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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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verstreut, und an der hinteren Wand lehnten einige Werkzeuge. Grant konnte eine Maurerkelle erkennen, einen Eimer, einen Rechen und eine Sichel. Davon abgesehen, war der Raum leer.
    «Gibt es da unten irgendetwas?» Reed spähte durch die Öffnung, versperrte sie so weit mit seinem Kopf, dass kaum noch Licht hereindrang. Im selben Moment spürte Grant, wie sich die Flamme seinen Fingern näherte. Er ließ das Streichholz fallen und war plötzlich von Finsternis umgeben.
    «Nichts, bis auf ein paar Gartengeräte. Auch eine Sichel – symbolisiert die irgendetwas? Den Tod vielleicht?» Grant dachte an die Wetterfahne oben auf dem Pavillon des Lord’s Cricket Ground. «Die Zeit?»
    «Die benutzt der Hausmeister vermutlich, um das Gras zu schneiden.» Reed verschwand, sodass wieder bläulich getöntes Tageslicht hereindringen konnte.
    «Wir werden wohl graben müssen.»

    Sie holten die mitgebrachten Geräte. Grant hängte die Petroleumlampen zwischen den Stützsäulen auf, während Marina etwa einen Meter vor der hinteren Wand eine Reihe Holzpflöcke in den Boden trieb. Im flackernden Schein der Lampen kauerten sie sich auf den Lehmboden unter dem Altar und betrachteten die Wände.
    «Die Kirche ist byzantinisch», erklärte Marina. «Diese Fundamente aber stammen aus hellenistischer Zeit – um zweihundert vor Christus, als viele der Mysterienkulte aufblühten.» Sie deutete auf die grob behauenen, mit Mörtel zusammengefügten Steine. Eine größere Anzahl schien zu fehlen, und die Lücken waren mit flachen Backsteinen aufgefüllt worden. «Man kann sehen, wo sie beim Bau der Kirche ausgebessert worden sind. Es ist aber möglich, dass die Stätte noch sehr viel älter ist.»
    Sie zeigte auf die Linie, die sie mit den Pflöcken bezeichnet hatte. «Das ist die Nordwand der Kirche. Vieles deutet aber darauf hin, dass die Ausrichtung des Gebäudes in der christlichen Zeit geändert wurde, damit der Altar nach Osten blickt.» Sie deutete mit dem Arm um sich, zeigte nacheinander auf die einzelnen Wände. «Fällt dir an der Südwand irgendetwas auf?»
    Grant starrte hinüber, versuchte die dunklen Schatten zu durchdringen. «Die Steine sehen kleiner aus – und sie sind nicht so sorgfältig zusammengefügt.»
    «Genau.» Marina schien erfreut. «Diese Wand wurde vermutlich später hinzugefügt, um die bestehenden Fundamente so zu unterteilen, dass sie die Kirche abstützen konnten. Gut möglich, dass der Hof uns eine genauere Vorstellung von den Abmessungen des ursprünglichen Tempels vermittelt. In dem Fall dürfte sich das Heiligtum ungefähr hier befunden haben.»
    «Dann fangen wir mal an.»
    Es war eine mühselige, langwierige Arbeit. Wegen der geringen Höhe des Raumes konnten sie nicht aufrecht stehen und mussten die festgestampfte Erde halb gebückt mit kurzen, ungelenken Spatenstichen angehen. Nachdem sie den Boden erfolgreich aufgebrochen hatten, entwickelten sie ein System, bei dem Marina, Reed und Muir den Eimer mit Erde füllten, die Grant dann nach draußen trug und am Berghang ausschüttete. Die ohnehin schon stickige Luft wurde zusehends drückender. Marina knotete sich ihre Bluse um die Taille zusammen, während Grant sein Hemd auszog und mit nacktem Oberkörper arbeitete. Sogar Reed band sich die Krawatte ab und krempelte seine Ärmel hoch.
    Grant brachte gerade wieder einen Eimer Erde nach draußen, als ihm am Fuß des Berges auf der anderen Seite des Tals etwas ins Auge fiel.
    «Was ist das?»
    «Was denn?» Reed lag lang ausgestreckt im Gras und verschnaufte, während Marina für ihn einsprang. Er starrte direkt hinüber, schien aber nichts bemerkt zu haben. Aber Grant war sich nie ganz sicher, was der Professor alles sah.
    «Da drüben.» Wieder zeigte es sich – eine Folge aufblinkender Lichtblitze, die zu ihnen vom Rande eines Bergkamms, unweit einer verkohlten Kiefer, herüberdrang. Grant versuchte sie zu zählen, fragte sich, ob es wohl eine Art Botschaft war. Aber an wen?
    «Ist vielleicht nur ein Stück Silberpapier von einer Zigarettenpackung, oder eine Glasscherbe», mutmaßte Reed.
    «Oder jemand, der uns beobachtet.» Grant streifte sein Hemd über und schnallte sich den Webley um. Dann stieg er den Abhang hinunter, bahnte sich vorsichtig einen Weg durch dichtes Gestrüpp und loses Geröll. Er musste sich vollauf darauf konzentrieren, nicht den Halt zu verlieren; als er aufblickte, konnte er die Blitze nicht mehr sehen.
    Er überquerte ein Bächlein am Fuß des Berges und trat dann den

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