogenen Spaten ein weiteres Mal in den weichen Boden, bewegte ihn auf sich zu, um Erde auf die Klinge zu schaufeln, und wollte ihn dann herausziehen. Doch plötzlich ließ sich die Spatenklinge nicht mehr anheben. Der Widerstand kam so überraschend, dass Grant beinahe vornüber in das Loch gestürzt wäre. Er spähte hinein. Die Spatenklinge schien sich unter einem Vorsprung im Felsen verfangen zu haben. Zwischen der Erde und dem Gestein konnte er einen dunklen Spalt ausmachen. Grant schob den Spaten weiter hinein und kratzte in dem Spalt herum. Er wurde breiter; lose Erde bröckelte hinein und verschwand im Dunkeln. Unter dem Schacht musste sich ein Tunnel oder eine Höhle befinden.
    «Haben Sie mal eine Taschenlampe?»
    Jackson nahm eine von dem Haufen mit den Ausrüstungsgegenständen und warf sie ihm zu. Er und Reed kamen zu Grant an den Rand des Schachtes und schauten ihm über die Schulter, während er den Lichtstrahl auf die Spalte am Grund richtete. Alles, was er sah, war Erde und Finsternis.
    «Dann mal hinein», murmelte er. Er setzte sich auf die Kante, die Füße im Schacht. Mit einem Griff an die Hüfte vergewisserte er sich, dass sein Webley im Halfter steckte, dann nahm er die Taschenlampe fest in die Hand und sprang.

EINUNDDREISSIG
    Grants Füße sanken am Grund des Loches in den Boden ein, der immer weiter nachgab. Er hob schützend die Arme über den Kopf, und schon glitt er unter der Felskante hindurch. Noch immer stieß er nicht auf Widerstand; im Gegenteil, er wurde eher noch schneller. Hilflos in der Dunkelheit hin und her geschleudert, rutschte er eine Schräge hinunter. Überall um ihn herum prasselten lose Erdbrocken und kleine Steinchen herunter. Sie drangen ihm in den Hemdkragen, in Ohren und Mund. Für einen Moment erfasste ihn ein überwältigendes Grauen bei der Vorstellung, er könnte ewig so weiter in die Tiefe stürzen. Doch schließlich landete er mit einem unsanften Aufprall. Einen Moment lang blieb er still liegen, während sich die nachrutschende Erde an seinen Schultern häufte, als wollte sie ihn begraben.
    Er spuckte den Dreck aus, setzte sich auf und rieb sich die Prellungen an Armen und Schultern. Aus dem Schacht über ihm drang ein schwaches, bleiches Licht, und als sich seine Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnten, erkannte er grob behauene Felswände zu beiden Seiten. Vor ihm führten Steinstufen noch tiefer hinab. Er stand langsam auf.
    Plötzlich wurde es stockfinster. Grant hörte einen Aufschrei, dann ein Poltern und Scharren über sich. Ehe er sich von der Stelle rühren konnte, rutschte etwas Schweres den Erdhaufen herunter und prallte gegen ihn. Es riss ihm die Beine weg; er fiel vornüber und stürzte die Stufen hinunter.
    «Grant? Sind Sie das?»
    «Reed?»

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